Gestank bremst Pläne für Baugebiet aus
„Unter dem Hägle II“wird immer unwahrscheinlicher – Stadt müsste noch einmal investieren
TUTTLINGEN-NENDINGEN Kommt es oder kommt es nicht? Seit Jahren wird diskutiert, ob das Wohnbaugebiet „Unter dem Hägle II“in Nendingen umsetzbar ist. Mittlerweile ist klar: Eine Bebauung der Fläche wird immer unwahrscheinlicher
Es stinkt in dem Gebiet „Unter dem Hägle II“- und zwar wortwörtlich. „Fast die Hälfte des Gebiets ist geruchsbelastet und deshalb eigentlich nicht bebaubar“, erklärt Tuttlingens Oberbürgermeister Michael Beck. Doch was heißt das genau? Direkt an das Planungsgebiet grenzt ein landwirtschaftlicher Betrieb. Untersuchungen hätten ergeben, dass das geplante Wohngebiet durch Gerüche des Betriebs belastet werden würde. „Ende letzten Jahres haben sich die Bedingungen dann noch einmal verschärft. Wir müssten das Gebiet mit Blick auf die Geruchsbelästigung deshalb noch einmal neu begutachten lassen“, erklärte Michael Herre vom Fachbereich Planung und Bauservice der Stadt Tuttlingen.
Bedeutet auch, dass die Stadt für das Gutachten noch einmal rund 20 000 Euro investieren müsste. „Mit dem wahrscheinlichen Ergebnis, dass mit den neuen Richtlinien noch weniger Platz zum Bauen zur Verfügung stände“, sagt Beck. Bislang hätte man für das Gebiet bereits zwischen 30 000 und 40 000 Euro ausgegeben – ohne Ergebnis.
„Wenn wir das Geld ausgeben, dann verschiebt sich die Grenze und es würde noch weniger Platz zum Bauen übrig bleiben“, erklärt der OB. Zu dem Geruchsproblem kommt nämlich noch ein weiteres Hindernis: Viele der Grundstückseigentümer wollen nicht verkaufen. Größter Grundstückseigentümer ist der landwirtschaftliche Betrieb. Dem Besitzer seien bereits mehrere Tauschflächen angeboten worden. Aber: „Er möchte gerne das angrenzende Grundstück oberhalb seines Hofes“, sagt Herre. Dieses ist allerdings kein städtisches Grundstück, sondern gehört einer Erbengemeinschaft.
„Die zeigt allerdings keinerlei Interesse an einem Kauf oder Tausch“, bemerkt Herre.
Ob es keine Möglichkeit gibt, die Geruchsbelästigung auf dem landwirtschaftlichen Areal zu minimieren, will FDP-Rat Herbert Spägele wissen. Und tatsächlich gebe es sicherlich die Möglichkeit, allerdings gebe es auf dem Grundstück Erweiterungsflächen, die der Landwirt eventuell für Rinderhaltung und Hühnerhaltung vorsieht. „Das würde wiederum noch eine höhere Geruchsbelastung bedeuten. Außerdem wollen wir
„Fast die Hälfte des Gebiets ist geruchsbelastet“
dem Landwirt die Möglichkeit offen lassen, sich zu entwickeln“, sagt der Oberbürgermeister.
Dass es in Nendingen aber durchaus Bedarf nach Bauplätzen gibt, zeigt eine Auswertung der Stadt. So hätte es bis Ende 2020, also mit Schließung der Vormerkliste, 80 Bewerber für einen Bauplatz gegeben. Nach einem Anschreiben im Februar diesen Jahres seien es immer noch 53 Interessenten gewesen. „Einige Bauplatzinteressenten haben in der Zeit bereits anderweitig einen Bauplatz oder ein Wohnhaus erworben. Acht der Bauplatzinteressenten haben in Nendingen
Tuttlingens Oberbürgermeister Michael Beck
zwischen 2018 und 2021 eine Baulücke oder ein Wohngebäude erworben“, zählt Karin Kohler vom Fachbereich Wirtschaftsförderung, Liegenschaften und Forst auf.
Ein Grund, weshalb die Stadt nun auch die Innenentwicklung in Nendingen weiter stärken möchte – beispielsweise die Entwicklung des Hanneles-Areal. Dazu habe die Verwaltung bereits eine städtebauliche Vorstudie entwickelt. Ein endgültiges Ergebnis, wie es mit dem Wohnbaugebiet „Unter dem Hägle II“weitergeht, gibt es aktuell noch nicht. Wirklich optimistisch, dass da eine Bebauung stattfinden könnte, zeigt sich die Verwaltung allerdings nicht. Viel mehr soll nun geprüft werden, wo es in Nendingen Alternativflächen geben könnte.