Ruhe an der Schulfront ist nicht in Sicht
Dass es im Leben wie in der Politik nicht immer so kommt, wie man es sich denkt, ist keine ganz neue Erkenntnis. Als mit Start im Herbst 2004 das achtjährige Gymnasium in Bayern eingeführt wurde, war damit in Teilen der CSU auch die Hoffnung verbunden, das dreigliedrige Schulsystem zu verteidigen. Das Abitur sollte nicht zu billig zu haben sein. Trotzdem entschieden sich immer mehr Eltern dazu, ihre Kinder aufs Gymnasium zu schicken. Auch die Erwartung, dass alle Abiturienten möglichst sofort an die Uni gehen oder ins Berufsleben einsteigen, erfüllte sich nicht in dem Umfang wie erhofft. Nach dem Stress am G8 machten viele, die es sich leisten konnten, erst mal was anderes.
Nun also liegt das Konzept des Kultusministeriums für ein neues G 9 auf dem Tisch und wiederum sind damit Hoffnungen verbunden. Die wichtigste Hoffnung der Staatsregierung ist, endlich Ruhe zu bekommen an der Schulfront. Das Abitur soll nicht leichter zu haben sein (siehe oben), aber das Gymnasium soll den verschiedenen Begabungen und Voraussetzungen, die Schüler mitbringen, besser gerecht werden. Außerdem sollen Mängel behoben werden, die am G8 offenkundig nicht zu beheben waren: mehr Informatik, mehr Sozialkunde und politische Bildung, Stärkung der Kernfächer.
Das Konzept klingt plausibel. Ob es die Ziele, die da formuliert sind, auch erreicht, wird allerdings erst die Praxis zeigen. Die Auswirkungen auf die anderen Schularten jedenfalls scheinen kaum kalkulierbar. Wenn’s klappt am Gymnasium, wird die Staatsregierung anderswo schnell neue Baustellen haben.