Neuer Kalender setzt Felix Hengge „kleines Denkmal“
Bildkalender 2024 des Harmonikamuseums erscheint – Künftige Leiterin Katharina Hertfelder hat angefangen
- Der Jahreskalender 2024 des Deutschen Harmonikamuseums ist fertig. Erstmals widmet er sich komplett einem Künstler: dem Trossinger Felix Hengge, der im kommenden Jahr seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte. Neues auch beim Personal der Trossinger Institution: die Nachfolgerin des jahrzehntelangen Leiters Martin Häffner, der 2024 in Ruhestand geht, Katharina Hertfelder, hat im November angefangen und arbeitet sich nun ein.
Aus einer anderen Zeit stammen die Motive des Jahreskalenders mit „Hohner-Werbegrafik der 1950er und 1960er Jahre“und doch: gerade in der hektischen Jetztzeit sind die Arbeiten, die Felix Hengge seinerzeit schuf, wohltuend und beruhigend. Ganz im Reklamestil der Wirtschaftswunderzeit und später mit der vorsichtigen Aufnahme aktueller Entwicklungen der Plakatkunst der 1960er Jahre zeigen sie liebevoll etwa Kinder wie den „Jungen mit der Mundharmonika“, den Hengge anno 1956 stolz sein Hohner-Instrument präsentieren lässt - das erste von ihm für das Trossinger Weltunternehmen geschaffene Werbeplakat.
Andere, oft von lachenden Kindern und Jugendlichen gespielt, machen Reklame für HohnerBlockflöten (1965) oder Akkordeons und Melodicas (jeweils 1963). Es waren Auftragsarbeiten, so Häffner, die der aus dem Allgäu stammende Grafikdesigner im Zeitraum von zehn Jahren für den
Instrumentehersteller gefertigt hatte.
In den 1950er Jahren hatte Hengge, der an der Kunsthandwerkerschule Bonndorf ausgebildet worden war, wiederholt Preise bei nationalen Wettbewerben gewonnen. Der Anhang des Kalenders enthält eine Fülle von Informationen über Werk und Wirken des vor zehn Jahren verstorbenen Künstlers - der weiterhin präsent ist in der Stadt: So werden die von ihm entworfenen Plakatmotive seit Jahrzehnten für die Trossinger Märkte zu Pfingsten, zur „Kilbe“und zu Weihnachten verwendet.
Seine Werke zieren weiter manche Trossinger Hauswand, etwa die der Filiale der Bäckerei Link an der Hauptstraße. Und auch die Amtskette der Trossinger Bürgermeister, die Hans Lenz 1968 gestiftet hat, entwarf seinerzeit Felix Hengge.
„Der neue Bildkalender setzt ihm ein kleines Denkmal“, sagt Martin Häffner über die „Hommage zum 100. Geburtstag des Künstlers Felix Hengge“, so der Untertitel des Kalenders. Hengge sei „nicht nur für Trossingen und Hohner, sondern auch überregional wichtig gewesen“. Nach seiner
Zeit bei Hohner war er bis 1998 Atelierleiter bei der Ritzi GmbH, Display und Werbung. Auch im Ruhestand blieb Hengge künstlerisch aktiv mit zahlreichen Ausstellungen und Publikationen.
Der Kalender 2024 im DIN A 4Format, der mittlerweile fünfte der Einrichtung, ist auf 350 Exemplare limitiert und kostet 12.50 Euro. Erhältlich ist er ab sofort im Shop des Deutschen Harmonikamuseums, bei TabakSpehn und in der Buchhandlung Mory. Das erste druckfrische Exemplar überreichte Häffner an
Elisabeth Hengge, die 91-jährige, weiter in Trossingen lebende Witwe des Werbegrafikers. „Eine Stelle bei Hohner war damals das Bonbon überhaupt“, erinnert sie sich. „Mein Mann wurde von allen beneidet um seine Stelle“, sagt Elisabeth Hengge, selbst ausgebildete Künstlerin.
Wie Häffner mitteilte, wird die aktuelle Sonderausstellung des Harmonikamuseums „100 Jahre Little Lady - die kleinste Mundharmonika der Welt“bis mindestens 3. Dezember verlängert, „eventuell sogar bis Weihnachten“.
Seine Nachfolgerin, Katharina Hertfelder, hat Anfang November im Deutschen Harmonikamusum begonnen. Sie hatte im September ihr Volontariat am Deutschen Literaturarchiv Marbach abgeschlossen. Die gebürtige Weinheimerin kennt die Region, ist großteils in Tuningen aufgewachsen.
Sie werde sich in den kommenden Monaten einen Überblick über das Tätigkeitsfeld verschaffen, sagt die Literaturwissenschaftlerin und künftige Leiterin und Geschäftsführerin. Denn dieses sei sehr vielfältig, betont Häffner den Sinn einer halbjährigen Einarbeitungszeit. Zu den bisherigen Aktivitäten gehörte etwa die gemeinsame Teilnahme an einer Tagung in Hannover zum Thema „Museum außer Haus“. Die „Staffelübergabe“ist dann für den 1. Mai 2024 geplant - danach will Häffner nur noch im Hintergrund wirken, sein endgültiger Ruhestand beginnt im November kommenden Jahres.