Trossinger Zeitung

Kohle soll bei der Bahn Vorfahrt haben

Minister Wissing plant Verordnung für den Ernstfall – Fahrgäste kämen an zweiter Stelle

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BERLIN (dpa/AFP/abo) - Die drohende Energiekna­ppheit könnte sich demnächst auch auf den Schienenve­rkehr auswirken. Bundesverk­ehrsminist­er Volker Wissing (FDP) hält Verzögerun­gen im Personenve­rkehr der Bahn bei Lieferengp­ässen aufgrund der derzeit niedrigen Pegelständ­e für möglich. „Wenn es dazu kommen sollte, dass wir die Priorisier­ung der Kohletrans­porte aktivieren müssen, dann kann es dazu kommen, dass am Ende auch ein Personenzu­g warten muss“, sagte Wissing am Mittwoch im ZDF. Die Versorgung der Kraftwerke habe Vorrang.

Die Infrastruk­tur sei aktuell „extrem herausgefo­rdert“, so der Verkehrsmi­nister weiter. Transports­chiffe können auf den Flüssen aktuell nur noch wenig Ladung führen, da die Wasserstän­de aufgrund der Wetterlage für schwere Transporte zu niedrig sind. Ein Ausweichen auf die Bahn sei aber nur begrenzt möglich. „In den letzten zehn Jahren wurde zu wenig in die Infrastruk­tur investiert“, sagte Wissing. Nötig sei beispielsw­eise eine Vertiefung der Fahrrinne im Rhein. Dies sei „lange diskutiert, aber nicht umgesetzt“worden, kritisiert­e Wissing. „Wir müssen investiere­n in unsere Infrastruk­tur, das ist die Grundlage unseres wirtschaft­lichen Erfolges.“

Die Bundesregi­erung plane nun eine Verordnung, mit der die knappen Ressourcen in der Logistik priorisier­t werden können. Konkret sollen im Schienenve­rkehr Transporte von Mineralöl, Gas, Kohle und Transforma­toren vorübergeh­end Vorrang bekommen. Wissing begründete dies mit dem Ziel, „unseren Strom herzustell­en“. Auch der Personenve­rkehr der Bahn sei auf die Energiever­sorgung angewiesen. „Ohne eine stabile Energiever­sorgung

fährt auch kein Personenzu­g, der braucht auch Strom, und deswegen ist es auch im Interesse des Personenfe­rnverkehrs bei der Bahn, dass die Kraftwerke mit Energie versorgt werden“, sagte der FDP-Politiker weiter.

Diese Pläne der Bundesregi­erung hatte zuvor Klaus Müller, der Chef der Bundesnetz­agentur, in der ZDFTalksho­w von Markus Lanz bereits angekündig­t. In Bezug auf die geplante Priorisier­ung der Kohletrans­porte mit der Bahn hatte Müller zudem vorhergesa­gt, dass dies „Ärger geben“werde.

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