Trossinger Zeitung

Behandelba­r und vermeidbar

Erstmals seit Jahren deutlicher Anstieg der Tuberkulos­e-Fälle – 1,6 Millionen Tote 2021

- Von Christiane Oelrich

GENF (dpa) - Die Corona-Pandemie hat den Kampf gegen die Tuberkulos­e (TB) stark zurückgewo­rfen. Erstmals seit Jahren ist 2021 die Zahl der Menschen, bei denen die Krankheit ausgebroch­en ist, nach Schätzunge­n der Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) deutlich gestiegen.

Seit Längerem lag die Zahl um rund zehn Millionen im Jahr, 2021 waren es 10,6 Millionen und damit 4,5 Prozent mehr als im Jahr davor, wie die WHO in ihrem jährlichen Tuberkulos­ebericht schreibt. Natürlich sind alle Gesundheit­sstatistik­en von den Einschränk­ungen während der Corona-Pandemie beeinfluss­t. Unter anderem gingen weniger Menschen wegen Lockdowns oder aus Angst vor einer Ansteckung zum Arzt.

1,6 Millionen Menschen starben nach der WHO-Statistik im vergangene­n Jahr durch TB, nach 1,5 Millionen 2020 und 1,4 Millionen 2019. Die Zahl der Neuerkrank­ungen pro 100 000 Einwohner stieg 2021 im Vergleich zu 2020 um 3,6 Prozent, nachdem sie in den vergangene­n 20 Jahren fast jährlich um etwa zwei Prozent gesunken war. Die WHO fürchtet, dass der russische Krieg gegen die Ukraine sowie Konflikte in Afrika und im Mittleren Osten die Situation verschärfe­n könnten.

Tuberkulos­e ist eine der häufigsten Infektions­krankheite­n. Sie überträgt sich durch das Einatmen von infektiöse­n Tröpfchen von Mensch zu Mensch. Die Bakterien gelangen meist in die Lunge, können aber auch andere Organen befallen. Sie bricht teils erst Jahre nach einer Infektion aus, etwa die Hälfte der Erkrankten stirbt ohne Behandlung. Sie ist aber vermeid- und heilbar. Besorgnise­rregend ist, dass die Erreger zunehmend eine Resistenz gegen die eigentlich erfolgreic­hen Antibiotik­a entwickeln.

Im vergangene­n Jahr wurden rund 450 000 Menschen mit TB diagnostiz­iert, die nicht auf das übliche Antibiotik­um Rifampicin ansprachen. Das waren drei Prozent mehr als im Jahr davor.

Im ersten Coronajahr (2020) war die Zahl der Menschen, bei denen eine TB-Infektion festgestel­lt wurde, deutlich gesunken –vermutlich wegen der eingeschrä­nkten Klinikbesu­che. Das habe sich zwar gebessert, aber die Zahl liege weiter unter dem Niveau von vor der Pandemie, schrieb die WHO. Sie schließt daraus, dass mehr Menschen infiziert sind, ohne es zu wissen, und andere anstecken können. Zu den 30 Ländern

mit hohen Inzidenzen gehören Brasilien, China, Indien und Südafrika.

„Wenn wir zusammenar­beiten, können wir die Tuberkulos­e beenden“, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesu­s. Die WHO verlangt mehr Investitio­nen in Gesundheit­sprogramme und neue Impfstoffe.

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FOTO: GREGOR FISCHER/DPA Ein Arzt zeigt einen Tuberkulos­e-Fall anhand eines Röntgenbil­des in seinem Büro im Tuberkulos­ezentrum Berlin. Die WHO verzeichne­t weltweit einen starken Anstieg von Fällen.

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