Konzernlenker gegen Gasembargo
Die Chefs von BASF und Mercedes warnen eindringlich
LUDWIGSHAFEN/STUTTGART (dpa) - BASF-Chef Martin Brudermüller und Mercedes-Chef Ola Källenius haben am Freitag vor schweren Folgen eines möglichen Embargos von russischem Erdgas gewarnt. „Wenn über Nacht die Erdgaslieferungen aus Russland wegfallen, würde das zu einer irreversiblen Schädigung der Volkswirtschaft führen“, sagte Brudermüller am Freitag bei der Hauptversammlung des Unternehmens. Im Extremfall müsste BASF die Produktion im Stammwerk in Ludwigshafen einstellen.
„Wir sehen das wie die Bundesregierung“, sagte der Manager. „Sie hat sich gegen ein Erdgas-Embargo ausgesprochen. Wir halten diese Linie für die richtige.“Russland decke rund 50 Prozent des deutschen Erdgasverbrauchs. „Damit bilden die russischen Gaslieferungen die Basis für die Wettbewerbsfähigkeit unserer Industrie“, betonte der BASFChef. Dies seien Realitäten. Priorität von Politik und Wirtschaft müsse sein, sich aus dieser Abhängigkeit so schnell wie möglich zu befreien. Dies alles gehe jedoch nicht auf Knopfdruck.
BASF beziehe kein Gas und kein Öl direkt aus Russland, sondern von westeuropäischen Lieferanten. „In deren Portfolio ist aber auch Erdgas aus Russland. Und damit auch in einem ähnlichen Verhältnis bei BASF am Standort in Ludwigshafen. Um es klar zu sagen: Eine kurzfristige Lösung, Erdgas aus Russland zu ersetzen, gibt es nicht.“
Bis spätestens Anfang Juli will BASF den Großteil seiner Geschäfte in Russland und Belarus wegen des Krieges einstellen. „Eine Ausnahme machen wir: Wir führen unser Geschäft für die Produktion von Nahrungsmitteln fort.“Die Ukraine und Russland seien die „Kornkammern der Welt“. „Sie sind wichtige Getreideexporteure. Durch den Krieg könnte eine Hungersnot drohen, die vor allem Afrika treffen würde. Wir wollen einen Beitrag leisten, um das zu verhindern.“
Angesichts einer möglichen Unterbrechung russischer Gaslieferungen hat auch Mercedes-Chef Ola Källenius vor einschneidenden Folgen gewarnt. „Sollte es zu einem Gaslieferstopp kommen, würde das weite Teile der Wirtschaft betreffen“, sagte der Vorstandsvorsitzende von Mercedes-Benz am Freitag bei der Onlinehauptversammlung auf Fragen. Der Hersteller brauche Gas für die Fertigung und das Heizen von Werkshallen.
Die Bundesnetzagentur habe bisher nicht mitgeteilt, in welcher Weise der Autobauer von einer Rationierung betroffen wäre, sagte Källenius. Die Stuttgarter sind demnach im Kontakt mit den Behörden und bereiten mögliche Schritte vor, um den eigenen Gasverbrauch zu mindern. Ein Ölembargo würde sich hingegen nicht unmittelbar auf die Fertigung auswirken, könnnte aber Zulieferer und Logistikunternehmen treffen, sagte Källenius.