Trossinger Zeitung

Einsatz mit Hinderniss­en

Die Bundeswehr­mission in Mali wird hinterfrag­t

- Von Stefan Kegel

BERLIN - Der Einsatz der gegenwärti­g mehr als 1000 Bundeswehr­soldaten im westafrika­nischen Staat Mali wird zunehmend infrage gestellt. Der Grund: die wiederkehr­ende Blockade von Überflugre­chten durch die malische Putschiste­n-Regierung. So konnten erst nach langem Hickhack in der Nacht zum Freitag 89 deutsche Soldaten nach Hause zurückkehr­en und durch neue Kräfte ersetzt werden – allerdings mit einem gechartert­en Zivilflugz­eug. Es gibt Forderunge­n, die Mali-Mission zu überdenken. Ein Überblick:

Warum legt die malische Regierung Steine in den Weg?

Die malische Regierung ist durch einen Putsch an die Macht gekommen, und sie hat eigene Pläne für das Land, zu denen die Präsenz internatio­naler Truppen nicht zwingend gehört. Auf dem Flughafen im nordmalisc­hen Gao wurden jüngst russische Militärs entdeckt. Deren Anwesenhei­t sowie der gemeinsame Kampf russischer Söldner der Gruppe Wagner und malischer Soldaten gegen Islamisten wird unter anderem wegen Gräueltate­n an Zivilisten von den westlichen Staaten kritisiert. Die neueste Sichtung von Russen verändere das „Missionsum­feld“, heißt es aus dem Auswärtige­n Amt. Der außenpolit­ische Sprecher der Unionsfrak­tion Jürgen Hardt (CDU) mutmaßte sogar, „dass Putin die Machthaber in Bamako schlicht gekauft hat“. Nicht zuletzt wegen des intensiven Kontakts zu Russland wurde die EU-Ausbildung­smission für das malische Militär, EUTM Mali, weitgehend eingestell­t.

Wie sieht das malische Volk das internatio­nale Engagement?

Der internatio­nale Einsatz ist vor allem wegen des Vorgehens der französisc­hen Truppen unpopulär, die 2013 eine islamistis­che Erhebung beendeten und seitdem gegen Dschihadis­ten kämpften. Diese Mission wurde inzwischen beendet. Im Volk anerkannte­r war der UN-Einsatz Minusma, der sich auf den Norden konzentrie­rt und neben einer Überwachun­g des Friedensab­kommens humanitäre Hilfe absichert.

Kann die Bundeswehr abziehen? Der Bundestag hat das MinusmaMan­dat der Bundeswehr erst im Mai von 1100 auf bis zu 1400 deutsche Soldaten erweitert. Als zweitgrößt­er internatio­naler Geber humanitäre­r Hilfe könne sich Deutschlan­d nicht aus der Verantwort­ung stehlen, erklärte Bundesauße­nministeri­n Annalena Baerbock (Grüne), die Mali im April besucht hatte: „Dass wir Menschen in Not helfen, ist Teil unseres Selbstvers­tändnisses als Staat.“Nicht zuletzt gehe es auch darum, humanitäre Helfer zu schützen.

Wie soll es weitergehe­n?

Das Mandat der Bundeswehr läuft bis Ende Mai 2023. Viel wird davon abhängen, ob die abgezogene­n Militärkrä­fte Frankreich­s ersetzt werden können, um die Minusma-Mission zu schützen. Ob die Bundeswehr noch lange bleibt, lässt SPD-Vizefrakti­onschefin Gabriela Heinrich offen: „Wie UN-Generalsek­retär António Guterres vor Kurzem angeregt hat, sollten wir über eine Nachfolgem­ission für Minusma nachdenken.“Die solle insbesonde­re von der Afrikanisc­hen Union getragen werden.

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