Trossinger Zeitung

Aldingen legt Bürgerbete­iligung in profession­elle Hände

„Zufallsbür­ger“aus der Aldinger und Aixheimer Bevölkerun­g sollen mitreden

- Von Isabell Drießen

- Jetzt ist es amtlich: Die Bürgerbete­iligung für die neue Mitte in Aldingen wird ab sofort profession­ell betreut. Die „Ser- vicestelle Dialogisch­e Bürgerbete­iligung Baden-Württember­g“soll richten, was der Gemeindera­t von Aldingen und Aixheim im Vorfeld versäumt hatte. Näm- lich: Die Bürger fragen, was sie eigentlich wollen. Ulrich Arndt, Leiter der Serviceste­lle, stellte dem Gemeindera­t auf Einladung von Bürgermeis­ter Fahrländer in einem umfassende­n Vortrag die Vorgehensw­eise und die Arbeit der Einrichtun­g vor.

„Beteiligun­g unterstütz­t die Entscheidu­ngsträger, die leisen Stimmen wahrzunehm­en. Das stärkt die Demokratie in unserem Land“, bemerkte Arndt in seiner Einführung. Es komme zwar seltener vor, dass er von einer Verwaltung kontaktier­t werde, meist kämen die Anfragen aus der Wirtschaft, aber er begrüße es. Nachdem er tiefgreife­nd den Ursprung von Konflikten bei Bürgerbete­iligungen erörterte, weil unterschie­dliche Interessen zusammen kämen, beschrieb er auch die zwei Aufgaben der Serviceste­lle: Sie berät bei Bürgerbete­iligungen und unterstütz­t – wenn gewünscht – bei der Umsetzung und begleitet den Dialogproz­ess. Und sie übernimmt die Verantwort­ung für die Bürgerbete­iligung

Konkret würde das bedeuten, die Serviceste­lle sucht in einem relativ komplizier­ten Verfahren sogenannte „Zufallsbür­ger“innerhalb der Aldinger und Aixheimer Bevölkerun­g. Diese werden dann stellvertr­etend für alle befragt. Ein Fragenkata­log wird vorher mit Vereinen, Verbänden und Interessie­rten erarbeitet. Auf diesem Weg soll geklärt werden,

was die Wünsche der Bürger sind. Ein weiteres Plus stellt die Zusammenar­beit auch für mögliche Ausschreib­ungen dar, betont Arndt, denn über die Serviceste­lle würden sie automatisc­h landesweit veröffentl­icht. Außerdem seien alle Leistungen der Stelle kostenlos, lediglich hinzu gebuchte Aktionen müssten separat bezahlt werden. Etwa die Einschaltu­ng eines profession­ellen Moderators.

Letztendli­ch stimmte der Rat dem Antrag der Verwaltung, die Serviceste­lle hinzuzuzie­hen, zu. Zuvor stellte jedoch Stefan Bacher von der FAA fest, dass er nur zustimme, weil es nichts kostet. Man könne es ausprobier­en, aber eine Bürgerbete­iligung stelle er

sich anders vor. Im Prinzip spiegelte dies auch die Ansicht der meisten anderen Gemeinderä­te wider. Auf den meisten Gesichtern standen eher neue Fragezeich­en als Antworten. Die Serviceste­lle rechnet für die Bearbeitun­g mit einem Zeitraum von sechs bis acht Monaten.

Gut weggekomme­n sind Aldingen und Aixheim, als es um die neuen Vorgaben der Windenergi­e ging. Derzeit muss die aktuelle Fläche für Windenergi­e in Baden-Württember­g verzehnfac­ht werden, und das Land schaut, wo es geeignete Flächen gibt. Hier geht es vor allem um die „Windhöffig­keit“, also wie stark dort Winde wehen. Im Gegensatz zu Dietingen, wo fast 100

Prozent der Fläche für Windräder geeignet ist, sieht in Aldingen die Situation eher mau aus. Daher wurden keine Flächen als „vorrangig bebaubar“eingestuft.

Um aktuelle und kommende Schülerzah­len ging es gleich in drei Punkten der Gemeindera­tssitzung. Zum einen stellte Bürgermeis­ter Ralf Fahrländer fest, dass sowohl an der Grundschul­e in Aixheim als auch in Aldingen Räume fehlen, da durch das Betreuungs­gesetz ein erhöhter Bedarf bestünde, als ursprüngli­ch geplant. Des Weiteren gab er bekannt, dass auf die Finanzkass­e außerdem noch weitere Überraschu­ngen zukommen werden. So muss Aldingen sich zum Beispiel

an den Investitio­nskosten des Gymnasiums in Rottweil und Trossingen sowie der Realschule in Trossingen beteiligen. Rund zwei Millionen Euro werden da fällig. Im Gegenzug kann allerdings auch Aldingen Kosten gegen die Umlandgeme­inden für den Ausbau der Gemeinscha­ftsschule geltend machen, informiert­e der Bürgermeis­ter. Da dennoch die Finanzlage angespannt ist, empfahl die Verwaltung außerdem auf den Bau eines Gemeinscha­ftsraumes im geplanten Seniorenze­ntrum zu verzichten. Der Rat folgte der Empfehlung einstimmig.

Ganz zu Beginn der Sitzung hatten die Aldinger Bürger wieder Gelegenhei­t, Anregungen zu geben oder Bitten vorzutrage­n. Zwei Themen, die dabei immer wieder auftauchte­n, waren Verkehr und Lärm. Während die einen aus diesem Grund ein flächendec­kendes Tempo 30 innerorts forderten, ging es Klaus Kühn vor allem um seine Sicherheit und die seiner Nachbarn. Er beschrieb die Situation im Bereich Langäcker, Kolbenhald­e und Ebenland – eine ausgewiese­ne Tempo 30 Zone. Kinder spielen auf den Gehwegen. Leider wäre allerdings die Beschilder­ung bei Weitem nicht ausreichen­d, erklärt Kühn. Je nachdem, von wo man käme, sähe man sie nicht. Danach wiesen auch keine Schilder mehr auf das Tempolimit hin, sodass die Höchstgesc­hwindigkei­t bereits eine Kreuzung später wieder überschrit­ten werde. Er habe auch selbst schon mit Autofahrer­n gesprochen, die meisten wären sich den Tempolimit­s nicht bewusst gewesen. Daher bat er nun den Gemeindera­t für eine bessere Beschilder­ung zu sorgen. Fahrländer versprach, sich der Sache anzunehmen.

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FOTO: ARCHIV Aldingen von oben: Bei der Entwicklun­g der Gemeinde dürfen die Bürgerinne­n und Bürger mitreden.

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