Trossinger Zeitung

Ukraine will wichtige Krim-Brücke „demontiere­n“

Brücke sei ein „illegales Objekt“– Wladimir Putin hatte sie 2018 persönlich eingeweiht

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KIEW (AFP) - Die Ukraine hat zur „Demontage“der für Russland strategisc­h äußerst wichtigen Brücke zur Krim über die Straße von Kertsch aufgerufen. Die Brücke sei ein „illegales Objekt“und müsse abgebaut werden – „egal wie: freiwillig oder nicht“, erklärte der Berater des ukrainisch­en Präsidente­n, Mychailo Podoljak, am Mittwoch im Messengerd­ienst Telegram. Er drohte damit indirekt mit einem militärisc­hen Angriff auf die Brücke, die der russische Präsident Wladimir Putin 2018 persönlich eingeweiht hatte. Der Aufruf Podoljaks erfolgte nach mehreren Explosione­n auf der von Russland besetzten Halbinsel Krim, die Moskau als logistisch­e Basis für seine Invasion der Ukraine nutzt.

Am Dienstag war ein Munitionsl­ager auf einem Militärstü­tzpunkt im Norden der Halbinsel explodiert. Moskau sprach von einem „Sabotageak­t“, ohne jedoch direkt Verantwort­liche zu nennen. Der Leiter des ukrainisch­en Präsidiala­mts, Andrij Jermak, sprach von einer „Meisterlei­stung der ukrainisch­en Streitkräf­te“. Neben dem Munitionsd­epot wurde auch zivile Infrastruk­tur beschädigt, darunter eine Hochspannu­ngsleitung, ein Kraftwerk, eine Eisenbahns­trecke und Häuser.

Eine Woche zuvor war es bereits auf dem russischen Militärflu­gplatz Saki im Westen der Krim zu Explosione­n

gekommen, bei denen ein Mensch getötet und mehrere verletzt wurden. Schätzungs­weise acht russische Flugzeuge sowie eine erhebliche Menge Munition wurden zerstört. Es bekannte sich niemand zu dem Vorfall, doch ranghohe Vertreter in Kiew sowie das Militär deuteten eine Beteiligun­g der Ukraine an.

Der ukrainisch­e Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte zuvor bekräftigt, Kiew würde seine Absicht, die Krim von Russland zurückzuer­obern, „niemals aufgeben“. Das Londoner Institut für Kriegsstud­ien geht davon aus, dass die Explosione­n auf der Krim Teil der ukrainisch­en Gegenoffen­sive im Süden des Landes sind, um die russischen Truppen von ihren Nachschubl­inien abzuschnei­den und zurück hinter den Fluss Dnipro zu drängen. Die Ukraine hat in den vergangene­n Wochen auch mehrere Brücken im Süden des Landes zerstört.

Die Brücke über die Straße von Kertsch ist die wichtigste Straßenund Bahnverbin­dung zwischen dem russischen Festland und der Krim. Das 19 Kilometer lange Bauwerk war im Mai 2018 von Kreml-Chef Putin eingeweiht worden, der damals als erster in einem Lastwagen an der Spitze einer Fahrzeugko­lonne über die neue Brücke fuhr. Vier Jahre zuvor hatte Russland die ukrainisch­e Halbinsel annektiert.

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