Gab es einst Städte auf dem Roten Planeten?
Seit dem Aufkommen der modernen Raumfahrt in den 1960erJahren hat sich viel getan in der Erforschung der Planeten – vor allem mit Blick auf den Mars. Wir wissen heute mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, dass sich dort oben keine intelligenten Aliens zwischen den rostfarbenen Felsen verstecken. Doch überraschenderweise endet an dieser Stelle der Konsens der meisten Forscher bezüglich möglicher Marsbewohner. Denn die Wahrheit ist: Man kann noch nicht mal ausschließen, dass der Mars einmal das Zentrum einer Alien-Zivilisation war – oder wieder werden wird …
Es war ein bemerkenswerter Vorfall. Während einer Anhörung im Repräsentantenhaus im Jahr 2017 spricht der Projektleiter für die Mars-Rover der NASA, Ken Farley, über das gravierend andersartige Aussehen des jungen Mars. Ausführlich erklärt er seinem gespannten Publikum, dass der Mars bis vor rund 3,7 Milliarden Jahren mutmaßlich ein fruchtbarer Ort gewesen sei – mit Seen, Flüssen und einem gigantischen Ozean. Als er plötzlich von einem Abgeordneten gefragt wird, ob es unter diesen Bedingungen nicht möglich sei, dass der Mars damals auch die Heimat einer heute untergegangenen, intelligenten Alien-Zivilisation gewesen sein könnte, zögert der Forscher zunächst. Dann blickt er ins Publikum und gesteht mit sichtbarem Unbehagen, dass diese Möglichkeit besteht. Seziert man Farleys Aussage, stößt man sofort auf zwei wissenschaftliche „Erkenntnis-Fronten“, die sich bislang unversöhnlich gegenüberstehen. Da ist ersten die Tatsache, dass wir auch nach 60 Jahren direkter Erforschung des Mars mithilfe von Sonden, Rovern und Helikoptern keinen einzigen Beweis dafür haben, dass es auf dem Mars einmal eine Zivilisation gab.
Dem gegenüber steht jedoch zweitens eine Art Erklärung dafür – nämlich der Umstand, dass es hier um ein Zeitfenster geht, das selbst für astronomische Verhältnisse lange her ist. Es stellt sich die Frage: Welche Überreste einer Zivilisation könnte man nach 3,7 Milliarden
Jahren überhaupt noch auffinden? Zum Vergleich: Selbst die stabilsten Gebäude der Menschheit – z.B. die während des Kalten Krieges erbaute Atomschutz-Bunker – sind nach wenigen Zehntausend Jahren erodiert. Minenkomplexe würden zwar als Narben in der Landschaft einige Millionen Jahre überdauern, ebenso wie die radioaktiven Überreste unserer Zivilisation. Doch sehr wahrscheinlich würde es in 3,7 Milliarden auch auf der Erde nichts mehr geben, das in irgendeiner Weise an die Existenz einer Zivilisation hinweisen würde. Gleiches gilt für den Mars. Anders ist die Lage jedoch bei der grundsätzlichen Frage nach Leben. Wir wissen, dass es früher flüssiges Wasser und Vulkanismus auf dem Mars gab. Und das wiederum waren vermutlich auch auf der Erde die Zutaten der sog. Ursuppe, in der vor rund 4 Milliarden Jahren ein bis heute unerklärlicher Übergang von anorganischen zu organischen Stoffen stattfand – und das Leben geboren wurde. Dass es auf dem Mars irgendwann ebenfalls zu einer„Abiogenese“kam – also zur Entstehung der ersten Biomoleküle, die sich zu Zellen und vermutlich zeitgleich zu Viren zusammensetzten –, gilt als durchaus denkbar. Manche Wissenschaftler glauben sogar, dass die NASA schon längst den erhofften Volltreffer gelandet hat – ohne es zu wissen. Hier kommt wieder der Mars-Rover „Perseverance“ins Spiel, der seit 2021 in einem ausgetrockneten Flussdelta im Jezero-Krater Bohrungen durchführt und auch Bodenproben
entnimmt. Einige dieser Proben lagert er in sich ein, andere lässt er aus Sicherheitsgründen an markierten Orten zurück, damit sie zu einem späteren Zeitpunkt geborgen werden. Keine der Proben konnte bislang geologisch näher untersucht werden. Viele Forscher hoffen deswegen, dass sich in einer davon der langersehnte Volltreffer wenigstens in Form von versteinerten Lebensformen finden wird. Es bleibt also spannend.