Trossinger Zeitung

Verliebt in Gott und die Musik

Die Lobpreisgr­uppe Heuberg zeigt das moderne Gesicht des Glaubens

- Von Frank Czilwa

Sie haben frischen Wind in das Glaubensle­ben auf dem Heuberg gebracht. Freude an der Musik und Freude am Glauben zeichnet die elf Musiker der Lobpreisgr­uppe Heuberg aus. Ein Porträt.

Im Proberaum bei Ada und Thomas Villing in Wehingen haben es sich die neun Musikerinn­en und Musiker, die heute dabei sein können, gemütlich gemacht. Insgesamt besteht die Gruppe derzeit aus elf Musikern. Vor einer Wand liegen Instrument­e und Equipment, die Instrument­alisten und Sängerinne­n haben sich in einem Stuhlkreis in der Mitte gruppiert. Es gibt eine kleine Küche, eine Toilette und sogar eine kleine Dusche. Auf dem Tisch stehen Getränke und eine Schale mit Fruchtgumm­is. Es wird intensiv geprobt, aber auch viel gelacht. Was diese Probe aber von der der meisten anderen Bands unterschei­det, ist, dass am Anfang gemeinsam gebetet wird.

„Lobpreis“ist eine Form des Gebets, bei der Gott gelobt und gepriesen wird und gehört schon immer zum christlich­en Gottesdien­st. „Lobpreis“ist aber auch ein Fachbegrif­f für moderne christlich­e Musik. Die Lobpreismu­sik entstand Ende des 20. Jahrhunder­ts, ein wichtiger Initiator war laut katholisch.de eine protestant­ische charismati­sche Erneuerung­sbewegung. Aber längst ist diese moderne Form der geistliche­n Musik auch in der katholisch­en Kirche angekommen, weil so Kirche ein moderneres, attraktive­res Gesicht bekommt.

„Es ist keine seichte Popmusik, sondern Gebet, mit einer tiefen Botschaft“, betont Ada Villing. Dennoch ist die Musik durchaus eingängig, modern und melodisch, mal getragener, mal schmissige­r. Die Heuberger Gruppe schreibt keine eigenen Lieder, sondern kann sich an dem reichen Repertoire der Lobpreis-Szene bedienen, passende Lieder auswählen und

für ihre Besetzung arrangiere­n.

„Ich habe noch gelernt, dass wir Angst vor Gott haben sollen“, erinnert sich Maja Wicherek, die in der Gruppe den Kontrabass spielt, an ihre Kindheit im konservati­v katholisch­en Polen. Statt des strengen Gottes, der die Sünder bestraft, wird in den Lobpreisli­edern der liebende Gott gefeiert. Zur Lobpreis-Musik gehört aber nicht nur die moderne musikalisc­he Gestaltung, sondern auch, dass die Besucher aktiv mitmachen, sich bewegen, laut beten, die Hände heben. An diese eher aus den protestant­isch-charismati­schen Kirchen kommende aktive Freude musste man sich auf dem Heuberg erstmal gewöhnen. Inzwischen klappt es ganz gut. „Die Leute trauen sich immer mehr, stehen auf, zeigen ihre Freude.“Allerdings – auch darauf legen sie wert – seien die Lobpreisab­ende kein Ersatz für einen Gottesdien­st, sondern allenfalls eine Ergänzung.

Mit dem Psalmvers „Ihr Völker

alle, klatscht in die Hände, jauchzt Gott zu mit lautem Jubel“hatte die Gruppe am 29. Juni 2018 erstmals nach Böttingen zu einem „Lobpreis Heuberg“eingeladen. Zuvor hatte Pater Maurus in der Krypta des Klosters Beuron solche Lobpreisab­ende veranstalt­et. Als dieser das Kloster verließ, vermisste ein Teil der damaligen Stammgäste – unter ihnen Thomas Villing und Joachim Penz – diese inspiriere­nden Abende und realisiert­en sie fortan selbst.

Überkonfes­sionalität ist der Gruppe wichtig. Die Mitglieder sind zwar überwiegen­d katholisch, aber es sind auch freikirchl­iche oder kirchlich nicht gebundene Christen dabei. Ada Villing, deren Eltern aus Griechenla­nd auf den Heuberg kamen, ist griechisch-orthodox. Dennoch ist die Pfarrkirch­e in Böttingen die Heimat der Lobpreisgr­uppe, auch wenn sie immer häufiger auch anderswo auftreten – so etwa am kommenden 13. Juli auf dem Dreifaltig­keitsberg.

Von Anfang an wurden sie vom damaligen Pfarrer Johannes Amann und dann auch von den anderen Priestern und dem Pastoralte­am der katholisch­en Seelsorgee­inheit Oberer Heuberg begleitet und unterstütz­t.

Auch wenn ein paar von ihnen auch in anderen Bands spielen, verstehen sich die Musiker ausdrückli­ch als Amateure und Hobbymusik­er. „Im Lobpreis geht es nicht um Präzision, sondern um die Herzenshal­tung“, sagt Ada Villing. Ob es nun der Heilige Geist ist oder die Kraft der Musik – für die Musiker sind diese gemeinsame­n abendliche­n Proben eine echte Glaubensun­d Kraftquell­e: „Man kommt nach den Proben immer sehr ausgeglich­en und freudig nach Hause“, erzählt Martina Penz. „Der Alltag ist wie weg gespült.“

Der nächste Lobpreisab­end ist für den 26. April um 19 Uhr in Böttingen geplant.

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FOTO: FRANK CZILWA Die Lobpreisgr­uppe in ihrem Proberaum in Wehingen (von links) kniend Jana Kleemann, Ada Villing und Lena Jäger; stehend Thomas Villing, Joachim Penz, Nicole Hauser, Thomas Trapp, Martina Penz und Maja Wicherek.

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