KANN EIN WALDSPAZIERGANG VERHINDERN, DASS ICH KRANK WERDE?
In asiatischen Kulturen, besonders in der vom Shintoismus geprägten japanischen Kultur, werden Wäldern besondere Kräfte nachgesagt. Das dort als Shinrin-yoku bekannte Waldbaden ist weniger eine Therapieform als eine Achtsamkeitsübung. Dabei geht es darum, in den Wald zu gehen und mit allen Sinnen seine Umgebung wahrzunehmen. Was auf den ersten Blick esoterisch anmuten mag, hat tatsächlich eine starke gesundheitsfördernde Wirkung auf Menschen, deren Lebensstil asiatische Forscher in die Kategorie „Suboptimal health“(kurz „Subhealth“) einsortieren. „Subhealth ist der Zustand zwischen gesund und krank“, erklärt eine Gruppe chinesischer Forscher in einer 2019 erschienen Studie. Bisher erfährt die Subhealth-Forschung vor allem in der asiatischen und US-amerikanischen Medizin Aufmerksamkeit. Die häufigsten Symptome sind dabei Müdigkeit, Benommenheit, Vergesslichkeit, Halsschmerzen – also die verschiedensten Beschwerden, die sich oft nicht auf eine konkrete Erkrankung zurückführen lassen. Und genau das ist der Knackpunkt: Wer an Subhealth leidet, ist zwar nicht krank – wird es allerdings vermutlich bald, da das Immunsystem in diesem Zustand geschwächt ist. An dieser Stelle kommt Shinrin-yoku ins Spiel. Denn wie verschiedene Studien nun feststellten, braucht der Körper nur wenige Minuten im Wald, um sich dieser Symptome zu entledigen. So sinken der Kortisol-Spiegel und der Blutdruck deutlich, während der Parasympathikus – der Teil des Nervensystems, der für die Entspannung zuständig ist – angeregt wird. Ein einziger Waldspaziergang reduziert den Stress und unterstützt das Immunsystem für mehrere Tage.