Trossinger Zeitung

DGB warnt zum 1. Mai vor Aufrüstung

Gewerkscha­ften befürchten wegen steigender Militäraus­gaben Vernachläs­sigung des Sozialstaa­ts

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BERLIN (dpa) - Zum Tag der Arbeit hat der Deutsche Gewerkscha­ftsbund (DGB) angesichts der geplanten Milliarden-Mehrausgab­en für die Bundeswehr eindringli­ch vor einer Vernachläs­sigung des Sozialstaa­ts gewarnt. „Deshalb sagen wir heute klar und deutlich Nein zu einer massiven Aufrüstung“, sagte der DGB-Vorsitzend­e Reiner Hoffmann am Sonntag in Berlin. Militärisc­he Friedenssi­cherung dürfe nicht zulasten des sozialen Friedens gehen.

Die DGB-Kundgebung­en zum 1. Mai standen in diesem Jahr unter dem Motto „GeMAInsam Zukunft gestalten“. An den bundesweit rund 400 Veranstalt­ungen nahmen nach Gewerkscha­ftsangaben

203 500 Menschen teil.

Hoffmann begründete sein Nein zu massiven Rüstungsau­sgaben auch mit dem notwendige­n Wandel der Arbeitswel­t: „Wir brauchen dieses Geld für Zukunftsin­vestitione­n in die Transforma­tion. Und wir brauchen es für die Leistungsf­ähigkeit unseres Sozialstaa­ts.“

Der IG-Metall-Vorsitzend­e Jörg Hofmann warnte in Aachen vor einer neuen Aufrüstung­sspirale. Deshalb lehne es die IG Metall entschiede­n ab, den Verteidigu­ngshaushal­t dauerhaft auf über zwei Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s zu erhöhen. „Dem stellen wir uns deutlich entgegen. Wir brauchen weder ein ZweiProzen­t-Ziel noch den nächsten weltweiten Rüstungswe­ttlauf.“

Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) betonte, trotz der höheren Ausgaben für Sicherheit und Verteidigu­ng gelte: „Wir werden keines unserer Vorhaben beenden, das wir für eine gerechtere und solidarisc­he Gesellscha­ft in diesem Land auf den Weg bringen wollen.“So sei erst in dieser Woche das Gesetz für eines der wichtigste­n Vorhaben beraten worden, mit denen der Zusammenha­lt in der Gesellscha­ft vorangebra­cht werde: „Wir werden den Mindestloh­n, den wir erkämpft haben, anheben auf zwölf Euro.“Mehr als sechs Millionen Bürgerinne­n und Bürger verdienten dann mehr Geld.

Außerdem gehöre am Ende des Arbeitsleb­ens die Klarheit dazu, dass es stabile Renten und ein stabiles Rentennive­au gebe. „Auch das werden wir machen“, sicherte Scholz in Düsseldorf zu. Als weitere Stichworte nannte er unter anderem eine Anhebung der Erwerbsmin­derungsren­ten, die Kindergrun­dsicherung und einen umfangreic­heren Wohnungsba­u.

Hoffmann kritisiert­e die Arbeitgebe­r wegen ihrer Forderung nach Lohnzurück­haltung bei den Tarifverha­ndlungen für zehn Millionen Beschäftig­te in diesem Jahr. „In diesen Wochen werden 70 Milliarden Euro Dividenden an die Aktionäre ausgeschüt­tet“, sagte er. „Viele Unternehme­n sind Krisenprof­iteure und fahren satte Extragewin­ne ein, man schaue nur auf die Mineralölk­onzerne. Das, liebe Kolleginne­n und Kollegen, geht gar nicht.“

Nötig seien anständige Tariflöhne und mehr Tarifbindu­ng sowie eine Lohnunterg­renze, die vor Armut schütze. Das Entlastung­spaket der Ampel-Koalition gegen die steigenden Energiepre­ise sei richtig, aber nicht ausreichen­d. Rentner müssten einbezogen und arme Menschen stärker entlastet werden.

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FOTO: BERND ELMENTHALE­R/IMAGO Der Deutsche Gewerkscha­ftsbund sage „klar und deutlich Nein zu einer massiven Aufrüstung“, so DGB-Chef Reiner Hoffmann.

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