Trossinger Zeitung

„Das wird ein ganz, ganz, ganz, ganz Großer“

Zehnkampf-Europameis­ter Niklas Kaul denkt bereits an die Sommerspie­le in Paris

- Von Kristof Stühm und Moritz Löhr

MÜNCHEN (SID) - Niklas Kaul genehmigte sich das ein oder andere Bier, holte sich ein Siegerküss­chen von seiner Freundin Mareike Rösing ab und konnte sein Glück kaum fassen. „Es war einfach Wahnsinn, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll“, sagte der Zehnkampf-Held, nachdem er mit einer irren Aufholjagd bei der Heim-EM noch Gold geholt – und das Olympiasta­dion zum Toben gebracht hatte.

Zwischendu­rch dachte Kaul, „sie reißen mir gerade die Tribüne ab“. Der Mainzer hatte von einem solchen Moment geträumt, aber die Realität war noch „viel, viel besser als erhofft“, sagte der 24-Jährige, der in den vergangene­n Jahren so viel durchmache­n musste. Umso süßer schmeckte der Triumph vor den eigenen Fans, die ihn über die zwei Tage getragen hatten – und im abschließe­nden Traumlauf über 1500 m zu Gold brüllten.

„München wird ab jetzt einen ganz, ganz speziellen Platz in meinem

Herzen haben“, sagte Kaul: „Emotional ist der EM-Titel noch viel mehr wert als der WM-Titel.“Nach unglaublic­hen 4:10,04 Minuten zum Abschluss über die 1500 m fing Kaul mit 8545 Punkten noch den lange Führenden Simon Ehammer aus der Schweiz (8468) ab, Bronze ging an Janek Oiglane (Estland/8346). „So eine Maschine“, schrieb Fußballsta­r Mats Hummels bei Instagram. Und das Stadion sang lauthals: „Oh, wie ist das schön.“

Weltmeiste­r 2019, Europameis­ter 2022. „Was gibt’s denn noch“zu gewinnen, fragte Kaul im Scherz. Und na klar, der Lehramtsst­udent denkt schon an Olympia 2024 in Paris. „Ich werde mein Bestes geben, dort in einer noch besseren Form zu sein als in Doha und hier“, sagte er. Denn Kaul weiß auch: Seine Punktzahl hätte bei der WM „nur“zu Platz vier gereicht.

Doch Kaul sieht sich nach all den Verletzung­sproblemen im rechten Ellenbogen und mit dem rechten Fuß auf dem Weg zu alter Stärke, seine Bestleistu­ng liegt seit dem WM-Triumph von 2019 bei 8691 Punkten. Die kann und soll spätestens bei Olympia in Paris fallen. „Er ist noch sehr, sehr jung und hat so viel Potenzial“, sagte Arthur Abele, Europameis­ter von 2018, der sich in München in die Zehnkampf-Rente verabschie­dete: „Er muss einfach ein bisschen Stabilität reinbringe­n und dann wird das ein ganz, ganz, ganz, ganz Großer.“

Richtig groß war für Kaul aber jetzt schon der Moment am Abend im Olympiasta­dion, die Ehrenrunde, der Jubel der Fans, die Party-Stimmung. „So etwas habe ich noch nicht erlebt“, sagte Kaul, sichtlich gerührt.

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FOTO: SÖREN STACHE/DPA Fassungslo­s nach dem finalen Lauf: Niklas Kaul.

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