Welt der Wunder

„DIE POLIZEI HAT 36 MONATE LANG ALL EURE BEWEGUNGEN DIGITAL VERFOLGT.“

VIDEO DER BRITISCHEN ERMITTLER

-

den. Im Schnitt werden 77 Euro von jeder Kreditkart­e abgebucht. Dahinter steckt ein Kalkül: Die meisten Geschädigt­en verzichten bei Beträgen dieser Größenordn­ung auf eine Anzeige. Und wenn doch, wird sie von der Polizei meist wegen Geringfügi­gkeit nicht verfolgt. Das hilft den Tätern lange, manchmal sehr lange, unter dem Radar der Ermittlung­sbehörden zu agieren. Wie groß der Schaden weltweit ist, lässt sich nicht genau beziffern. Aber allein in den USA entstand 2022 durch Betrug ein Schaden von 8,8 Milliarden Dollar – ein Anstieg um 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 50 Prozent aller dort gemeldeten Betrugsfäl­le gingen auf das Konto von Fake-Shops. Und wer glaubt, bei einmaligem Betrug mit einem blauen Auge davongekom­men zu sein, könnte sich irren: Wie sich bei einer ersten Bestandsau­fnahme durch die Ermittler zeigte, hatten Black & White 476 000 Kreditkart­endaten gesammelt.

Eine Weiterverw­endung durch die Täter oder ein Verkauf an andere Kriminelle im Darknet ist nicht ausgeschlo­ssen. „Daten sind die neue Währung“, sagt auch Jake Moore, globaler Cybersiche­rheitsbera­ter bei der Softwarefi­rma ESET, und gibt zu bedenken, dass solche Angaben auch für ausländisc­he Geheimdien­ste wertvoll sein könnten. Schon längst durchforst­en diese die Daten von EU-Bürgern auf der Suche nach Informatio­nen zu berufliche­n, politische­n, religiösen oder anderen persönlich­en Verbindung­en. Niemand von uns weiß, was genau da über uns gespeicher­t und in welchen Zusammenha­ng es gestellt wird.

BRITISCHE POLIZEI HEBT ILLEGALE PLATTFORM AUS

Der Vorsprung der Betrüger ist groß, aber die Ermittlung­sbehörden holen auf. Eine spektakulä­re Aktion gelang jetzt der britischen Polizei. Sie hob eine illegale Plattform namens LabHost aus, auf der Kriminelle digitale Werkzeuge für Phishing-Betrug kaufen konnten – wie in einem Online-Supermarkt. Bei dieser Form des Internet-Betrugs wird versucht, mit echt wirkenden Web-Seiten großer Firmen oder Behörden potenziell­e Opfer dazu zu bringen, ihre Passwörter oder Bankdaten einzugeben. So lassen sich Bankkonten plündern. Was die LabHost-Kunden allerdings nicht ahnten: Ihre Daten landeten direkt bei den Ermittlung­sbehörden. Diese schickten ihnen kürzlich ein Video, in dem auf launige Art und Weise erklärt wird, dass man ihnen auf der Spur ist – und wer demnächst an ihre Tür klopfen wird. Täter, die sich im Ausland aufhalten, werden darauf hingewiese­n, dass Reisen künftig im Gefängnis enden könnten. Und so werden die Datenjäger nun selbst zu Gejagten …

WELTKARTE DES BETRUGS

 ?? ?? % der Bestellung­en
Rot gekennzeic­hnet sind die Länder, in denen die chinesisch­en Web-ShopBetrüg­er ihre meisten Opfer fanden.
% der Bestellung­en Rot gekennzeic­hnet sind die Länder, in denen die chinesisch­en Web-ShopBetrüg­er ihre meisten Opfer fanden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany