„MEIN IMMUNSYSTEM WAR QUASI NICHT MEHR VORHANDEN.“
Am 6. September 2014 wacht Dr. Ian Crozier in seinem Hotelzimmer in Sierra Leone mit starken Kopfschmerzen auf. Das Fieberthermometer zeigt 38,5 Grad Celsius. Ein Test zeigt: Der simbabwische Arzt ist mit dem Ebola-Virus infiziert. Die Todesrate liegt je nach Behandlung und dem Fortschreiten der Krankheit bei bis zu 90 Prozent. Zwei Tage nach seiner Diagnose wird der Mediziner in die USA ausgeflogen. Die Blutanalyse ist selbst für den erfahrenen Virologen im University Hospital in Atlanta, Dr. Jay Varkey, ein Schock: „Der Viral Load, also die Menge der Ebola-Viren in Croziers Blut, war 100-mal höher als von allen anderen Ebola-Patienten, die hier je behandelt wurden.“Kein Mensch hat bis dahin ein derart extremes Infektionsstadium überlebt. In den folgenden Tagen greifen 20 Milliarden Ebola-Viren das Gehirn und die Nieren von Crozier an. Dann versagen auch seine Lungen. „Mein Immunsystem war quasi nicht mehr vorhanden“, erinnert sich der heute 50-Jährige. Doch die Ärzte geben nicht auf – und setzen alles auf eine Karte: Ian Crozier bekommt eine Blutplasmaspende mit weißen Antikörpern eines ehemaligen Ebolapatienten. Eine Strategie, die Wirkung zeigt. Schließlich verlässt der Arzt nach 24 Tagen am Dialysegerät, 12 Tagen an einer Beatmungsmaschine und insgesamt 33 Tagen Überlebenskampf am 9. Oktober 2014 das Krankenhaus. Heute forscht der vollständig genesene Crozier an Therapiemöglichkeiten für das Covid-19-Virus.