Ersatzstoffe
Es ist ja so: dem TrossingerIn an sich sind Ersatzstoffe nicht unbekannt. Für Wolle hat man bereits vor langer Zeit die Baumwolle entdeckt, Leinen-Bettücher wurden irgendwann durch PolyesterStretch ersetzt, überhaupt feierten Nylon & Co. vor allem seit den 70er Jahren fröhliche Urstände. Begleitet freilich von einigen unfreiwilligen Brandstiftungen, wenn der HelancaFummel an Heiligabend zu nahe an die Weihnachtskerze geriet. Aber auch für Kaffee gab es im Krieg und danach oft Ersatz-Stoffe: Malz, Eicheln, Lupinen mussten für das dunkelbraune bis schwarze Gebräu herhalten, Zichorien wurden dafür gesammelt, auf Deutsch: die gemeine Wegwarte aus der Familie der Korbblütler. Die war 2020 „Heilpflanze des Jahres “, „2009 Blume des Jahres“und 2005 noch „Gemüse des Jahres“. Der Volksmund – besonders in Württemberg, das nach dem Krieg von französischen Truppen besetzt war – machte aus dem „falschen Mokka“, Französisch: „Mocca faux“das Wort „Muckefuck“. Es hat sich bewährt, das Wort nicht Englisch auszusprechen. Was für unsere Eltern in Nachkriegszeiten noch üblich war, kann bald wieder Realität werden: Margarine statt Butter, Kartoffeln statt Weizen, der in der „Kornkammer“Europas gerade von Panzern plattgewalzt wird. Dabei: selbst Kartoffeln werden teurer, was wiederum dazu führt, dass Plakat-Kleber ihre Not mit dem immer teurer werdenden Kleister haben. Wenn in der Musikstadt demnächst kaum noch Plakate hängen, liegt es daran, dass – wer hätte es gewusst? – Kleister zu einem Großteil aus Kartoffelstärke besteht. Statt Plakate könnten demnächst wieder die guten, alten Ausrufer zu Aufträgen kommen: „Hört Ihr Leut und lasst Euch sagen, Tasten werden bald geschlagen…“Am Ende findet man für alles irgendeinen Ersatz. Schon Königin Marie Antoinette wurde in den Mund gelegt, sie hätte angesichts der hungernden Bevölkerung gesagt: „Wenn Sie kein Brot haben, dann sollen sie doch Kuchen essen!“...