Bildungssystem in Baden-Württemberg bleibt Mittelmaß
Bayern ist zum vierten Mal in Folge zweitbestes Land im Ranking der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft
STUTTGART - Baden-Württemberg stagniert laut einer aktuellen Bildungsstudie im Auftrag der wirtschaftsnahen Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) auf Platz sechs unter den 16 Bundesländern. Stärken hat das Land demnach im Bereich der dualen Ausbildung und bei der Digitalisierung. Schwächen liegen beim Fremdsprachenunterricht an den Berufsschulen und beim Ganztagsangebot. Bayern stagniert auch – allerdings auf dem zweitbesten Platz.
„Es ist völlig inakzeptabel, dass zwar die Unternehmen im Land in der Champions League spielen, gleichzeitig aber die grün-schwarze Bildungspolitik höchstens Mittelmaß ist“, reagiert Timm Kern, bildungspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion im Landtag. „Ich frage mich, wie schrill die Alarmglocken noch läuten müssen, dass diese Landesregierung endlich in die Gänge kommt.“Ähnlich argumentiert auch Hans-Peter Hörner von der AfD-Fraktion. „Egal wer im Bildungsministerium das Sagen hat: BadenWürttemberg kann keine Schule.“Das sei die Quittung für die „verfehlte Politik der letzten Jahre“.
Das Kultusministerium betont dagegen, die Ergebnisse des Bildungsmonitors bestätigten die starke Rolle der beruflichen Bildung in BadenWürttemberg. „Die berufliche Bildung in Baden-Württemberg ist ein großer Erfolg, sie gilt national wie international als Vorbild. Das kann alle Beteiligten zu Recht stolz machen“, sagt Ministerin Theresa Schopper (Grüne). Laut der Studie hat der Südwesten 2020 mit 93,6 Prozent die höchste Erfolgsquote bei den Abschlussprüfungen der dualen Ausbildung aller Länder erreicht. Lob gibt es zudem für die Digitalisierung in den Schulen.
Verbesserungsbedarf bestehe vor allem in der Internationalisierung und Förderinfrastruktur. Der Anteil der Berufsschüler, die 2020 in Fremdsprachen
unterrichtet wurden, war mit 20,8 Prozent der zweitniedrigste. Auch der Anteil der Grundschüler mit Fremdsprachenunterricht liege unter dem Bundesdurchschnitt. Das Kultusministerium erklärt, Baden-Württemberg habe bewusst den Beginn des Fremdsprachenunterrichts von Klasse 1 auf Klasse 3 verschoben, auch um zusätzliche Ressourcen für Deutsch und Mathematik zu erhalten.
Der Anteil der Kinder zwischen drei und sechs Jahren in der Ganztagesbetreuung war 2021 mit 24,3 Prozent
der niedrigste Wert in ganz Deutschland. Das Potenzial in Sachen Ganztagsbetreuung sei bekannt, teilt das Kultusministerium mit. Auch deshalb sei im Koalitionsvertrag verankert, den Ganztag in Baden-Württemberg weiterzuentwickeln.
In Sachsen gibt es laut der INSM, die von den Arbeitgeberverbänden der Metall- und Elektro-Industrie finanziert wird, das beste Bildungssystem. Danach folgen Bayern und Thüringen auf Platz zwei und drei. Auch bei der beruflichen Bildung liegt Bayern vor Baden-Württemberg – nämlich auf dem Spitzenplatz. Auch bei der Vermeidung von Bildungsarmut hat Bayern vor allen anderen Ländern die Nase vorn. Auf den Feldern Digitalisierung, Integration, Schulqualität und Forschungsorientierung belegt der Freistaat Platz zwei. „Bayern hat sich zum vierten Mal in Folge Platz zwei gesichert. Wir freuen uns über die Platzierung, denn sie zeigt die traditionelle Stärke unseres Bildungssystems“, sagte Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft.
Kritisch sehen die Autoren der Studie auch hier die wenigen Ganztagsplätze in Kitas und Grundschulen, deshalb gibt es hier Rang 13. Schlusslicht im Ranking ist hinter NordrheinWestfalen und Sachsen-Anhalt der Stadtstaat Bremen. So hat die Hansestadt eine sehr hohe Schulabbrecherquote. Bei der Digitalisierung sieht die Studie Bremen jedoch auf Platz eins.