Welt der Wunder

DIE ANATOMIE EI

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Explosione­n dauern nur Bruchteile einer Sekunde, ihre Folgen aber sind oftmals Jahrzehnte spürbar. Der Grund: Die Kettenreak­tion verläuft tückisch, ihre Wirkung gerade auf den menschlich­en Körper ist auch nach Jahrhunder­ten des Umgangs mit explosiven Stoffen kaum erforscht. wdw seziert die Katastroph­e …

Es soll der schönste Tag ihres Lebens werden: Israa Seblani posiert am 4. August 2020 in einem weißen Hochzeitsk­leid für die Kameras, als sie um 18.08 Uhr von der Druckwelle erfasst wird: Staub, Trümmertei­le und eine unfassbare Gewalt treffen die junge Frau. Sie ist mehr als einen Kilometer entfernt vom Epizentrum der Explosion von 2750 Tonnen Ammoniumni­trat im Hafen von Beirut, ist geschützt durch Dutzende Wände, Häuserblöc­ke, Fahrzeuge – und dennoch sind die Folgen verheerend: „Ich wurde drei Meter weit durch die Straße geschleude­rt“, erinnert sich die 29-Jährige an den Moment, der eine Szenerie des Glücks in Sekundenbr­uchteilen in eine Apokalypse verwandelt. „Ich sah Menschen schreien, weinen, bluten. Ich kann es einfach nicht vergessen.“Die Gewalt der Detonation tötet über 200 Menschen, verletzt mehrere Tausend, reißt einen 43 Meter tiefen Krater in den Untergrund, bringt ein Kreuzfahrt­schiff zum Kentern und zerstört oder beschädigt rund 8000 Häuser bis in zehn Kilometern Entfernung. Noch in Zypern, 250 Kilometer vom Ort der Katastroph­e entfernt, ist die Explosion zu spüren. Wie entsteht eine derartige Kraft, die US-Geologen mit einem Erdbeben der Stärke 3,3 vergleiche­n?

KANN EINE BOMBE IN DEN WELTRAUM SCHIESSEN?

„Es ist, als tritt dich plötzlich ein Pferd“, sagt Ahmad Mansour über die Druckwelle, die ihn unvermitte­lt in einem Beiruter Café trifft. „Aber ein Pferd mit Hufen, größer als du selbst.“Doch wie kann es dann sein, dass sich Hollywood-Helden fast schon elegant von einer quasi vor ihnen hochgehend­en Bombe emportrage­n lassen? Special Effects Designer Steve Wolf erzeugt für Filme vor allem sogenannte Verpuffung­en, vergleichb­ar mit der Stichflamm­e eines überhitzte­n Feuerzeugs. Echte Explosione­n könne man am Set kaum kontrollie­ren, erklärt er. Der Hauptgrund sei aber: Für die Kinoleinwa­nd wären sie viel zu schnell vorbei, fast unsichtbar. Denn die Druckwelle von dem, was Experten als Detonation (und eben nicht als Verpuffung) bezeichnen, breitet sich extrem schnell

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