FLUCH DER KARIBIK WIE VIELE GEISTERSCHIFFE TREIBEN AUF DEN OZEANEN?
/ 25°05‘32,6“N, 77°20‘11.9“W
KARIBIK
Der Anblick ist faszinierend und irgendwie bedrohlich zugleich. Vor der Küste Nassaus stößt der Fotograf Tobias Friedrich auf dieses Wrack – mit dem Bild gewinnt er den Wettbewerb der besten Unterwasserfotografie („Underwater Photographer of the Year 2018“). Der Bug des Schiffes ragt über eine Sandbank und erweckt den Eindruck, als könne es jeden Moment absinken und in die Tiefe rauschen. Dieser Teil der Bahamas gehört zum westlichsten Zipfel des berüchtigten Bermuda-Dreiecks, jenem rund vier Millionen Quadratkilometer großen Gebiet im Atlantik, in dem bereits zahlreiche Schiffe und Flugzeuge verschwunden sind. Die gängigste Theorie dafür ist, dass gefrorenes Methanhydrat vom Boden gelöst wird und als Methangas das Wasser quasi durchlässiger macht – und Schiffe dann keinen Auftrieb mehr haben. Diese These mag für das Bermuda-Dreieck zutreffen, doch sie erklärt nicht das Verschwinden von mehr als 1000 Schiffen in den letzten 15 Jahren weltweit – und mit ihnen von Zehntausenden Matrosen. Noch mysteriöser: Oftmals tauchen Schiffe und Frachter wieder auf, doch von den Besatzungen fehlt jede Spur. Dabei handelt es sich nicht nur um Schiffe, die in Stürme geraten sind oder von Monsterwellen überrascht wurden, sondern auch um solche, die bei scheinbar besten Wetterbedingungen einfach vom Radar verschwunden sind. Es gibt Geisterschiffe, bei denen der Esstisch noch gedeckt war und das Rettungsboot an Ort und Stelle lag. Dutzende Geisterschiffe könnten so noch über die Ozeane treiben, bis sie entdeckt werden – oder irgendwann als Wrack vor die Kamera von Tobias Friedrich geraten.