„Warum schmerzen meine HÄNDE, Herr Doktor?“
Der 43-jährige Patient sitzt vor mir. „Herr Doktor, ich war am Wochenende bei meinen Eltern und habe ihnen im Garten geholfen. Jetzt tun mir beide Hände weh.“Klingt für mich alles nach einer Überanstrengung. „Schonen Sie Ihre Hände, schmieren Sie zweimal täglich Diclofenac-Salbe drauf und nehmen Sie zweimal täglich 600 Milligramm Ibuprofen sowie einen Magenschutz wie das Omeprazol für eine Woche. Kommen Sie bitte wieder, so die Schmerzen zurückkehren.“Nach 14 Tagen sitzt er erneut vor mir. „Die Medikamente haben gut geholfen. Doch kaum war die Woche rum, kamen auch die Beschwerden wieder.“Was ist es dann? Wenn Gelenkbeschwerden über längere Zeit bleiben und nur kurz auf
Medikamente ansprechen, sollten wir unbedingt weiterforschen und auch an chronische Erkrankungen denken.
Kann es Rheuma sein?
„Gibt es in Ihrer Familie Rheuma?“Er überlegt kurz.„Ja. Jetzt wo Sie es sagen. Meine Tante hat das ganz schlimm.“Ist das die Fährte, die ich suche?„Dann sollten wir die Entzündungsmarker in Ihrem Blut bestimmen. Wir nennen das Rheuma-Basislabor. Einen Termin beim Rheumatologen bekommen Sie ohnehin erst in einigen Monaten.“Ich versuche, mit einigen gezielten Fragen die Diagnose weiter einzugrenzen.„Sind denn morgens Ihre Finger steif?“Er nickt. „Ja. Meine Hände fühlen sich dann ganz komisch an.“Das könnte ein Treffer sein. Die sogenannte ‚Morgensteifigkeit‘ ist typisch für eine rheumatoide Arthritis, also ein entzündliches Gelenkrheuma. Doch sie ist kein Beweis. Am nächsten Tag sind die Blutwerte da. Nichts! Dennoch könnte es Rheuma sein. Wir nennen es dann ‚ seronegativ‘.
Genaues Nachfragen bringt die Lösung
Ich mache eine Videosprechstunde mit meinem Patienten und frage weiter nach. War mein Verdacht falsch?„Wie genau fühlen sich denn Ihre Hände morgens an? Ist dann die ganze Hand betroffen.“Ich sehe sein Stutzen. „Eher so rund um den Daumen. Und es fühlt sich manchmal taub an.“Das ist neu für mich. „Das klingt eher nach einem sogenannten Karpaltunnelsyndrom. Das heißt, dass ein Nerv im Handgelenk etwas eingedrückt wird. Ich schicke Sie zu einem Neurologen. Dort wird die Leitfähigkeit der Nerven gemessen. Dann war die Gartenarbeit nur der Auslöser.“Mein Patient bekommt zum Glück einen schnellen Termin. Tatsächlich ist es ein Karpaltunnelsyndrom. Nun müssen wir schauen, ob Schonung oder eine kleine OP das Richtige für ihn ist.