SCHÜTZT EINE NATÜRLICHE UMWELT VOR ALLERGIEN?
Mit dem Frühling beginnt für ein Viertel der Deutschen die Zeit des Niesens: Der Ärzteverband Deutscher Allergologen geht davon aus, dass etwa 20 Millionen Menschen hierzulande an Heuschnupfen leiden. Aus diesem Grund untersuchen Forscher wie Prof. Dr. Karl-Christian Bergmann von der Charité das ganze Jahr über in mobilen Kammern den Pollenflug und die allergische Reaktion freiwilliger Probanden. „Es geht nicht nur um juckende Augen und eine tropfende Nase – unbehandelt kann sich eine Allergie ausweiten. Die Gefahr von Allergien wird unterschätzt“, so Bergmann. Doch wieso leiden überhaupt immer mehr Menschen an Allergien? Diese Frage untersuchte eine Gruppe finnischer Wissenschaftler und stellte eine direkte Verbindung zwischen dem Ort, an dem wir aufwachsen, und Allergien her. Denn ganz egal, wo man lebt: Jeder Mensch beherbergt auf seiner Haut eine Vielzahl von Mikroben. Und auf dem Körper von Menschen, die in der Stadt wohnen, sammeln sich andere Mikroorganismen
als bei Menschen, die etwa auf dem Land leben. „Die Mikrobiota in natürlichen Umgebungen sind für den menschlichen Organismus jedoch förderlicher“, erklärte der 2016 verstorbene Biologe Ilkka Hanski. Zusammen mit seinen Kollegen, die seit seinem Tod die Forschung auf dem Gebiet fortführen, stellte der finnische Wissenschaftler fest, dass besonders die schwindende Artenvielfalt der Mikroben ein Problem ist. „Die rasant sinkende Biodiversität könnte in der Zukunft zu einem globalen Megatrend führen: der drastischen Ausbreitung von Allergien.“Grund für die schwindende Artenvielfalt ist die starke Urbanisierung. Menschen, die in der Stadt leben, haben etwa deutlich weniger Gammaproteobacteria auf ihrer Haut. Und genau denen kommt eine entscheidende Rolle in der Immunabwehr zu. Denn wie die finnischen Forscher nun feststellten, sind diese Bakterien direkt dafür verantwortlich, zum Beispiel Entzündungsreaktionen des Körpers auf Pollen oder Tiere zu unterdrücken.