Wieso eigentlich?
Am Sonntag werden wieder die Uhren umgestellt. Erwachsene und Schulkinder wissen, warum das so ist. Aber wie geht es Kindergartenkindern damit?
Landkreis Die meisten mögen sie nicht, die Zeitumstellung. Dennoch akzeptieren wir sie alle. Wir kennen die Argumente – von wegen Energiesparen und so weiter. Aber die Kleinsten unter uns, die gerade erst dabei sind, die Wochentage und Uhrzeiten zu lernen, die kann die Umstellung auf die Sommerzeit aus der Bahn werfen. Auch wenn sie noch keine Ziffernblätter lesen können – eine „innere Uhr“haben sie schon.
Menschen haben Milliarden weitere Zeitmesser, sie sitzen in den Körperzellen. Die sogenannte „innere Uhr“hat leider kein Rädchen, an dem wir am Sonntag um 2 Uhr mal eben auf 3 drehen können. „Auch bei Kindern ist diese Art von Zeitgefühl schon entwickelt“, erklärt Dr. Manuela Michl vom Fachbereich Gesundheit im Landratsamt Dillingen.
Babys haben die „innere Uhr“noch nicht. Sie schlafen, wenn sie müde sind und haben meist noch keinen geregelten Tag-NachtRhythmus. „Sobald Kleinkinder aber einen Rhythmus haben, ist dieser meist sehr fest und lässt sich nur schwer umstellen“, erklärt Michl. Sehr junge Kinder können vielleicht noch nicht nachsehen, wie viel Uhr es ist. Aber sie merken natürlich, dass sich die Essenszei- ten, die Schlafzeiten und Helligkeitsverhältnisse irgendwie verändert haben. Ihr Rhythmus kommt auf diese Weise durcheinander, erklärt die Expertin.
In der Praxis zeigen sich viele Kleinkinder aber sehr tough. „Es kann vorkommen, dass sie danach Schlafprobleme haben, aber eigentlich spüren wir hier die Auswirkungen kaum“, erklärt Patrizia Müller, Leiterin des Kindergartens in Aislingen. Natürlich reagiere jedes Kind anders auf solche Veränderungen. Die Erzieherin kennt ein paar Tipps, mit denen Eltern ihrem Kind die Umstellung am Wochenende erleichtern können:
Kleine Schritte Man sollte bereits ein paar Tage vorher damit beginnen, die Zeitumstellung schrittweise einzuführen, erklärt Müller. Wenn die Kinder zum Beispiel jeden Tag um Punkt 19 Uhr ins Bett gehen, könnte man damit anfangen, die Kinder von Tag zu Tag etwas früher, vielleicht jedes Mal etwa 15 Minuten, ins Bett zu bringen. „Dann verläuft die Änderung für die Kinder nicht ganz so ruckartig.“
Ungezwungen Kleine Schritte sind auch deshalb wichtig, weil die Kinder nicht das Gefühl bekommen sollen, ihre Eltern machen einen Riesenwind um diese Umstellung. „Die Tagesrituale einfach ungezwungen weiterführen, dann gewöhnt sich das Kind am schnellsten um.“
Bewegung und Luft Die Nacht auf Montag wird um eine Stunde kürzer sein. Auch hier hat die Erzieherin aus Wertingen einen Tipp, wie man Kinder am Sonntag vielleicht schon ein bisschen früher ins Bett bekommt. Es ist ganz einfach: Ab nach draußen an die frische Luft und viel bewegen. „Dann sind sie am Abend sehr müde und schlafen womöglich schon etwas früher ein.“
Doch auch hier sei es laut Müller wichtig, alles ungezwungen und entspannt anzugehen. Drehe man die Kinder zu sehr auf, werden sie aufgeregt, und dann hätte man den gegenteiligen Effekt erreicht.
Das Aufstehen könnte am Montag ohnehin das geringste Problem sein. Denn der Gesundheitsexpertin aus dem Landratsamt zufolge sind die meisten Kleinkinder eher sogenannte Lerchentypen. Sie sind also eher Frühaufsteher. Jugendliche und Erwachsene seien tendenziell eher Eulen und abends aktiv. „Dabei kann sich das Spektrum aber nur im Rahmen unserer genetisch vorgegebenen Möglichkeiten verändern. Ein genetisch zum Spätaufsteher veranlagter Mensch wird nie zur ausgeprägten Lerche werden, ebenso wenig wird ein Lerchentyp in der Pubertät zum extremen Langschläfer werden“, erklärt Michl.
Was es mit Uhrzeiten, Lerchentypen und „Inneren Uhren“auf sich hat, müssen Kindergartenkinder erst noch lernen. In Aislingen
In kleinen Schritten zum Erfolg Kleinkinder sind oft Lerchentypen
zeigen die Erzieherinnen den Kleinen, was es bedeutet, wenn der Zeiger eine Stunde nach vorne gedreht wird. Für viele ist es noch nicht so einfach zu verstehen. Der fünfjährige Jayden aus dem Aislinger Kindergarten bringt das ganze Problem rund um die Zeitumstellung gut auf den Punkt: „Ich stehe halt einfach auf, wenn meine Mama mich weckt.“
Wenn selbst der Weckruf der Eltern nichts hilft und ein Kind trotz allem Probleme mit der Umstellung hat, könnte es der Expertin zufolge etwas dauern, bis sich der Rhythmus darauf einstellt. „Die Umstellung kann bis zu 14 Tage dauern. Wenn sich der Organismus mit der Anpassung schwerer tut, wie es unter anderem bei Kleinkindern der Fall ist, können diese Beschwerden stärker ausgeprägt sein.“