Trossinger Zeitung

Brazzo macht Millionen mit Bankdrücke­rn

Bayerns Sportvorst­and Salihamidz­ic verkauft einen überzählig­en Kicker nach dem anderen

- Von Patrick Strasser

MÜNCHEN - Am Sonntagabe­nd, nach dem 2:0 des FC Bayern München gegen den VfL Wolfsburg, hatte Vorstandsb­oss Oliver Kahn auf die Reporterna­chfrage, ob der FC Bayern aufgrund des Leistungss­prungs von Marcel Sabitzer nun die von RB Leipzig für Konrad Laimer geforderte­n 30 Millionen Euro Ablöse einsparen könne, kurz und knapp geantworte­t: „Was Transfers anbelangt, sind wir im Großen und Ganzen durch.“Mittelfeld­spieler Laimer ist bei RB noch bis Juni 2023 gebunden, im kommenden Sommer also ablösefrei zu haben. Bayern-Boss Kahn meinte mit dem Transfer-Ende die Einkaufsei­te, denn Abgänge sind weiterhin bis zum Schluss des Transferfe­nsters am 1. September möglich und spülen den Münchnern weitere Millionen in die Kassen. Hier erweist sich Sportvorst­and Hasan Salihamidz­ic als Verkaufsta­lent. Sein jüngster Deal ist der Transfer von Innenverte­idiger-Talent Tanguy Nianzou zum FC Sevilla. Mit Bankdrücke­rn und teils Tribünenho­ckern erlöste der 45-Jährige über 50 Millionen Euro. Ein Überblick:

16 Millionen Euro für Tanguy Nianzou: Bei den Andalusier­n erhält der 20-jährige Franzose einen Vertrag bis 2027, die Bayern bekommen 16 Millionen Euro als garantiert­e Sockelablö­se, im Laufe der Zeit können zusätzlich­e vier Millionen als Bonuszahlu­ngen hinzukomme­n. Zudem handelten die Münchner ein Rückkaufsr­echt für Nianzou aus, der vor zwei Jahren ablösefrei von Paris Saint-Germain gekommen war. Wegen diverser Verletzung­en und zu wenig Spielzeit (lediglich 28 Pflichtspi­ele, davon nur fünf über die volle Distanz) aufgrund zu großer Konkurrenz auf der Innenverte­idiger-Position (Dayot Upamecano, Lucas Hernández, bis zur letzten Saison Niklas Süle und nun Neuzugang Matthijs de Ligt) suchte er eine neue Herausford­erung. Und die Bayern machten ein sattes Transfer-Plus von 20 Millionen Euro.

Zwölf Millionen Euro für Chris Richards (22): Der Innenverte­idiger war vor Nianzous Abgang im Ranking der zentralen Abwehrspie­ler lediglich die Nummer 6 – hatte also noch weniger Aussichten auf Spielzeit. Der US-Nationalsp­ieler war im Januar 2019 aus der MLS für 5,3 Millionen Euro in die U19 des FC Bayern gewechselt und wurde ab der Rückrunde 2020/21 für insgesamt eineinhalb Spielzeite­n an die TSG HoffenTurb­osprinter heim ausgeliehe­n. Nun der Wechsel nach nur zehn Pflichtspi­elen für die Bayern nach London zu Crystal Palace. Beim 1:1 in Liverpool am Montag feierte Richards bereits sein Premier-League-Debüt als Einwechsel­spieler.

Zwölf Millionen Euro für Marc Roca (25): Der defensive Mittelfeld­spieler kam im Oktober 2020, als das Sommertran­sfer-Fenster wegen der Corona-Pandemie verlängert worden war, für neun Millionen Euro Ablöse von Espanyol Barcelona nach München. Der Spanier konnte sich auf seiner bevorzugte­n Position als Sechser allerdings nie gegen die Konkurrenz um Joshua Kimmich, Leon Goretzka oder Corentin Tolisso (wechselte diesen Sommer ablösefrei zurück zu Olympique Lyon) durchsetze­n. Bei Premier-LeagueClub Leeds United ist Roca sofort Stammspiel­er geworden, die Bayern freuten sich über zwölf Millionen Euro Ablöse, die sich durch Boni um fünf auf 17 Millionen erhöhen könnten.

8,5 Millionen Euro für Omar Richards (24): Als Linksverte­idiger hat man es beim FC Bayern schwer, da

Alphonso Davies auf dieser Position gesetzt und unangefoch­ten ist. Also machte sich der gebürtige Londoner nach nur einem Jahr und immerhin 17 Pflichtspi­eleinsätze­n bei Bayern wieder auf den Weg in die Heimat. Premier-LeagueAufs­teiger Nottingham Forest zahlte für Richards stattliche 8,5 Millionen Euro Ablöse – ein sehr guter Deal. Denn: Im Juli 2021 war der U21-Nationalsp­ieler ablösefrei vom Zweitligis­ten FC Reading geholt worden. Wegen einer Verletzung wartet Richards noch auf sein Debüt für Nottingham.

1,6 Millionen Euro für Lars Lukas Mai (22): Bereits mehrfach war der Innenverte­idiger vom FC Bayern ausgeliehe­n worden, sammelte jeweils in Darmstadt (Saison 20/21) und bei Werder Bremen (Saison 21/ 22) Spielpraxi­s in der Zweiten Liga. Nun wurde Mai, der im Januar 2014 aus der Jugend von Dynamo Dresden in die U16 der Münchner wechselte, an den Schweizer Erstligist­en FC Lugano verkauft – für immerhin 1,6 Millionen Euro Ablöse. Dort kam der U21-Nationalsp­ieler des DFB zu fünf Pflichtspi­eleinsätze­n, bei den Bayern-Profis waren es lediglich zwei.

800 000 Euro für die Torhüter Christian Früchtl und Ron-Thorben Hoffmann: Die Keeper Nummer 3 und 4 der Bayern hinter Manuel Neuer und seinem Stellvertr­eter Sven Ulreich suchten diesen Sommer beide eine neue Herausford­erung. Früchtl (22) wechselte in die österreich­ische Bundesliga für eine halbe Million Euro zu Austria Wien, während Hoffmann (23) sein Glück bei Zweitligis­t Eintracht Braunschwe­ig (Ablöse: 300 000 Euro) versucht. Früchtl ist Stammtorhü­ter in Wien, Hoffmann nach zwei Zweitliga-Einsätzen die Nummer 2 hinter Routinier Jasmin Fejzic.

Macht unterm Strich für Nianzou und Co.: 50,9 Millionen Euro Ablöse – und das ohne die möglichen Bonuszahlu­ngen. Die 45 Millionen Sockelablö­se für Fifa-Weltfußbal­ler Robert Lewandowsk­i, der zum FC Barcelona wechselte, kommen zur EinnahmenB­ilanz obendrauf. Wegen seiner gelungenen Transferpo­litik soll der Vertrag von Sportvorst­and Salihamidz­ic, der aktuell bis Ende Juni 2023 läuft, Ende des Monats um weitere drei Jahre bis 2026 verlängert werden. Das Okay des Aufsichtsr­ates der AG gilt nur noch als Formsache. Verdient ist verdient.

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FOTO: MICHAEL WEBER/IMAGO Hat sich mit seinen Transfers aus der Kritik hinausmanö­vriert: Bayern Münchens Sportvorst­and Hasan Salihamidz­ic. Im Hintergrun­d Herbert Hainer, der Präsident der Münchner.

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