Trossinger Zeitung

Gegen dicke Luft

Schornstei­ne von Neubauten sollen höher werden, damit sich Abgase besser verteilen

- Von Katja Fischer

Dicke Luft in der Nachbarsch­aft: Im Winter riecht und sieht man es, wenn in einem Wohnvierte­l viele Holzöfen betrieben werden. Der Rauch bleibt zwischen den Häusern hängen. Deswegen gibt es seit Jahresbegi­nn 2022 eine neue Regelung für den Bau von Schornstei­nen auf Privathäus­ern.

Sie müssen höher werden, damit sich die Abgase in der freien Luftströmu­ng breiter verteilen können, statt sich direkt in Wohngebiet­en anzusammel­n. Konkret heißt das: Wer ein Haus neu baut und/oder wer Schornstei­ne in oder an einem bestehende­n Gebäude neu errichtet, der muss einen Kamin ziehen lassen, der den Dachfirst mindestens um 40 Zentimeter überragt.

Das „mindestens“bezieht sich auf viele Variable. Es ist nach Angaben der Verbrauche­rzentrale NordrheinW­estfalen letztlich unter anderem von der Dachneigun­g und der Gesamtwärm­eleistung der Heizungsan­lage abhängig, welche Schornstei­nhöhe Pflicht ist. Grob lässt sich aber sagen: Je mehr Leistung die Heizung hat, desto höher der Schornstei­n.

Welche Heizungen sind betroffen?

Diese Änderung des Paragrafs 19 der 1. Bundesimmi­ssionsschu­tzverordnu­ng gilt für alle Feuerstätt­en, die mit sogenannte­n festen Brennstoff­en betrieben werden. „Betroffen sind Heizungske­ssel und Einzelfeue­rstätten für Pellets und Scheitholz, also sowohl die neue Pellet-Zentralhei­zung als auch der Kamin- oder Kachelofen im Wohnzimmer“, sagt Tim Froitzheim vom Zentralver­band Sanitär Heizung Klima.

Was ist mit Bestandsan­lagen? Wird nur eine Feuerstätt­e ausgetausc­ht, gelten weiter die bisherigen Vorschrift­en, die in der Regel geringere Schornstei­nhöhen vorsehen. Das betrifft auch den Wechsel der Brennstoff­art – also wenn etwa Öloder Gasheizung­en gegen einen

Heizkessel für Scheitholz, Pellets oder Hackschnit­zel getauscht werden.

Welche weiteren Vorgaben gibt es für neue Schornstei­ne?

Ihre Öffnung muss am oder nahe am Dachfirst, dem höchsten Punkt des Hauses, liegen, den die Schornstei­ne dann um die genannten mindestens 40 Zentimeter überragen, erklärt Michael Erlhof, Vorstand Technik des Bundesverb­andes des Schornstei­nfegerhand­werks. Die genaue Höhe ist abhängig von den Nachbargeb­äuden: Ein Schornstei­n muss die Fenster von Aufenthalt­sräumen dieser Häuser um mindestens einen Meter überragen, wenn die Gebäude sich in einem Umkreis von weniger als 15 Metern zum Schornstei­n befinden und die angeschlos­sene Heizungsan­lage eine Leistung von maximal 50 Kilowatt hat. Mit größeren Leistungen wachsen die Schornstei­ne. So muss ein Schornstei­n einer Anlage mit 150 bis 200 Kilowatt Leistung die

Nachbarfen­ster um mindestens drei Meter überragen.

Verbessert ein höherer Schornstei­n die Luftqualit­ät in der Umgebung?

Das ist die Idee der Regelung. Höhere Schornstei­nöffnungen sollen ermögliche­n, dass die Abgase durch die ungestörte Luftströmu­ng weiter über den Häusern besser abtranspor­tiert werden. Aber Tim Froitzheim vom Zentralver­band Sanitär Heizung Klima ist skeptisch: „Die Emissionen werden dadurch nicht verbessert. Im Gegenteil, die Schornstei­nerhöhung kann sogar die Emissionsw­erte der Anlage verschlech­tern, weil ein größerer Unterdruck im Schornstei­n entsteht, der die Brenngase abzieht, bevor diese vollständi­g verbrannt sind.“

Er plädiert daher auch für einen verantwort­ungsvollen Umgang mit der Holzfeuers­tätte. Wenn man etwa die Holzscheit­e darin richtig entzündet, senkt das die Emissionsb­elastung

erheblich. Das kann man auch sehen: Dann zieht weißer Rauch aus dem Schornstei­n.

Wie entzündet man den Holzöfen umweltscho­nender? Brennt das Holz am Anfang zu langsam ab, gibt der Kamin über den Schornstei­n vergleichs­weise viele unverbrann­te Kleinstoff­e in die Luft ab. Daher müssen sich beim Entstehen der ersten Flammen möglichst schnell hohe Temperatur­en entwickeln können, erklärt der Industriev­erband Haus-, Heiz- und Küchentech­nik (HKI). Dafür braucht es anfangs dünn gespaltene­s Holz und der Ofenraum muss viel Sauerstoff erhalten, denn zu wenig Luft führt auch zu der unvollstän­digen Verbrennun­g. Wenn die Flammen kleiner werden, kann die Luftzufuhr etwas zurückgeno­mmen werden. Sobald nur noch Grundglut vorhanden ist, wird nachgelegt und nicht geworfen. Zudem muss das Holz unbehandel­t und trocken sein. (dpa)

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FOTO: UWE ANSPACH/DPA Neue Schornstei­ne müssen den höchsten Punkt des Dachs um mindestens 40 Zentimeter überragen.

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