„Grundwasser nicht betroffen“
BERLIN - Von Politik und Öffentlichkeit weitgehend unbeachtet hat die vom Bundestag einberufene „Expertenkommission Fracking“im vergangenen
Jahr ein abschließendes Gutachten über Fracking vorgestellt. Ein Restrisiko wird es immer geben, sagt Kommissionsvorsitzende Charlotte Krawczyk im Gespräch mit Igor Steinle. Doch die Gefahren ließen sich minimieren.
Was sind die Erkenntnisse Ihres Gutachtens?
Wir haben die Auswirkungen von Fracking auf Grundwasser, Methanausstoß und Erdbeben-Aktivität in anderen Ländern anhand von Fachliteratur ausgewertet, da wir in Deutschland keine Erfahrungen mit unkonventionellem Fracking haben. Wir haben die Ergebnisse bewertet und Empfehlungen gegeben, mit denen sich Risiken minimieren lassen. Ein Restrisiko wird jedoch immer bestehen bleiben.
Welche Faktoren sind relevant? Gibt es beispielsweise große Störungen im Untergrund, sollten solche Gebiete ausgeschlossen werden. Oder: Wie dicht ist das Gebiet besiedelt, gibt es kritische Infrastrukturen? Wir halten es deshalb weiterhin für sinnvoll, zuerst anhand von Erprobungsmaßnahmen mehr Kenntnisse zu den Risiken und deren Beherrschbarkeit zu erhalten, bevor großmaßstäblich in die Aufsuchung und Förderung eingestiegen wird. Nach unserer Kenntnis liegen den Landesbehörden keine solchen Anträge vor. Hinzu kommt, dass wir aus fossiler Energie aussteigen wollen, sodass Firmen keine Investitionen tätigen, wo zunächst noch Forschung betrieben werden muss.
Hat es in den vergangenen Jahren Fortschritte gegeben?
Ja, beispielsweise gibt es Wasserverunreinigungen eher an der Oberfläche, aber nicht im Grundwasser. Durch technische Anforderungen an Bohrplätze lassen sich diese weiter reduzieren. Auch die Dichtheit der Leitungen oder die Ventiltechnik sind erheblich verbessert.
Wie steht es ums Erdbebenrisiko? Man muss sich genau ansehen, in welcher Region man fördern will. Gibt es bereits starke natürliche Aktivität, wie etwa im Rheingraben, wäre das ein Ausschlusskriterium. Auch tektonisch beanspruchte Gebiete wären auszuschließen. Es kommt auch darauf an, wie tief die Lagerstätten liegen: Sind sie nahe an der Oberfläche, ist das Risiko größer. Bei unkonventionellem Fracking brauche ich meist höheren Druck, oberflächennahe Gasvorkommen sollten ausgeschlossen werden.