Schiefer Moleturm in Bremerhaven steht noch
Nach einer Absenkung drohte ein Absturz – Sachverständige untersuchen, was gerettet werden kann
BREMERHAVEN (dpa) – Noch steht er, der vom Einsturz bedrohte schiefe Moleturm an der Einfahrt zum Fischereihafen in Bremerhaven. Die Mole sei nicht weiter abgesackt, sagte ein Polizeisprecher am Freitag. Nach vorläufiger Planung soll die rote Kuppel des schiefstehenden Moleturms am Samstag von Sachverständigen untersucht werden. Das teilte der Sprecher des Hafenbetreibers Bremenports mit. Für die Untersuchung solle ein Ponton – eine schwimmende Plattform – genutzt werden, auf dem zwei Kräne stehen. Die Sachverständigen sollen den Angaben zufolge in Arbeitskörben zur Kuppel herabgelassen werden.
Mit der Begutachtung solle herausgefunden werden, ob und wie sich die denkmalgeschützte Kuppel unbeschadet von dem Mauerwerk des Turms lösen lasse. Falls keine neuen Probleme auftreten, soll die Kuppel Ende kommender Woche abgebaut werden. Danach soll der Turm abgetragen werden.
In der Nacht zum Donnerstag hatte sich die Nordmole, an deren Spitze der Turm steht, abgesenkt. Der rund 20
Meter hohe Turm befindet sich seitdem in einer bedrohlichen Schieflage. Falls es zu einem Sturz des Turms käme, seien alle nötigen Absicherungen dafür getroffen worden, sagte der Geschäftsführer des Hafenbetreibers Bremenports, Robert Howe, vor Ort am Donnerstag. Aus der Stadt Bremerhaven kam Kritik, dass das Bauwerk nicht bereits früher abgesichert wurde.
Das Absacken der Mole habe man nicht vorhergesehen, sagte Howe. „Gleichwohl wussten wir seit einigen Jahren schon, dass die Standsicherheit
der Mole und damit natürlich auch die Standsicherheit des Turmes gefährdet ist.“Denn die Mole und auch der Molenkopf, auf dem der Turm steht, sind nach Angaben von Bremenports auf Holzpfählen gegründet. Untersuchungen zeigten, dass diese unter der Mole abgängig seien. Deswegen war die Mole für Besucher auch gesperrt.
Bremerhavens Oberbürgermeister Melf Grantz (SPD) zeigte sich angesichts des Schadens entsetzt und übte scharfe Kritik. „Wenn man zynisch sein wollte, könnte man sagen, das war ein Desaster mit Ansage. Ich habe seit Jahren die Verantwortlichen im Senat und bei Bremenports dringlich auf die Notwendigkeit der Sanierung der Nordmole hingewiesen, aber leider ist nichts Sichtbares passiert.“
Am Donnerstagabend wurde der seit dem Morgen gesperrte Schiffsverkehr an der Einfahrt in den Fluss Geeste und in den Fischereihafen für die Berufsschifffahrt und die Weserfähre von Bremerhaven nach Nordenham (Blexen) wieder freigegeben. Die Geeste mündet an der Molenspitze in die Weser. Auf der Weser war der Fährverkehr nicht eingeschränkt.
Die Nordmole mit dem Leuchtfeuer ist eines der Wahrzeichen von Bremerhaven. Nach Angaben der Stadt steht das Seezeichen, das 1914 in Betrieb genommen wurde, seit 2001 unter Denkmalschutz. Die Nordmole ist Eigentum des Landes Bremen, der Turm mit seinem aktiven Leuchtfeuer gehört der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes.
Das Absacken der Nordmole ereignet sich ausgerechnet zu den maritimen Tagen, dem Hafenfest der Stadt an diesem Wochenende. Mehr als 80 verschiedene Segel-, Motor- und Dampfschiffe sollen zu sehen sein.