Täglich 60 Millionen Euro Verlust
Energiekonzern Uniper stand wegen der Gaskrise am Rand einer Insolvenz
DÜSSELDORF (dpa) - Deutschlands größter Gasimporteur Uniper hat weiter schwer mit den Folgen der russischen Gas-Lieferkürzungen zu kämpfen. Wegen der nötigen Gas-Ersatzbeschaffung schreibe Uniper seit Mitte Juni im Durchschnitt täglich über 60 Millionen Euro Verlust, sagte Vorstandschef Klaus-Dieter Maubach am Mittwoch in Düsseldorf bei der Vorlage der Halbjahreszahlen. Zeitweise lägen die täglichen Verluste sogar bei über 100 Millionen Euro. Vom 15. Juni bis diesen Mittwoch hätten sich die Verluste bereits auf insgesamt 3,8 Milliarden Euro summiert.
Seit Mitte Juni hatte der russische Staatskonzern Gazprom die Liefermengen nach Deutschland schrittweise deutlich reduziert. Mittlerweile erhält Uniper nur noch rund ein Fünftel der vertraglich vereinbarten Mengen. Maubach betonte: „Wir zahlen nur die Mengen, die wir geliefert bekommen. Auch nur solche werden uns in Rechnung gestellt.“
Als größter Gasimporteur spielt der Energiekonzern mit Sitz in Düsseldorf eine zentrale Rolle für die deutsche Erdgasversorgung. Uniper beliefert mehr als 100 Stadtwerke und Industriefirmen direkt mit Erdgas. Weil jetzt große Mengen aus Russland fehlen, muss das Unternehmen als Ersatz extrem teures Gas auf dem Markt einkaufen, um weiterhin Gas liefern zu können. Maubach kommentierte den Sachverhalt so: „Eins sollten wir uns in den Zeiten des Krieges in der Ukraine (…) vor Augen halten: Wir bei Uniper sind de facto zum Spielball in diesem Konflikt geworden.“
Um Uniper zu stützen, wurde im Juli bereits ein milliardenschweres Rettungspaket geschnürt. Es sieht unter anderem vor, dass der Bund mit 30 Prozent bei dem Unternehmen einsteigt. Ein Darlehen über die staatliche Förderbank KfW wurde auf neun Milliarden Euro erhöht. Davon habe man vor allem für Ersatzbeschaffungen bislang rund fünf Milliarden Euro in Anspruch nehmen müssen, sagte Maubach. Das Paket gebe „Sicherheit für die kommenden Monate“, betonte er. Die Genehmigung des Stabilisierungspaketes sollen die Aktionäre auf einer außerordentlichen Hauptversammlung im Herbst erteilen. Uniper gehört mehrheitlich zum finnischen FortumKonzern.
Die ab Oktober geplante Gasumlage kommt vor allem Uniper zugute. Mit der von allen Gaskunden bezahlten Umlage können Gasimporteure unter bestimmten Bedingungen 90 Prozent ihrer Ersatzbeschaffungskosten erstattet bekommen. Bis Anfang April 2024 haben aktuell zwölf Gasimporteure 34 Milliarden Euro an erwarteten Kosten geltend gemacht. Davon entfielen über 50 Prozent auf Uniper, sagte Maubach am Mittwoch. Die genaue Summe nannte er nicht.