Löst eine Frau Katholiken Chef Schmid ab?
Nach dem umstrittenen Politiker könnte eine Eichstätter Professorin Laien ein Gesicht geben
Augsburg Albert Schmid hat gestern wieder einmal Klartext gesprochen und sich mit Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer angelegt. Dessen Forderung nach einer Obergrenze für den Zuzug von Flüchtlingen sei „rein taktisch motiviert“und die Selbstbezeichnung der CSU als christlich „fragwürdig“.
So kennt man den Sozialdemokraten Schmid, der als Katholik durch kirchenpolitisch konservative Positionen auffiel. Man schätzte oder verwünschte ihn, je nach Sichtweise. Der Oberpfälzer Schmid jedenfalls war seit 2009 Vorsitzender des Landeskomitees der Katholiken in Bayern. Und damit Gesicht und Stimme jenes Zusammenschlusses der Diözesanräte der bayerischen Bistümer, der ohne ihn öffentlich nicht in diesem Maße wahrgenommen worden wäre. Über welchen Vertreter katholischer Laien aus Bayern wird schon gelegentlich bundesweit berichtet?
Ob Schmid das in jenem Fall aus dem Jahr 2013 gefallen haben mag, ist eine ganz andere Frage. Damals verteidigte er im ARD-PolitTalk von Günther Jauch den zu dieser Zeit heftig umstrittenen Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst, der Skandal an Skandal reihte und das ohnehin beschädigte Image der Kirche noch stärker beschädigte. Der TebartzVertraute Schmid war einer der wenigen, der den „Protzbischof“, wie ihn die Bild nannte, stets in Schutz nahm. Mit Worten wie: „Man hat ihm bei lebendigem Leib die Haut abgezogen.“Bei der Herbstvollversammlung des Komitees rumorte es daraufhin, Rücktrittsforderungen blieben gleichwohl aus.
Nun tritt der 71-jährige Schmid, der unter anderem Präsident des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge war, nach zwei Amtszeiten nicht mehr an. Das Landeskomitee wählt am heutigen Samstag in Eichstätt einen Nachfolger. Oder eine Nachfolgerin. Was alleine deshalb bemerkenswert wäre, weil in der 66-jährigen Geschichte des Landeskomitees noch nie eine Frau an dessen Spitze stand. Erstmals stellen sich zudem gleich zwei Kandidaten zur Wahl. Neben der Fürther Professorin Renate OxenknechtWitzsch, 64, die an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt Recht lehrt, ist das der Münchner Landtagsabgeordnete und CSU-Sozialexperte Joachim Unterländer, 59. OxenknechtWitzsch ist auf kirchliches Arbeitsrecht spezialisiert, sie betrachte es vor allem aus der Perspektive der Mitarbeiter, heißt es.
Das Landeskomitee repräsentiert als höchstes gewähltes Gremium von Laien etwa 6,5 Millionen Katholiken in Bayern. Frauen sind in katholischen Verbänden oder Diözesanräten bereits relativ gut vertreten. Seit 2014 ist zum Beispiel Hildegard Schütz Vorsitzende des Diözesanrats im Bistum Augsburg.