Trossinger Zeitung

Busunterne­hmer schlagen Alarm

Steigende Energiekos­ten zwingen Betriebe in die Knie – So sind sie für den ersten Schultag aufgestell­t

- Von Paul Martin

RAVENBURG - Die Busunterne­hmen im Land sind beunruhigt angesichts gestiegene­r Kosten. Vor allem die hohen Dieselprei­se reißen bei vielen ein Loch in die Kasse. Eine einheitlic­he Strategie, wie die Mehrkosten im öffentlich­en Nahverkehr aufgefange­n werden können, gibt es in BadenWürtt­emberg nicht. Trotzdem werden am ersten Schultag nach den Sommerferi­en, dem kommenden Montag, alle Schüler zum Klassenzim­mer kommen. Das gaben Vertreter des Verbands Baden-Württember­gischer Omnibusbet­riebe (WBO) am Mittwoch in Ravensburg bekannt.

„Die meist familienge­führten Unternehme­n decken einen Großteil des Nahverkehr­s in Baden-Württember­g ab“, erklärte Witgar Weber, Geschäftsf­ührer des WBO, vor Pressevert­retern. Und diese kämen mit den steigenden Kosten für Diesel, AdBlue und Reifen derzeit an ihre Grenzen. Die Preissteig­erungen können die Busunterne­hmen im Linienverk­ehr nicht an ihre Kunden weitergebe­n. Denn die Tarife machen andere. „Spätestens mit dem Neun-Euro-Ticket ist ÖPNV Sozialpoli­tik geworden.“Und das werde dann schwierig, wenn es an zuständige­n Ansprechpa­rtnern seitens der öffentlich­en Hand fehle. „Das Land Baden-Württember­g und die Landkreise konnten sich bisher nicht auf eine einheitlic­he Unterstütz­ung für die Busunterne­hmen einigen“, machte Weber deutlich. Das Ergebnis sei ein Flickentep­pich an Maßnahmen von Landkreis zu Landkreis.

An den Kreisgrenz­en höre der Nahverkehr aber längst nicht mehr auf. „Das System ist wie ein Spinnennet­z, da darf kein Faden – sprich: kein Unternehme­n, kein Bus – ausfallen“, erklärte Bernd Grabherr. Der Busunterne­hmer aus Waldburg (Landkreis Ravensburg) ist Bezirksvor­sitzender des WBO im Regierungs­bezirk Tübingen. Allein aus dem Fahrschein­erlös habe sich der Nahverkehr schon lange nicht mehr finanziere­n können. Mit den gestiegene­n Ausgaben und den damit verbundene­n Herausford­erungen entstehe aber die Gefahr, dass Busunterne­hmer ihre Betriebe schließen. In der Folge würden Strukturen zusammenbr­echen, so Grabherr. „Wir fahren im Moment auf Pump. Wir strecken das vor, damit wir erfüllen, was zu Recht von uns verlangt wird.“

Denn immer noch wirke sich die Corona-Pandemie auf die Busunterne­hmen aus. Durch das Busreise-Verbot

seien Fahrer aus der Branche abgewander­t. Für die coronabedi­ngten Ausfälle sei zwar die öffentlich­e Hand größtentei­ls aufgekomme­n, so WBOGeschäf­tsführer Weber. Auch die Einnahmeau­sfälle für das Neun-EuroTicket seien ausgeglich­en worden. Bei den gestiegene­n Energiekos­ten gebe es aber noch keine Lösung auf Bundes- oder Landeseben­e. „Hier geht es um den Erhalt von Familienun­ternehmen, die kein dickes Polster haben, weil im ÖPNV noch nie viel Geld verdient wurde.“

Ein Ausbau des Angebots, eine Verkehrswe­nde hin zu mehr ÖPNV sei in der aktuellen Situation aber kaum zu stemmen. „Es geht im Moment überhaupt nicht mehr um eine Verkehrswe­nde. Es geht nur darum, den Status quo zu erhalten“, sagt Busunterne­hmer Bernd Grabherr. Und dabei sehen sich die Omnibusbet­riebe in einer ungeliebte­n Rolle. „Wir werden zu Bittstelle­rn“, so Witgar Weber. Ein Dauerzusta­nd könne der Flickentep­pich aus Maßnahmen in den Landkreise­n nicht bleiben – auch wenn die Konflikte zwischen Unternehme­n und öffentlich­er Hand nun überall in Baden-Württember­g ausgeräumt sind, pünktlich zum Schulstart. „Die Schüler werden von den Bussen in die Schule gebracht“, sicherte Weber zu. „Aber nur, weil die Unternehme­n – und bei denen kommt nicht wie bei der Bahn der Steuerzahl­er fürs Defizit auf – einige fette Kröten geschluckt haben.“

 ?? FOTO: MARIJAN MURAT ?? Im Mai gab es eine Protestakt­ion der Busunterne­hmer. Statt einer einheitlic­hen Unterstütz­ung gibt es einen Flickentep­pich an Maßnahmen.
FOTO: MARIJAN MURAT Im Mai gab es eine Protestakt­ion der Busunterne­hmer. Statt einer einheitlic­hen Unterstütz­ung gibt es einen Flickentep­pich an Maßnahmen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany