11 Warum fiel Konstantinopel?
Byzanz, 29. Mai 1453
Mehr als 100 000 osmanische Krieger stürmen durch die Straßen der größten Stadt der Christenheit: durch Konstantinopel, die Hauptstadt des Byzantinischen Reichs. Tausende orthodoxe Christen fallen den Soldaten zum Opfer. Kaiser Konstantin XI. blickt ein letztes Mal über das Meer Richtung Rom, bevor er getötet wird. Seine Augen halten vergeblich Ausschau nach einer vom Papst angeführten Flotte, die verhindern soll, dass aus dem christlichen Konstantinopel das islamische Istanbul wird. Wie genau die mächtige und als uneinnehmbar geltende Festung in die Hände ihrer Belagerer geraten konnten, ist bis heute ein Rätsel. Eine unverschlossene
Ausfallpforte, die sogenannte Kerkoporta, soll als Schlupfloch für eine Handvoll osmanischer Krieger gedient haben, die daraufhin für Panik in den Reihen der Verteidiger sorgten. Hatte man einfach nur vergessen, die Tür zu versperren? Der amerikanische Historiker Jack Hight vermutet Verrat in den eigenen Reihen. Der Grund: Konstantinopels Ende macht den Vatikan endgültig zur christlichen Macht Nummer eins. Entsendet er deshalb keine Hilfen? Auf jeden Fall unterschätzt der Papst die Folgen des Falls von Byzanz. Für den Sultan wird die Eroberung der heiligen christlichen Stadt zum Gottesbeweis. Beflügelt marschieren osmanische Truppen bis in das Herz Europas – nach Wien. Der Fall von Byzanz wäre fast auch das Ende des abendländischen Christentums gewesen.