Neue Imbisse verschärfen Konkurrenzsituation
Zwei weitere Schnellimbisse machen in Innenstadt auf – Anwohner fürchten Müll und Lärm
- Im Abstand von rund 100 Metern laufen an der Brühlund der Eberhardstraße derzeit die Vorarbeiten zur Eröffnung zweier weiterer Schnellimbisse in der Innenstadt. Anwohner fürchten zusätzlichen Müll, Lärm und Geruchsbelästigungen. Und Trossinger Gastronomen zusätzliche Konkurrenz.
Der Anwohner der Brühlstraße, der anonym bleiben möchte, sorgt sich beim Telefonat mit der Trossinger Zeitung wegen möglicher Folgen der Neueröffnungen: Abfall und einen erhöhten Lärmpegel befürchtet er während der langen Öffnungszeiten, auch ein Parkplatzproblem sieht er für die beiden Straßen südlich der Hauptstraße - das sähen Nachbarn ähnlich.
Der Mann verweist auf die bereits jetzt hohe Zahl von Imbissen in Trossingen. „Wenn noch mal zwei hinzukommen, machen die sich noch mehr Konkurrenz dann könnte es an der Hauptstraße weitere Leerstände geben.“Er hat inzwischen bei der Stadt Einspruch eingelegt.
„Es gibt ein bisschen zu viele Dönerbuden inzwischen in Trossingen“, sagt Zohra Rougab, Inhaber des Orient Express an der Hauptstraße. Der habe vor rund 15 Jahren eröffnet und sei damit der am längsten in der Stadt bestehende Imbiss seiner Art. Der Grieche hat den Orient Express vor sieben Jahren übernommen.
Durch die räumliche Nähe der beiden neuen Imbisse zu seinem sieht er zusätzliche Konkurrenz „aber Angst habe ich davor nicht, uns geht es gut“. Auch, wenn die Zahl der Kunden weiterhin geringer sei als vor der Corona-Pandemie. Deshalb habe er die Preise erhöhen müssen. Und auch wegen der gestiegenen laufenden Kosten. „Für Strom zahlen wir 1000 Euro monatlich.“
Die neue Situation nimmt Zohra Rougab, wie sie ist - „wir können eh nichts dagegen machen“. Dem Vernehmen nach sind auch Trossinger Restaurantinhaber in der Innenstadt wenig begeistert von den weiteren Imbissen. Rund ein halbes Dutzend Dönerbuden
konkurriert inzwischen in der Innenstadt um die Kundschaft, hinzu kommen unter anderem zwei asiatische Imbisse an Hauptstraße und Marktplatz.
„Sollte es zu Park- oder Lärmproblemen kommen, wird sich unser Ordnungsamt natürlich darum kümmern und das Gespräch mit den Betroffenen suchen“, sagt Sabine Felker, Sprecherin der Stadtverwaltung, auf Anfrage. Für die Brühlstraße 9 liege eine Genehmigung für einen Imbiss vor. „Für die Eberhardstraße 23 läuft momentan die Benachrichtigung der Anwohner und die Beteiligung der Träger öffentlicher Belange, also derjenigen Fachbehörden im Landratsamt, die sich mit Lärm, Geruch und Verkehr befassen.“
Welche Art von Imbiss jeweils entsteht, müsse gegenüber der Stadt der Baurechtsbehörde nicht mitgeteilt werden, erläutert Felker. „Ob es Döner- oder andere Imbisse werden, ist uns nicht bekannt - wir haben letztendlich keinen Einf luss darauf, welche Art von Imbiss entsteht, sofern
die baurechtlichen Vorgaben eingehalten werden.“
„In der Tat haben wir kritisch zur Kenntnis genommen, dass wir in unserer Stadtmitte eine nicht gewollte Konzentration von Schnellimbissbetrieben aller Art und zu wenig traditionelle Gastronomie haben“, sagt Bürgermeisterin Susanne Irion. „Es wäre aber nicht fair, dabei nur die Dönerläden in den Blick zu nehmen, sondern objektiv zu überlegen, was genau an diesen Betrieben problematisch ist.“
„Schnellimbisse und traditionelle Gastronomie unterscheiden sich beispielsweise dadurch, dass Gäste nicht am Tisch bedient werden, wenige oder keine Toiletten vorhanden sind und keine oder, im Verhältnis zu den abgegebenen Speisen, sehr wenig Sitzplätze vorhanden sind“, so Irion. Der Fokus von Schnellimbissen habe im Gegensatz zu regulärer Gastronomie eine „stärkere Wirkung in den öffentlichen Raum, etwa durch Lärm, lange Küchenzeiten, herzhafte Gerüche, vergleichsweise viel An- und Abfahrtsverkehr
und Müll“.
Irion: „Ob sommerliches Parkchaos vor den Eisdielen, nächtliche Ruhestörung durch eine Imbissbude in Schura, Pizzakartons auf dem Maschke-Platz, der Geruch nach gewürztem Fleisch aus unseren Dönerbuden ist egal. Im Grunde haben alle ein gewisses Konf liktpotenzial für ihre Umgebung.“
Andererseits belebten Schnellimbisse die Innenstadt auch, „machen sie für deren Nutzer attraktiv und sind für eine multifunktionale Innenstadt wichtig“.
2021 sei deswegen im Bebauungsplan Innenstadt eine Verteilung schneller Gastronomie besser geregelt worden. „Im Bereich des Bahnhofs ist die Versorgung von Reisenden wichtig“, erläutert die Bürgermeisterin. „An der oberen Hauptstraße und am Marktplatz, wo es schon viel schnelle Gastronomie gibt, haben wir eine weitere Konzentration zu Gunsten der Einzelhandelsgeschäfte ausgeschlossen. Am MaschkePlatz soll sie zu dessen Belebung ausnahmsweise und im Einzelfall zulässig sein“, sagt Irion.
„Ganz generell lassen sich Schnellimbisse nicht über das komplette Stadtgebiet verbieten das würde dem Grundsatz der grundgesetzlich geschützten Berufsfreiheit widersprechen. Ob sich alle Dönerbuden halten können, entscheidet in einer freien Marktwirtschaft letztlich der Gast“, so Irion weiter.
Selbstverständlich würden das Thema Parken, Lärm, Außengastronomie und Gerüche im Rahmen des laufenden Bauantrags untersucht - „und wir nehmen die Bedenken der Anwohner ernst. Die Brühlstraße und die Eberhardstraße liegen aber leider außerhalb des Geltungsbereichs des Bebauungsplans Innenstadt.“