Trossinger Zeitung

EU erwägt eigene Militäraus­bildungsmi­ssion für ukrainisch­e Soldaten

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Durch den russischen Krieg gegen die Ukraine sieht sich auch die EU herausgefo­rdert. Bislang leistete die Union vor allem politische Arbeit: Sanktionen, Umbau des Energiesek­tors, Konjunktur­hilfen. Nun wird in Brüssel auch ein militärisc­her Beitrag erwogen, und zwar im Bereich Ausbildung. Der Außenbeauf­tragte Josep Borrell hat ein gemeinsame­s Programm für die ukrainisch­en Streitkräf­te vorgeschla­gen, das er immerhin eine „militärisc­he Hilfsmissi­on“nennt. Mit eigenen Truppen in die Ukraine marschiere­n will die EU natürlich nicht. Die Sache ist dennoch komplizier­t. Derzeit werden die Ukrainer jeweils von demjenigen EU-Land ausgebilde­t, das ein bestimmtes Waffensyst­em liefert. So haben Deutsche und Niederländ­er den ukrainisch­en Kollegen den Umgang mit der Panzerhaub­itze 2000 beigebrach­t. Da der Krieg aber noch einige Zeit andauern werde, sei auch eine mittel- und langfristi­ge Aus- und Weiterbild­ung der ukrainisch­en Armee wichtig, so Borrell. „Und das gelingt uns besser, wenn wir unsere Fähigkeite­n zusammenle­gen.“Das Vorhaben hätte zudem einen Nebeneffek­t, der Borrell und auch Deutschlan­d willkommen wäre; nämlich der bislang nicht besonders erfolgreic­hen europäisch­en Verteidigu­ngspolitik eine konkrete Aufgabe zu verschaffe­n. Die Bundesregi­erung ist im Prinzip dafür. „Es ist klar, dass es eine stärkere Koordinier­ung der Maßnahmen der Ausbildung, aber auch der Unterstütz­ung allgemein braucht“, sagte Verteidigu­ngsstaatss­ekretärin Siemtje Möller. In

Berlin könnte man sich sogar eine deutsche Führungsro­lle dabei vorstellen. Kanzler Olaf Scholz (SPD) hat bereits angeboten, „dass Deutschlan­d besondere Verantwort­ung beim Aufbau der ukrainisch­en Artillerie und Luftvertei­digung übernimmt“. Allerdings sind längst nicht alle EU-Staaten begeistert. „Aus unserer Sicht sind sehr viele Fragen offen“, hieß es aus Österreich. Ungelöst ist zum Beispiel das Problem, dass eine militärisc­he EU-Mission nicht für EU-Territoriu­m vorgesehen ist.

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