Verliebt in Gott und die Musik
Die Lobpreisgruppe Heuberg zeigt das moderne Gesicht des Glaubens
Sie haben frischen Wind in das Glaubensleben auf dem Heuberg gebracht. Freude an der Musik und Freude am Glauben zeichnet die elf Musiker der Lobpreisgruppe Heuberg aus. Ein Porträt.
Im Proberaum bei Ada und Thomas Villing in Wehingen haben es sich die neun Musikerinnen und Musiker, die heute dabei sein können, gemütlich gemacht. Insgesamt besteht die Gruppe derzeit aus elf Musikern. Vor einer Wand liegen Instrumente und Equipment, die Instrumentalisten und Sängerinnen haben sich in einem Stuhlkreis in der Mitte gruppiert. Es gibt eine kleine Küche, eine Toilette und sogar eine kleine Dusche. Auf dem Tisch stehen Getränke und eine Schale mit Fruchtgummis. Es wird intensiv geprobt, aber auch viel gelacht. Was diese Probe aber von der der meisten anderen Bands unterscheidet, ist, dass am Anfang gemeinsam gebetet wird.
„Lobpreis“ist eine Form des Gebets, bei der Gott gelobt und gepriesen wird und gehört schon immer zum christlichen Gottesdienst. „Lobpreis“ist aber auch ein Fachbegriff für moderne christliche Musik. Die Lobpreismusik entstand Ende des 20. Jahrhunderts, ein wichtiger Initiator war laut katholisch.de eine protestantische charismatische Erneuerungsbewegung. Aber längst ist diese moderne Form der geistlichen Musik auch in der katholischen Kirche angekommen, weil so Kirche ein moderneres, attraktiveres Gesicht bekommt.
„Es ist keine seichte Popmusik, sondern Gebet, mit einer tiefen Botschaft“, betont Ada Villing. Dennoch ist die Musik durchaus eingängig, modern und melodisch, mal getragener, mal schmissiger. Die Heuberger Gruppe schreibt keine eigenen Lieder, sondern kann sich an dem reichen Repertoire der Lobpreis-Szene bedienen, passende Lieder auswählen und
für ihre Besetzung arrangieren.
„Ich habe noch gelernt, dass wir Angst vor Gott haben sollen“, erinnert sich Maja Wicherek, die in der Gruppe den Kontrabass spielt, an ihre Kindheit im konservativ katholischen Polen. Statt des strengen Gottes, der die Sünder bestraft, wird in den Lobpreisliedern der liebende Gott gefeiert. Zur Lobpreis-Musik gehört aber nicht nur die moderne musikalische Gestaltung, sondern auch, dass die Besucher aktiv mitmachen, sich bewegen, laut beten, die Hände heben. An diese eher aus den protestantisch-charismatischen Kirchen kommende aktive Freude musste man sich auf dem Heuberg erstmal gewöhnen. Inzwischen klappt es ganz gut. „Die Leute trauen sich immer mehr, stehen auf, zeigen ihre Freude.“Allerdings – auch darauf legen sie wert – seien die Lobpreisabende kein Ersatz für einen Gottesdienst, sondern allenfalls eine Ergänzung.
Mit dem Psalmvers „Ihr Völker
alle, klatscht in die Hände, jauchzt Gott zu mit lautem Jubel“hatte die Gruppe am 29. Juni 2018 erstmals nach Böttingen zu einem „Lobpreis Heuberg“eingeladen. Zuvor hatte Pater Maurus in der Krypta des Klosters Beuron solche Lobpreisabende veranstaltet. Als dieser das Kloster verließ, vermisste ein Teil der damaligen Stammgäste – unter ihnen Thomas Villing und Joachim Penz – diese inspirierenden Abende und realisierten sie fortan selbst.
Überkonfessionalität ist der Gruppe wichtig. Die Mitglieder sind zwar überwiegend katholisch, aber es sind auch freikirchliche oder kirchlich nicht gebundene Christen dabei. Ada Villing, deren Eltern aus Griechenland auf den Heuberg kamen, ist griechisch-orthodox. Dennoch ist die Pfarrkirche in Böttingen die Heimat der Lobpreisgruppe, auch wenn sie immer häufiger auch anderswo auftreten – so etwa am kommenden 13. Juli auf dem Dreifaltigkeitsberg.
Von Anfang an wurden sie vom damaligen Pfarrer Johannes Amann und dann auch von den anderen Priestern und dem Pastoralteam der katholischen Seelsorgeeinheit Oberer Heuberg begleitet und unterstützt.
Auch wenn ein paar von ihnen auch in anderen Bands spielen, verstehen sich die Musiker ausdrücklich als Amateure und Hobbymusiker. „Im Lobpreis geht es nicht um Präzision, sondern um die Herzenshaltung“, sagt Ada Villing. Ob es nun der Heilige Geist ist oder die Kraft der Musik – für die Musiker sind diese gemeinsamen abendlichen Proben eine echte Glaubensund Kraftquelle: „Man kommt nach den Proben immer sehr ausgeglichen und freudig nach Hause“, erzählt Martina Penz. „Der Alltag ist wie weg gespült.“
Der nächste Lobpreisabend ist für den 26. April um 19 Uhr in Böttingen geplant.