Bundeswehr statt Meer
Schwimmstar Florian Wellbrock verlässt EM in Rom
ROM (dpa) - Leicht verschnupft, aber völlig entspannt sprach Florian Wellbrock auf der Sonnenterrasse im Foro Italico über sein EM-Ende. „Es ist jetzt wirklich wichtiger, sich auf die nächste Saison zu konzentrieren und eine gute Basis zu legen, anstatt jetzt noch irgendwas im Freiwasser zu riskieren“, sagte der Olympiasieger zwischen Schwimmstadion, Tennisplätzen und Sprungturm. Die Folgen einer Corona-Infektion im Juli, harte Wetterbedingungen und eine leichte Erkältung führten bei Wellbrock zur Entscheidung, nicht mehr im Meer vor Lido di Ostia auf Medaillenjagd zu gehen.
„Jetzt steht die physische und auch die psychische Gesundheit an erster Stelle“, betonte der 24-Jährige. Schon an diesem Donnerstag reist er von Rom zurück in die Heimat.
Die Beine hochlegen oder bei einer Reise die Seele baumeln lassen kommt für Spitzenschwimmer Wellbrock aber nicht infrage. „Ich bin noch gar nicht im Urlaubsmodus“, sagte er. „Ich habe gar kein Problem damit, jetzt zu Hause noch ein bisschen weiter zu trainieren.“Zumindest in abgespeckter Version. So richtig zur Ruhe kommt er auch danach nicht. Am 1. September startet Wellbrock in der Sportfördergruppe der Bundeswehr mit der Grundausbildung.
Dass die Europameisterschaften gar nicht wie gewünscht liefen, stört ihn zumindest äußerlich kaum. Natürlich hätte er seinen beiden Kumpels Mychajlo Romantschuk (Ukraine) und Gregorio Paltrinieri (Italien) über 1500 Meter Freistil am Dienstag gerne mehr Paroli im Kampf um Gold geboten. Nach fünf Medaillen bei fünf Starts bei den Weltmeisterschaften im Juni weiß Wellbrock aber genau, was er in Topform kann. Beim Saisonhöhepunkt hat er geliefert, da lässt sich eine medaillenlose EM und Platz fünf auf seiner Paradestrecke mal verschmerzen.
Wellbrock schaut schon auf die nächste Saison. „Wir haben Weltmeisterschaften, die anstehen. Bis Olympia ist es nicht mehr weit. Da kann man es glaube ich verkraften, wenn man eine Europameisterschaft vorzeitig beendet“, sagte er. Coach Bernd Berkhahn sieht das genauso.