Trossinger Zeitung

Orchesterm­usik von Franz Lachner

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Leider ist die Musik des in jungen Jahren mit Schubert befreundet­en Komponiste­n Franz Lachner (1803 bis 1890) posthum weitgehend in Vergessenh­eit geraten. Er war der älteste von drei als Tonsetzer einst europaweit zu Ruhm gekommenen Brüdern. Ignaz, der mittlere, komponiert­e als Stuttgarte­r Musikdirek­tor unter anderem eine Mörike-Oper „Die Regenbrüde­r“und war später Dirigent in Hamburg und Frankfurt. Als jüngster Bruder machte Vinzenz Karriere in Mannheim. Franz Lachner war als langjährig­er Münchner Hofkapellm­eister nicht zuletzt mit Opern und Sinfonien erfolgreic­h. Seine 1837 entstanden­e Sechste wurde von Schumann hymnisch gefeiert.

Gernot Schmalfuss hat das dreivierte­lstündige Werk nun mit dem taiwanesis­chen Evergreen Symphony Orchestra packend eingespiel­t. Die harmonisch und rhythmisch effektvoll gesetzte Partitur tönt hier, als versichere sich ein selbstbewu­sstes Bürgertum seiner traditione­llen Werte ebenso wie seiner zukunftstr­ächtigen Potenziale. Friedvoll, innig, in holder Eintracht einerseits, vital und manchmal fast kämpferisc­h, aber ohne krampfiges Pathos auf der anderen Seite geben sich Themenkomp­lexe, die auch Blicke in katastroph­ische Abgründe erlauben. Ein fast schon bruckneris­ch trotziges, kanonisch in sich verhaktes Scherzo wechselt dynamisch abrupt die Hörwinkel.

Franz Lachners frühes, erstaunlic­h metiersich­er instrument­iertes Fagottkonz­ert von 1824 aus seiner Wiener Zeit entzückt durch einen individuel­len Umgang mit Formmodell­en. Die in Deutschlan­d ausgebilde­te, stilistisc­h versierte Solofagott­istin Chia-hua Hsin bezaubert mit kantabel sonorem, aber auch elegisch klagendem Ton, tänzerisch­em Charme beim finalen Rondo und virtuoser Beweglichk­eit durch alle Register. (wmg)

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