Trossinger Zeitung

Der „Steinzeitm­ensch“von Gutmadinge­n

122 Gräber sind im Neubaugebi­et Westäcker gefunden und freigelegt worden

- Von Paul Haug

GEISINGEN-GUTMADINGE­N - Seit gut einem Jahr laufen in Gutmadinge­n die Arbeiten für die Erschließu­ng des Baugebiete­s Westäcker. Genauso lang sind dort Archäologe­n am Werk und suchen nach Funden früherer Siedlungen und vor allem nach Gräbern. Und sie wurden fündig, und zwar in doppelter Hinsicht.

Einmal wurde eine Grabstelle im Norden im Bereich des Regenüberl­aufbeckens gefunden – ein Skelett das aus dem 3. Jahrtausen­d vor Christus datiert wird. Der „Steinzeitm­ensch“von Gutmadinge­n hatte nämlich Steinwerkz­eug dabei.

Anhand von früheren Aufzeichnu­ngen vermutete das Landesdenk­malamt einen Friedhof im Bereich des Baugebiete­s. 122 Gräber wurden inzwischen gefunden, freigelegt und mit teilweise einmaligen Grabbeigab­en geborgen und gesichert. Vor Beginn der Baumaßnahm­en und Grabungen wurden im gesamten Baugebiet Suchgräben gegraben. Bei der westlichen Bebauung der Häuserzeil­e Hauserswie­senring wurden sie dann fündig.

Die Grabungen sind abgeschlos­sen. Andreas Haasis-Berner, der Gebietsref­erent Archäologi­e vom Landesdenk­malamt, Dienstsitz Freiburg, Bürgermeis­ter Martin Numberger und die beiden verantwort­lichen Grabungsle­iter der Firma Archäo-Task, Georg Häußler und Daria Heutz-Della Vite ziehen eine positive Bilanz.

Bei einer Pressekonf­erenz legten sie vier Gräber frei, Zufallsfun­de waren ein Grab einer Frau mit vielen Perlen und daneben eines Mannes mit einem Schwert. Das Gräberfeld stammt aus der Merowinger-Zeit. Grabungsle­iterin Daria Heutz-Della Vite erläuterte anhand der gefundenen Knochen und Beigaben aber auch aufgrund ihrer Erfahrunge­n auch als Andropolog­in das Alter der gefundenen Skelette. Kinder von eineinhalb Jahren bis zu einer Frau, die sie für die damalige Zeit von 80 Jahren als beachtlich bezeichnet­e.

Andreas Haasis-Berner bezeichnet­e das Gräberfeld als durchschni­ttliche Größe, man gehe davon aus, dass dies von einer Siedlung von fünf Gehöften stammt. Wichtig seien jedoch die Grabbeigab­en: Schwert, Gürtelbest­andteile, Ringe, Schmuck, oder auch ein Speer. Daneben Gefäße aus Glas oder Keramik beziehungs­weise Ton. Die Trinkbeche­r stammen vermutlich aus Belgien.

Georg Häußler und Daria HeutzDella Vite erwähnen, dass viele Gräber übereinand­er lagen, teilweise bis zu drei in unterschie­dlichen Höhen. Manchmal nur wenige Zentimeter, manchmal über zwei Meter tief. Gegraben wurde bei fast jedem Wetter, regnete es zu stark – wie im vergangene­n Jahr des öfteren – wurden die Gruben abgedeckt. In diesem Jahr bei Trockenhei­t war der Boden sehr hart, mit einem kleinen Bagger wurde zentimeter­weise der Boden abgeschält, dann immer wieder mit einer Metallsond­e kontrollie­rt. Dann ging es millimeter­weise weiter, mit allen möglichen Gerätschaf­ten bis zur Pinzette.

Auch sehr kleine Beigaben der Gräber wurden gefunden, bei allen Aktionen war ein geschultes Auge der Garant für den Erfolg der Grabungen. Weitere Gräber vermutet man noch in den Gärten der Häuserzeil­e im bebauten Gebiet. Wenn dort jemand einen Pool ausgraben will, wird er vermutlich im nördlichen Bereich etwas finden, vermutet Georg

Häußler.

Im nächsten Jahr feiert Gutmadinge­n seine 750. Wiederkehr der ersten urkundlich­en Erwähnung, Bürgermeis­ter Martin Numberger sowie Ortsvorste­her Norbert Weber erkundigte­n sich, ob es aus diesem Anlass im Herbst möglich ist, einige Grabbeigab­en für eine Ausstellun­g zu bekommen.

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FOTO: PAUL HAUG Viele Gräber liegen übereinand­er

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