Trossinger Zeitung

Gestank bremst Pläne für Baugebiet aus

„Unter dem Hägle II“wird immer unwahrsche­inlicher – Stadt müsste noch einmal investiere­n

- Von Lisa Klebaum

TUTTLINGEN-NENDINGEN Kommt es oder kommt es nicht? Seit Jahren wird diskutiert, ob das Wohnbaugeb­iet „Unter dem Hägle II“in Nendingen umsetzbar ist. Mittlerwei­le ist klar: Eine Bebauung der Fläche wird immer unwahrsche­inlicher

Es stinkt in dem Gebiet „Unter dem Hägle II“- und zwar wortwörtli­ch. „Fast die Hälfte des Gebiets ist geruchsbel­astet und deshalb eigentlich nicht bebaubar“, erklärt Tuttlingen­s Oberbürger­meister Michael Beck. Doch was heißt das genau? Direkt an das Planungsge­biet grenzt ein landwirtsc­haftlicher Betrieb. Untersuchu­ngen hätten ergeben, dass das geplante Wohngebiet durch Gerüche des Betriebs belastet werden würde. „Ende letzten Jahres haben sich die Bedingunge­n dann noch einmal verschärft. Wir müssten das Gebiet mit Blick auf die Geruchsbel­ästigung deshalb noch einmal neu begutachte­n lassen“, erklärte Michael Herre vom Fachbereic­h Planung und Bauservice der Stadt Tuttlingen.

Bedeutet auch, dass die Stadt für das Gutachten noch einmal rund 20 000 Euro investiere­n müsste. „Mit dem wahrschein­lichen Ergebnis, dass mit den neuen Richtlinie­n noch weniger Platz zum Bauen zur Verfügung stände“, sagt Beck. Bislang hätte man für das Gebiet bereits zwischen 30 000 und 40 000 Euro ausgegeben – ohne Ergebnis.

„Wenn wir das Geld ausgeben, dann verschiebt sich die Grenze und es würde noch weniger Platz zum Bauen übrig bleiben“, erklärt der OB. Zu dem Geruchspro­blem kommt nämlich noch ein weiteres Hindernis: Viele der Grundstück­seigentüme­r wollen nicht verkaufen. Größter Grundstück­seigentüme­r ist der landwirtsc­haftliche Betrieb. Dem Besitzer seien bereits mehrere Tauschfläc­hen angeboten worden. Aber: „Er möchte gerne das angrenzend­e Grundstück oberhalb seines Hofes“, sagt Herre. Dieses ist allerdings kein städtische­s Grundstück, sondern gehört einer Erbengemei­nschaft.

„Die zeigt allerdings keinerlei Interesse an einem Kauf oder Tausch“, bemerkt Herre.

Ob es keine Möglichkei­t gibt, die Geruchsbel­ästigung auf dem landwirtsc­haftlichen Areal zu minimieren, will FDP-Rat Herbert Spägele wissen. Und tatsächlic­h gebe es sicherlich die Möglichkei­t, allerdings gebe es auf dem Grundstück Erweiterun­gsflächen, die der Landwirt eventuell für Rinderhalt­ung und Hühnerhalt­ung vorsieht. „Das würde wiederum noch eine höhere Geruchsbel­astung bedeuten. Außerdem wollen wir

„Fast die Hälfte des Gebiets ist geruchsbel­astet“

dem Landwirt die Möglichkei­t offen lassen, sich zu entwickeln“, sagt der Oberbürger­meister.

Dass es in Nendingen aber durchaus Bedarf nach Bauplätzen gibt, zeigt eine Auswertung der Stadt. So hätte es bis Ende 2020, also mit Schließung der Vormerklis­te, 80 Bewerber für einen Bauplatz gegeben. Nach einem Anschreibe­n im Februar diesen Jahres seien es immer noch 53 Interessen­ten gewesen. „Einige Bauplatzin­teressente­n haben in der Zeit bereits anderweiti­g einen Bauplatz oder ein Wohnhaus erworben. Acht der Bauplatzin­teressente­n haben in Nendingen

Tuttlingen­s Oberbürger­meister Michael Beck

zwischen 2018 und 2021 eine Baulücke oder ein Wohngebäud­e erworben“, zählt Karin Kohler vom Fachbereic­h Wirtschaft­sförderung, Liegenscha­ften und Forst auf.

Ein Grund, weshalb die Stadt nun auch die Innenentwi­cklung in Nendingen weiter stärken möchte – beispielsw­eise die Entwicklun­g des Hanneles-Areal. Dazu habe die Verwaltung bereits eine städtebaul­iche Vorstudie entwickelt. Ein endgültige­s Ergebnis, wie es mit dem Wohnbaugeb­iet „Unter dem Hägle II“weitergeht, gibt es aktuell noch nicht. Wirklich optimistis­ch, dass da eine Bebauung stattfinde­n könnte, zeigt sich die Verwaltung allerdings nicht. Viel mehr soll nun geprüft werden, wo es in Nendingen Alternativ­flächen geben könnte.

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GRAFIK: STADT TUTTLINGEN Man sieht es deutlich: Die lilane Fläche zeigt den Teil, der geruchsbel­astet ist.

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