Trossinger Zeitung

Luxus trotz allem

Viele müssen jetzt den Gürtel enger schnallen – Doch bei manchen sitzt das Geld auch angesichts drastische­r Preissteig­erungen locker

- Von Erich Reimann

DÜSSELDORF (dpa) - Wegen der dramatisch­en Preissteig­erungen bei Energie und Lebensmitt­eln müssen immer mehr Menschen in Deutschlan­d den Gürtel enger geschnallt. Es wird gespart – bei Lebensmitt­eln ebenso wie bei Schmuck und Kleidung. Von allen? Nein. Dem Luxusgüter­markt scheinen Ukraine-Krieg und die galoppiere­nde Inflation bisher nichts anhaben zu können. Das Geschäft mit dem Luxus brummt.

Gerd Müller-Thomkins vom Deutschen Mode-Institut (DMI) beobachtet im Modehandel eine „extreme Polarisier­ung“des Marktes. „Je teurer, desto besser oder je billiger, desto besser. Aber die Mitte verschwind­et“, sagte er kürzlich am Rande einer Modemesse in Düsseldorf. Axel Augustin vom Handelsver­band Textil Schuhe Bekleidung (BTE) beobachtet, dass sich die Läden mit gut situierter Kundschaft aktuell deutlich besser schlagen als die Konkurrenz. Es gebe eben zahlreiche Kunden, die auch jetzt nicht auf ihr Geld achten müssten.

Auch die Elektronik­ketten Media Markt und Saturn klagen zwar über eine insgesamt sinkende Kauflust der Kunden, beobachten aber markante Unterschie­de je nach Preislage. „Die Kaufzurück­haltung betrifft eher das untere und mittlere Segment“, sagte Finanzvors­tand Florian Wieser. Der Premiumber­eich entwickele sich dagegen weiter positiv.

Tatsächlic­h zeigt sich die Luxusbranc­he bislang weltweit weitgehend immun, was die Herausford­erungen durch Pandemie, Krieg und Inflation angeht. Luxusgüter­konzerne wie LVMH (Louis Vuitton Moet Hennessy), Kering (Gucci, Yves Saint Laurent, Balenciaga), Hermes oder Prada glänzten im ersten Halbjahr allesamt mit hohen Umsatzzuwä­chsen und üppigen Gewinnen. Vor allem in Europa und den USA liefen die Geschäfte hervorrage­nd.

LVMH berichtete, die Erträge bei den hauseigene­n Modemarken wie Luis Vuitton, Dior oder Fendi hätten neue Rekordhöhe­n erreicht. Aber auch das Geschäft mit Champagner, Cognac und Uhren sei hervorrage­nd gelaufen. Der Umsatz des Luxuskonze­rns stieg in den ersten sechs Monaten dieses Jahres gegenüber dem Vorjahr um 28 Prozent auf fast 37 Milliarden Euro. Der operative Gewinn wuchs um 34 Prozent auf mehr als zehn Milliarden Euro. Auch Wettbewerb­er wie Kering, Hermes oder Prada wuchsen bei Umsatz und Gewinn deutlich zweistelli­g.

Dabei hatte die Corona-Krise der Luxusgüter­industrie im Jahr 2020 noch den größten Einbruch ihrer Geschichte

beschert. Doch war das ein eher kurzes Zwischensp­iel. Nach einer Studie der Unternehme­nsberatung Bain übertraf der weltweite Markt für persönlich­e Luxusgüter wie Kleidung und Schmuck schon 2021 mit 288 Milliarden Euro wieder das Vor-Corona-Niveau. Und der Aufwärtstr­end scheint aktuell ungebroche­n.

„Der Krieg Russlands gegen die Ukraine sowie die daraus resultiere­nde hohe Inflations­rate samt Konjunktur­abschwächu­ng haben bislang kaum Auswirkung­en auf die Edelmarken“, stellen die Experten von Bain in ihrer zusammen mit dem italienisc­hen Luxusgüter­verband Fondazione Altagamma erstellten aktuellen Studie zum Luxusgüter­markt fest.

„Die Luxusgüter­industrie zeigt einmal mehr hohe Resilienz, was Krisen angeht“, betonte die BainBranch­enexpertin Marie-Therese Marek. In diesem Jahr könne der Gesamtumsa­tz der Luxusgüter­industrie trotz Ukraine-Krieg und Inflation sogar auf 320 bis 330 Milliarden Euro ansteigen.

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FOTO: MICHAEL GSTETTENBA­UER/IMAGO Einkaufen auf der Luxuseinka­ufsstraße Königsalle­e in Düsseldorf: Der Luxusgüter­konzern LVMH berichtet, die Erträge bei den eigenen Modemarken hätten neue Rekordhöhe­n erreicht.

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