Trossinger Zeitung

Schiefer Moleturm in Bremerhave­n steht noch

Nach einer Absenkung drohte ein Absturz – Sachverstä­ndige untersuche­n, was gerettet werden kann

- Von Thomas Strünkelnb­erg und Lennart Stock

BREMERHAVE­N (dpa) – Noch steht er, der vom Einsturz bedrohte schiefe Moleturm an der Einfahrt zum Fischereih­afen in Bremerhave­n. Die Mole sei nicht weiter abgesackt, sagte ein Polizeispr­echer am Freitag. Nach vorläufige­r Planung soll die rote Kuppel des schiefsteh­enden Moleturms am Samstag von Sachverstä­ndigen untersucht werden. Das teilte der Sprecher des Hafenbetre­ibers Bremenport­s mit. Für die Untersuchu­ng solle ein Ponton – eine schwimmend­e Plattform – genutzt werden, auf dem zwei Kräne stehen. Die Sachverstä­ndigen sollen den Angaben zufolge in Arbeitskör­ben zur Kuppel herabgelas­sen werden.

Mit der Begutachtu­ng solle herausgefu­nden werden, ob und wie sich die denkmalges­chützte Kuppel unbeschade­t von dem Mauerwerk des Turms lösen lasse. Falls keine neuen Probleme auftreten, soll die Kuppel Ende kommender Woche abgebaut werden. Danach soll der Turm abgetragen werden.

In der Nacht zum Donnerstag hatte sich die Nordmole, an deren Spitze der Turm steht, abgesenkt. Der rund 20

Meter hohe Turm befindet sich seitdem in einer bedrohlich­en Schieflage. Falls es zu einem Sturz des Turms käme, seien alle nötigen Absicherun­gen dafür getroffen worden, sagte der Geschäftsf­ührer des Hafenbetre­ibers Bremenport­s, Robert Howe, vor Ort am Donnerstag. Aus der Stadt Bremerhave­n kam Kritik, dass das Bauwerk nicht bereits früher abgesicher­t wurde.

Das Absacken der Mole habe man nicht vorhergese­hen, sagte Howe. „Gleichwohl wussten wir seit einigen Jahren schon, dass die Standsiche­rheit

der Mole und damit natürlich auch die Standsiche­rheit des Turmes gefährdet ist.“Denn die Mole und auch der Molenkopf, auf dem der Turm steht, sind nach Angaben von Bremenport­s auf Holzpfähle­n gegründet. Untersuchu­ngen zeigten, dass diese unter der Mole abgängig seien. Deswegen war die Mole für Besucher auch gesperrt.

Bremerhave­ns Oberbürger­meister Melf Grantz (SPD) zeigte sich angesichts des Schadens entsetzt und übte scharfe Kritik. „Wenn man zynisch sein wollte, könnte man sagen, das war ein Desaster mit Ansage. Ich habe seit Jahren die Verantwort­lichen im Senat und bei Bremenport­s dringlich auf die Notwendigk­eit der Sanierung der Nordmole hingewiese­n, aber leider ist nichts Sichtbares passiert.“

Am Donnerstag­abend wurde der seit dem Morgen gesperrte Schiffsver­kehr an der Einfahrt in den Fluss Geeste und in den Fischereih­afen für die Berufsschi­fffahrt und die Weserfähre von Bremerhave­n nach Nordenham (Blexen) wieder freigegebe­n. Die Geeste mündet an der Molenspitz­e in die Weser. Auf der Weser war der Fährverkeh­r nicht eingeschrä­nkt.

Die Nordmole mit dem Leuchtfeue­r ist eines der Wahrzeiche­n von Bremerhave­n. Nach Angaben der Stadt steht das Seezeichen, das 1914 in Betrieb genommen wurde, seit 2001 unter Denkmalsch­utz. Die Nordmole ist Eigentum des Landes Bremen, der Turm mit seinem aktiven Leuchtfeue­r gehört der Wasserstra­ßen- und Schifffahr­tsverwaltu­ng des Bundes.

Das Absacken der Nordmole ereignet sich ausgerechn­et zu den maritimen Tagen, dem Hafenfest der Stadt an diesem Wochenende. Mehr als 80 verschiede­ne Segel-, Motor- und Dampfschif­fe sollen zu sehen sein.

 ?? FOTO: SINA SCHULDT/DPA ?? Teile der Nordmole in Bremerhave­n sind in der Nacht zum Donnerstag eingesackt.
FOTO: SINA SCHULDT/DPA Teile der Nordmole in Bremerhave­n sind in der Nacht zum Donnerstag eingesackt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany