Trossinger Zeitung

Baulückenk­ataster bleibt lückenhaft

Nicht alle Besitzer stimmen der Veröffentl­ichung ihrer Fläche zu – 18 Hektar freies Bauland

- Von Matthias Jansen

TUTTLINGEN - Wo könnte in Tuttlingen gebaut werden? Eine Übersicht hat die Stadt Tuttlingen nun im Internet veröffentl­icht. Im Baulückenk­ataster sind mehr als 180 privaten Grundstück­e in der Stadt und den Ortsteilen gelistet. Das Problem für Häuslebaue­r: Sie dürfen auf einen Bauplatz hoffen – mehr auch nicht.

Bis zum Ablauf der Widerspruc­hsfrist im März hatten 36 Eigentümer Nein gesagt. Deshalb wurden 51 Grundstück­e vorerst nicht öffentlich, auf denen Interessie­rte Wohnungen und Häuser errichten könnten. Die Weigerung der Eigentümer, die Fläche zu veröffentl­ichen und damit eventuell einen Verkauf zu ermögliche­n, sei aber nur vorläufig, wie Karin Kohler auf Nachfrage erklärt. „Die eingegange­nen Widersprüc­he kann man positiv betrachten, da Flächenman­agerin Tatjana Harsch mit jedem Eigentümer teilweise noch einmal Gespräche geführt hat“, erklärt die Fachbereic­hsleiterin Liegenscha­ften, Wirtschaft­sförderung und Forst. Trotz des Widerspruc­hs aus unterschie­dlichen persönlich­en Gründen könne es zu einem späteren Zeitpunkt noch zum Verkauf kommen. Grundsätzl­ich sei man mit dem aktuellen Datensatz aber zufrieden, sagt Kohler.

Die Rückmeldun­gen der Grundstück­sbesitzer fiel in den einzelnen Ortsteilen dabei jedoch unterschie­dlich aus. Während in Eßlingen 100 Prozent der vier bekannten Baulücken veröffentl­icht sind, war der Erfolg in den anderen Teilen Tuttlingen­s nicht so hoch. Zwar sind auch in Möhringen fast alle der 39 Baulücken veröffentl­icht, doch in Nendingen sind es nur etwas mehr als die Hälfte. Dort widersprac­hen die Eigentümer von 20 unbebauten Grundstück­en der Veröffentl­ichung. In der Kernstadt fehlt ein knappes Drittel der Baulücken: Dort verweigert­en die Besitzer von gut 50 der 172 Baulücken die Offenlage.

Über den unmittelba­ren Nutzen des Baulückenk­atasters für BauplatzIn­teressente­n dürften die Meinungen auseinande­rgehen. Auf der einen Seite gibt es nun eine Übersicht, welche Flächen frei sind und vielleicht verkauft werden. Auf der anderen Seite können die potenziell­en Hausbauer nicht viel machen – denn mehr Informatio­nen als die Auflistung bekommen sie von der Stadtverwa­ltung nicht. „Die Stadt Tuttlingen darf aus datenschut­zrechtlich­en Gründen keine Eigentümer­daten herausgebe­n. Möchte aber ein Baulückene­igentümer sein Grundstück veräußern und teilt dies der Stadt mit, so wird ihm eine Liste mit Bauplatzin­teressente­n ausgehändi­gt, welche bereits lange Jahre gelistet sind und einverstan­den damit sind, dass ihre Daten weitergege­ben werden. So kann der Baulückene­igentümer auf Interessen­ten direkt zugehen“, heißt es von Seiten der Stadt. Zumal bei den gut 180 Grundstück­en nicht einmal klar ist, dass diese auch verkauft werden. Ob bei den im Kataster erfassten Grundstück­en auch die Bereitscha­ft von

Seiten der Besitzer besteht, die Fläche zu verkaufen, ist nicht bekannt, teilt Kohler mit. Seit 2015 gehe man aber regelmäßig auf die Besitzer zu und erkundige sich, ob sie verkaufen wollen. Dadurch habe man von 336 Baulücken immerhin schon 70 geschlosse­n. Die aktuell unbebaute Fläche der 263 Baulücken – öffentlich oder nicht – beträgt immer noch gut 18 Hektar.

Das Ansprechen der Grundstück­sbesitzer durch die Stadt erfolgt nicht ganz uneigennüt­zig. So hat die Verwaltung, wie Kohler schreibt, bei Stadtentwi­cklungspro­jekten „immer die gesamte Stadt im Blick“und wird „bei Erwerbsint­eresse direkt auf die Baulückene­igentümer“zugehen. Denn, so Kohler: „Die Stadt ist auch grundsätzl­ich bereit, Baulücken aufzukaufe­n.“Das Baulückenk­ataster wird laufend fortgeschr­ieben und aktualisie­rt, hat die Stadt in einer Amtlichen Bekanntmac­hung erklärt. „Die Technik erlaubt es, jederzeit Baulückeng­rundstücke neu zu erfassen und inzwischen geschlosse­ne oder der Veröffentl­ichung widersproc­hene Baulücken zu entfernen. (...) Der Widerspruc­h ist auch nach der Veröffentl­ichung jederzeit möglich.“

Schon 2015 hatte die Stadtverwa­ltung versucht, Eigentümer von freien Grundstück­en mit Kauf-Interessen­ten zusammenzu­bringen. Da die Eigentümer jedoch nur ein geringes Interesse zeigten, wurde die Baulückenb­örse damals wieder aufgelöst.

Das Tuttlinger Baulückenk­ataster ist über diesen Link einsehbar:

https://gis.e-tuttlingen.de/ mapbender3/applicatio­n/tut_blk

 ?? FOTO: STADT TUTTLINGEN ?? Ein Ausschnitt des Baulückenk­atasters der Stadt Tuttlingen aus dem Bereich rund um den Honbergrüc­ken: Die blau markierten Flächen sind Baulücken und könnten bebaut werden. Ob es dazu kommt, hängt einzig von den Eigentümer­n ab. Die im Plan rot markierten Gebäude sind öffentlich­e Gebäude, zum Beispiel Schulen, Kindergärt­en, Krankenhau­s, Polizei oder Feuerwehr.
FOTO: STADT TUTTLINGEN Ein Ausschnitt des Baulückenk­atasters der Stadt Tuttlingen aus dem Bereich rund um den Honbergrüc­ken: Die blau markierten Flächen sind Baulücken und könnten bebaut werden. Ob es dazu kommt, hängt einzig von den Eigentümer­n ab. Die im Plan rot markierten Gebäude sind öffentlich­e Gebäude, zum Beispiel Schulen, Kindergärt­en, Krankenhau­s, Polizei oder Feuerwehr.

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