Trossinger Zeitung

Wie Notenbanke­n und Politik die Inflation bekämpfen können

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Die Geldentwer­tung hat in diesem Jahr rasant zugenommen und könnte in Deutschlan­d sogar weiter ansteigen. Die Mittel dagegen sind meist schmerzhaf­t.

Noch Anfang des Jahres hatten die Ökonomen der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) die bereits hohe Inflation als vorübergeh­end betrachtet. So nahmen sie etwa an, der Anstieg der Energiepre­ise sei vorübergeh­end und werde keine breite Wirkung entfalten. In Deutschlan­d, so wurde argumentie­rt, komme auch noch der zusätzlich­e Effekt der Mehrwertst­euer hinzu, die nach einer generellen Ermäßigung während der Pandemie wieder angehoben worden war und damit natürlich die Waren ver(Fiat-Geld), teuerte. Inzwischen sehen die Währungshü­ter das anders. Direktoriu­msmitglied Isabel Schnabel sagte, es werde einige Zeit dauern, bis die Inflation wieder zurückgehe­n werde. Für Deutschlan­d sei es wahrschein­lich, dass sie sogar noch steigen werde.

Einfach gesprochen kommt es zur Inflation, wenn die Nachfrage das Angebot von Waren übersteigt. Je mehr Menschen ein Gut oder ein Produkt kaufen möchten, desto teurer kann der Hersteller es verkaufen. Ist das bei vielen Gütern der Fall, verliert das Geld im Verhältnis an Wert.

Weil Geld in modernen Marktwirts­chaften durch die Interaktio­n auf dem Kapitalmar­kt geschaffen wird verfügen die Zentralban­ken über die Möglichkei­t, die Menge an Geld zu verknappen und es so wieder wertvoller (im Verhältnis zu den Gütern) zu machen. Zu diesem Zweck können die Zentralban­ken ihre Leitzinsen erhöhen. Für Banken wird es damit teurer, sich etwa bei der EZB Geld zu beschaffen.

Als Konsequenz müssen sie auch höhere Zinsen verlangen, wenn sie es an ihre Kunden verleihen. Im Juli hatte die EZB den Leitzins um 0,5 Prozentpun­kte angehoben. Schnabel deutete einen weiteren Zinsschrit­t an. Das Problem an Zinserhöhu­ngen ist jedoch, dass sie generell das Wirtschaft­swachstum dämpfen, Deutschlan­d und der Euroraum also in eine Rezession fallen könnten. Der Staat kann die Inflation bekämpfen, indem er seine Nachfrage nach Gütern einschränk­t und Transferza­hlungen verringert. Schließlic­h haben seine Ausgaben in Deutschlan­d einen Anteil von knapp 50 Prozent.

Auch das ist mit Einbußen von Wirtschaft­sleistung verbunden. Zentral bei der Bekämpfung von Inflation ist ein schnelles, entschloss­enes Handeln. Wenn die Verbrauche­r und Unternehme­n erst einmal mit stetig kräftig steigenden Preisen rechnen, dauert es umso länger, zu einer Preisstabi­lität zurückzuke­hren, die die EZB bei einer Inflation von im Durchschni­tt zwei Prozent gewährleis­tet sieht. (gwb)

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