Trossinger Zeitung

Neue Imbisse verschärfe­n Konkurrenz­situation

Zwei weitere Schnellimb­isse machen in Innenstadt auf – Anwohner fürchten Müll und Lärm

- Von Michael Hochheuser

- Im Abstand von rund 100 Metern laufen an der Brühlund der Eberhardst­raße derzeit die Vorarbeite­n zur Eröffnung zweier weiterer Schnellimb­isse in der Innenstadt. Anwohner fürchten zusätzlich­en Müll, Lärm und Geruchsbel­ästigungen. Und Trossinger Gastronome­n zusätzlich­e Konkurrenz.

Der Anwohner der Brühlstraß­e, der anonym bleiben möchte, sorgt sich beim Telefonat mit der Trossinger Zeitung wegen möglicher Folgen der Neueröffnu­ngen: Abfall und einen erhöhten Lärmpegel befürchtet er während der langen Öffnungsze­iten, auch ein Parkplatzp­roblem sieht er für die beiden Straßen südlich der Hauptstraß­e - das sähen Nachbarn ähnlich.

Der Mann verweist auf die bereits jetzt hohe Zahl von Imbissen in Trossingen. „Wenn noch mal zwei hinzukomme­n, machen die sich noch mehr Konkurrenz dann könnte es an der Hauptstraß­e weitere Leerstände geben.“Er hat inzwischen bei der Stadt Einspruch eingelegt.

„Es gibt ein bisschen zu viele Dönerbuden inzwischen in Trossingen“, sagt Zohra Rougab, Inhaber des Orient Express an der Hauptstraß­e. Der habe vor rund 15 Jahren eröffnet und sei damit der am längsten in der Stadt bestehende Imbiss seiner Art. Der Grieche hat den Orient Express vor sieben Jahren übernommen.

Durch die räumliche Nähe der beiden neuen Imbisse zu seinem sieht er zusätzlich­e Konkurrenz „aber Angst habe ich davor nicht, uns geht es gut“. Auch, wenn die Zahl der Kunden weiterhin geringer sei als vor der Corona-Pandemie. Deshalb habe er die Preise erhöhen müssen. Und auch wegen der gestiegene­n laufenden Kosten. „Für Strom zahlen wir 1000 Euro monatlich.“

Die neue Situation nimmt Zohra Rougab, wie sie ist - „wir können eh nichts dagegen machen“. Dem Vernehmen nach sind auch Trossinger Restaurant­inhaber in der Innenstadt wenig begeistert von den weiteren Imbissen. Rund ein halbes Dutzend Dönerbuden

konkurrier­t inzwischen in der Innenstadt um die Kundschaft, hinzu kommen unter anderem zwei asiatische Imbisse an Hauptstraß­e und Marktplatz.

„Sollte es zu Park- oder Lärmproble­men kommen, wird sich unser Ordnungsam­t natürlich darum kümmern und das Gespräch mit den Betroffene­n suchen“, sagt Sabine Felker, Sprecherin der Stadtverwa­ltung, auf Anfrage. Für die Brühlstraß­e 9 liege eine Genehmigun­g für einen Imbiss vor. „Für die Eberhardst­raße 23 läuft momentan die Benachrich­tigung der Anwohner und die Beteiligun­g der Träger öffentlich­er Belange, also derjenigen Fachbehörd­en im Landratsam­t, die sich mit Lärm, Geruch und Verkehr befassen.“

Welche Art von Imbiss jeweils entsteht, müsse gegenüber der Stadt der Baurechtsb­ehörde nicht mitgeteilt werden, erläutert Felker. „Ob es Döner- oder andere Imbisse werden, ist uns nicht bekannt - wir haben letztendli­ch keinen Einf luss darauf, welche Art von Imbiss entsteht, sofern

die baurechtli­chen Vorgaben eingehalte­n werden.“

„In der Tat haben wir kritisch zur Kenntnis genommen, dass wir in unserer Stadtmitte eine nicht gewollte Konzentrat­ion von Schnellimb­issbetrieb­en aller Art und zu wenig traditione­lle Gastronomi­e haben“, sagt Bürgermeis­terin Susanne Irion. „Es wäre aber nicht fair, dabei nur die Dönerläden in den Blick zu nehmen, sondern objektiv zu überlegen, was genau an diesen Betrieben problemati­sch ist.“

„Schnellimb­isse und traditione­lle Gastronomi­e unterschei­den sich beispielsw­eise dadurch, dass Gäste nicht am Tisch bedient werden, wenige oder keine Toiletten vorhanden sind und keine oder, im Verhältnis zu den abgegebene­n Speisen, sehr wenig Sitzplätze vorhanden sind“, so Irion. Der Fokus von Schnellimb­issen habe im Gegensatz zu regulärer Gastronomi­e eine „stärkere Wirkung in den öffentlich­en Raum, etwa durch Lärm, lange Küchenzeit­en, herzhafte Gerüche, vergleichs­weise viel An- und Abfahrtsve­rkehr

und Müll“.

Irion: „Ob sommerlich­es Parkchaos vor den Eisdielen, nächtliche Ruhestörun­g durch eine Imbissbude in Schura, Pizzakarto­ns auf dem Maschke-Platz, der Geruch nach gewürztem Fleisch aus unseren Dönerbuden ist egal. Im Grunde haben alle ein gewisses Konf liktpotenz­ial für ihre Umgebung.“

Anderersei­ts belebten Schnellimb­isse die Innenstadt auch, „machen sie für deren Nutzer attraktiv und sind für eine multifunkt­ionale Innenstadt wichtig“.

2021 sei deswegen im Bebauungsp­lan Innenstadt eine Verteilung schneller Gastronomi­e besser geregelt worden. „Im Bereich des Bahnhofs ist die Versorgung von Reisenden wichtig“, erläutert die Bürgermeis­terin. „An der oberen Hauptstraß­e und am Marktplatz, wo es schon viel schnelle Gastronomi­e gibt, haben wir eine weitere Konzentrat­ion zu Gunsten der Einzelhand­elsgeschäf­te ausgeschlo­ssen. Am MaschkePla­tz soll sie zu dessen Belebung ausnahmswe­ise und im Einzelfall zulässig sein“, sagt Irion.

„Ganz generell lassen sich Schnellimb­isse nicht über das komplette Stadtgebie­t verbieten das würde dem Grundsatz der grundgeset­zlich geschützte­n Berufsfrei­heit widersprec­hen. Ob sich alle Dönerbuden halten können, entscheide­t in einer freien Marktwirts­chaft letztlich der Gast“, so Irion weiter.

Selbstvers­tändlich würden das Thema Parken, Lärm, Außengastr­onomie und Gerüche im Rahmen des laufenden Bauantrags untersucht - „und wir nehmen die Bedenken der Anwohner ernst. Die Brühlstraß­e und die Eberhardst­raße liegen aber leider außerhalb des Geltungsbe­reichs des Bebauungsp­lans Innenstadt.“

 ?? FOTO: MICHAEL HOCHHEUSER ?? Zohra Rougab betreibt den Orient Express an der Trossinger Hauptstraß­e - der bald wie die anderen Imbisse in der Innenstadt weitere Konkurrenz bekommt.
FOTO: MICHAEL HOCHHEUSER Zohra Rougab betreibt den Orient Express an der Trossinger Hauptstraß­e - der bald wie die anderen Imbisse in der Innenstadt weitere Konkurrenz bekommt.
 ?? FOTO: MICHAEL HOCHHEUSER ?? An der Ecke Eberhard-/Brühlstraß­e eröffnet einer der beiden neuen Imbisse. Dort war früher Elektro Klumpp ansässig und zuletzt ein Friseur- und Tattoostud­io, das an den Marktplatz umgezogen ist.
FOTO: MICHAEL HOCHHEUSER An der Ecke Eberhard-/Brühlstraß­e eröffnet einer der beiden neuen Imbisse. Dort war früher Elektro Klumpp ansässig und zuletzt ein Friseur- und Tattoostud­io, das an den Marktplatz umgezogen ist.

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