Baulückenkataster bleibt lückenhaft
Nicht alle Besitzer stimmen der Veröffentlichung ihrer Fläche zu – 18 Hektar freies Bauland
TUTTLINGEN - Wo könnte in Tuttlingen gebaut werden? Eine Übersicht hat die Stadt Tuttlingen nun im Internet veröffentlicht. Im Baulückenkataster sind mehr als 180 privaten Grundstücke in der Stadt und den Ortsteilen gelistet. Das Problem für Häuslebauer: Sie dürfen auf einen Bauplatz hoffen – mehr auch nicht.
Bis zum Ablauf der Widerspruchsfrist im März hatten 36 Eigentümer Nein gesagt. Deshalb wurden 51 Grundstücke vorerst nicht öffentlich, auf denen Interessierte Wohnungen und Häuser errichten könnten. Die Weigerung der Eigentümer, die Fläche zu veröffentlichen und damit eventuell einen Verkauf zu ermöglichen, sei aber nur vorläufig, wie Karin Kohler auf Nachfrage erklärt. „Die eingegangenen Widersprüche kann man positiv betrachten, da Flächenmanagerin Tatjana Harsch mit jedem Eigentümer teilweise noch einmal Gespräche geführt hat“, erklärt die Fachbereichsleiterin Liegenschaften, Wirtschaftsförderung und Forst. Trotz des Widerspruchs aus unterschiedlichen persönlichen Gründen könne es zu einem späteren Zeitpunkt noch zum Verkauf kommen. Grundsätzlich sei man mit dem aktuellen Datensatz aber zufrieden, sagt Kohler.
Die Rückmeldungen der Grundstücksbesitzer fiel in den einzelnen Ortsteilen dabei jedoch unterschiedlich aus. Während in Eßlingen 100 Prozent der vier bekannten Baulücken veröffentlicht sind, war der Erfolg in den anderen Teilen Tuttlingens nicht so hoch. Zwar sind auch in Möhringen fast alle der 39 Baulücken veröffentlicht, doch in Nendingen sind es nur etwas mehr als die Hälfte. Dort widersprachen die Eigentümer von 20 unbebauten Grundstücken der Veröffentlichung. In der Kernstadt fehlt ein knappes Drittel der Baulücken: Dort verweigerten die Besitzer von gut 50 der 172 Baulücken die Offenlage.
Über den unmittelbaren Nutzen des Baulückenkatasters für BauplatzInteressenten dürften die Meinungen auseinandergehen. Auf der einen Seite gibt es nun eine Übersicht, welche Flächen frei sind und vielleicht verkauft werden. Auf der anderen Seite können die potenziellen Hausbauer nicht viel machen – denn mehr Informationen als die Auflistung bekommen sie von der Stadtverwaltung nicht. „Die Stadt Tuttlingen darf aus datenschutzrechtlichen Gründen keine Eigentümerdaten herausgeben. Möchte aber ein Baulückeneigentümer sein Grundstück veräußern und teilt dies der Stadt mit, so wird ihm eine Liste mit Bauplatzinteressenten ausgehändigt, welche bereits lange Jahre gelistet sind und einverstanden damit sind, dass ihre Daten weitergegeben werden. So kann der Baulückeneigentümer auf Interessenten direkt zugehen“, heißt es von Seiten der Stadt. Zumal bei den gut 180 Grundstücken nicht einmal klar ist, dass diese auch verkauft werden. Ob bei den im Kataster erfassten Grundstücken auch die Bereitschaft von
Seiten der Besitzer besteht, die Fläche zu verkaufen, ist nicht bekannt, teilt Kohler mit. Seit 2015 gehe man aber regelmäßig auf die Besitzer zu und erkundige sich, ob sie verkaufen wollen. Dadurch habe man von 336 Baulücken immerhin schon 70 geschlossen. Die aktuell unbebaute Fläche der 263 Baulücken – öffentlich oder nicht – beträgt immer noch gut 18 Hektar.
Das Ansprechen der Grundstücksbesitzer durch die Stadt erfolgt nicht ganz uneigennützig. So hat die Verwaltung, wie Kohler schreibt, bei Stadtentwicklungsprojekten „immer die gesamte Stadt im Blick“und wird „bei Erwerbsinteresse direkt auf die Baulückeneigentümer“zugehen. Denn, so Kohler: „Die Stadt ist auch grundsätzlich bereit, Baulücken aufzukaufen.“Das Baulückenkataster wird laufend fortgeschrieben und aktualisiert, hat die Stadt in einer Amtlichen Bekanntmachung erklärt. „Die Technik erlaubt es, jederzeit Baulückengrundstücke neu zu erfassen und inzwischen geschlossene oder der Veröffentlichung widersprochene Baulücken zu entfernen. (...) Der Widerspruch ist auch nach der Veröffentlichung jederzeit möglich.“
Schon 2015 hatte die Stadtverwaltung versucht, Eigentümer von freien Grundstücken mit Kauf-Interessenten zusammenzubringen. Da die Eigentümer jedoch nur ein geringes Interesse zeigten, wurde die Baulückenbörse damals wieder aufgelöst.
Das Tuttlinger Baulückenkataster ist über diesen Link einsehbar:
https://gis.e-tuttlingen.de/ mapbender3/application/tut_blk