Nagelsmann als Moderator gefragt
Bayern Münchens Trainer nimmt erstmals in dieser Saison Veränderungen vor – Noch herrscht Ruhe bei den Stars
MÜNCHEN (SID) - Hasan Salihamidzic war schon während der Woche bemüht, dem heiklen Thema die Schärfe zu nehmen. „Das ist jetzt nicht einfach, wo keine englischen Wochen sind, wenn man draußen sitzt“, sagte der Sportvorstand von Bayern München. Aber man werde noch alle „brauchen, wir haben über 50 Spiele, hoffentlich“.
Dass die Millionen-Stars Matthijs de Ligt und Leroy Sané oder die Neuzugänge Ryan Gravenberch und Moussair Mazraoui zum Auftakt außen vor waren, beschäftigte die Münchner – vor allem Trainer Julian Nagelsmann. Der sei mit seinem Team dafür verantwortlich, betonte Salihamidzic, „wie man alle zufriedenstellt“. Dies versucht Nagelsmann am Sonntag (17.30 Uhr/DAZN) beim VfL Bochum. „Wir werden etwas umbauen“, sagte er – und beteuerte: „Wir hatten so oder so zwei Wechsel geplant, jetzt werden es vielleicht drei.“Vor allem der Nachsatz, dass er so oder so Veränderungen geplant habe, war Nagelsmann angesichts einiger angeschlagener Profis wichtig. Soll nämlich keiner der sensiblen Stars auf den Gedanken kommen, dass er nur deshalb spielt, weil ein Kollege ausfällt.
Nagelsmann muss vorsichtig sein, er ist bei seinem Luxuskader mehr denn je als Moderator gefragt. Das weiß er, und er kennt die Mechanismen des Geschäfts: „Da wird das Ganze schnell auf das Monetäre reduziert, da wird dann gerechnet, wie viele Millionen auf der Bank sitzen.“
Es sind viele, egal wie. Beim VfL Bochum, gegen den nach dem blamablen 2:4 in der Vorsaison Wiedergutmachung angesagt ist, werden wohl erstmals nach einem starken
Auftakt mit drei Pflichtspielsiegen Millionentransfer de Ligt, Kingsley Coman und Sané beginnen.
Der Niederländer de Ligt zog sich im Training allerdings einen Bänderriss in der Hand zu. Da müsse man „noch abwarten, ob er schmerzfrei ist“, so Nagelsmann. Für de Ligt müsste wohl der angeschlagene Dayot
Upamecano weichen. Sané und der zuletzt gesperrte Coman, dem Nagelsmann „Monsterqualitäten“bescheinigte, starten wohl für Serge Gnabry und Jamal Musiala. Gnabry habe „einen knöchernen Ausriss am Handgelenk plus Adduktorenprobleme“, so Nagelsmann. Der zuletzt überragende Musiala habe „eine Zerrung
im Adduktorenbereich“. Nagelsmann werden so immerhin schwere Personalentscheidungen abgenommen. Noch herrscht zwar Ruhe, doch gerade mit Blick auf die WM gibt es reichlich Konfliktpotenzial. Da kommen dem Rekordmeister die englischen Wochen ab September recht. Auch Vorstandschef Oliver Kahn unterstrich, dass der FC Bayern angesichts der „extremen“Belastungen in den kommenden Monaten „so einen Kader braucht“. Beim harten Konkurrenzkampf sieht Nagelsmann die Spieler „in der Bringschuld. Jeder muss zeigen, dass er besser ist. Wir sind immer noch Bayern München.“Das heißt auch, dass eine erneute Blamage beim Außenseiter in Bochum unbedingt vermieden werden muss. „Die Niederlage steckt schon noch im Kopf“, sagte Nagelsmann: „Ein zweites Mal in Folge wollen wir da auf keinen Fall verlieren.“Egal, wer spielt.