Meister aller Klassen
Carlo Ancelotti schreibt mit Reals Titel Geschichte
MADRID (SID) - Carlo Ancelotti hatte sich gerade zum Meister aller Klassen und „König von Europa“gekrönt, da nahm er schon den nächsten großen Coup ins Visier. „Auf geht’s gegen City! Auf geht’s am Mittwoch!“, rief der Meistertrainer von Real Madrid den mehr als 150 000 feiernden Fans am Cibeles-Brunnen zu – und das Volk huldigte „Carlo V.“.
Ancelotti ist der erste Trainer, der in allen fünf großen europäischen Ligen den Titel holte – gewinnt er auch als erster zum vierten Mal die Champions League? „Warum nicht?“, sagte er und lächelte verschmitzt, „könnte doch sein.“Für Real-Präsident Florentino Perez steht schon vor dem Halbfinal-Rückspiel gegen Manchester City am Mittwoch (21.00 Uhr/ DAZN) fest: „Wir sehen uns in Paris!“Im Finale am 28. Mai.
Ancelotti wird’s schon richten. Die Zeitung „AS“wertete den Aufruf des Italieners an die Fans als „Kriegserklärung“an Pep Guardiolas City und sah Ancelotti nach der 35. Meisterschaft der Königlichen „im HooliganModus“. Der 62-Jährige tanzte beschwingt auf dem Meister-Bus, er sang etwas schief mit dem Anhang und schämte sich seiner Freudentränen nicht. Schon sein Vater und Großvater seien nah am Wasser gebaut gewesen, berichtete er selig. „Das sind die Gene.“
Der Mann mit der stets erhobenen linken Augenbraue scheint in Zeiten der Laptop-Trainer und Taktiknerds aus der Zeit gefallen. Doch nach Meistertiteln mit dem AC Mailand (2004), dem FC Chelsea (2010), Paris St. Germain (2013) und dem FC Bayern (2017) machte der „Campeonisimo“(„AS“) mit dem 4:0 (2:0) gegen Espanyol Barcelona sein persönliches „Quintuple“perfekt. Die „Gazzetta dello Sport“in seiner italienischen Heimat würdigte seinen „Grand Slam“, der „Corriere della Sera“erhob ihn zu „Carlo V., König von Europa“. Für „La Repubblica“steht fest: „Ancelotti V.“ist „einer der größten Trainer der Fußballgeschichte“. „Marca“resümierte: „Carlo Ancelotti ist der Architekt dieses Titels.“
Der Fußballlehrer selbst wirkte sehr angefasst. „Das erfüllt mich mit Stolz“, sagte Ancelotti über den Titel, den er in seiner ersten Amtszeit bei Real (2015-17) verpasst hatte. Diese fünf Meisterschaften „bedeuten, dass ich ziemlich gut gearbeitet habe“, meinte er zufrieden, und: „Ich möchte weiterhin Titel mit Real Madrid gewinnen.“
Der Schlüssel für seinen Erfolg liegt darin, dass er die Stars um Toni Kroos an der langen Leine und den Real-typischen „Heldenfußball“ohne komplizierte taktische Mätzchen spielen lässt. Stürmerstar Karim Benzema erlebt unter ihm seinen dritten Frühling. „Der Ballon d’Or ist ihm nicht mehr zu nehmen“, glaubt Perez, der am Mittwoch „eine magische Nacht“erwartet. Mit Ancelotti an der Seitenlinie scheint eben alles möglich.