Ein Leben für die Musik
Wolfgang Scherer hat mit seinen Orchestern Asien und Europa bereist und ist ein großer Mentor für junge Talente. Das hilft auch sozialen Einrichtungen in seiner Heimat
Königsbrunn Im Haus der Familie von Wolfgang Scherer ist die große Passion des Hausherrn für die Musik unübersehbar: überall Instrumente – ein Saxofon etwa, eine Klarinette, ein Flügel, eine Orgel, ein Kontrabass, Rhythmusinstrumente und natürlich sein Hauptinstrument, die Geige. Zahlreiche Bilder und Urkunden an den Wänden erzählen die Geschichte der vielfältigen Aktivitäten und Verdienste des Musikers, Musikpädagogen und Orchesterleiters aus Königsbrunn im Kreis Augsburg. Für seinen außergewöhnlichen Einsatz erhält er nun die Silberdistel, eine Auszeichnung unserer Zeitung für besonderes gesellschaftliches Engagement.
Weithin bekannt ist die von ihm ins Leben gerufene Reihe „Konzert junger Talente“im nahen Schwabmünchen. Deren Veranstaltungen sind seit 1995 nicht nur stets ausverkauft, sondern haben auch den stattlichen Spendenbetrag von insgesamt 82 500 Euro zugunsten der Kartei der Not, dem Hilfswerk unserer Zeitung, erbracht. Auch erspielte er mit dem Orchester Maria Stern aus Augsburg weitere 150000 Euro zugunsten karitativer, medizinischer und sozialer Einrichtungen.
Aber das ist nur eine Facette des umtriebigen leidenschaftlichen Musikers. Dabei hatte Scherers musikalische Laufbahn einen eher zögerlichen Start: „Es hat etwa fünf Jahre gedauert, bis ich mich nicht mehr genötigt fühlte, Violine zu lernen“, erinnert er sich. Aber dann wurde die Pflicht zur Leidenschaft: „Ich war im Orchester des Ulmer Kepler-Gymnasiums, und als es dort keinen Musiklehrer mehr gab, habe ich mit 13 Jahren die Leitung des Orchesters übernommen. Eine tolle Erfahrung.“Dem folgte viel Jugendarbeit bei den Ministranten und den Pfadfindern. Wolfgang Scherer erkannte, wie sehr ihm die Arbeit mit jungen Menschen liegt, und entschied sich für den Lehrberuf. Sein Studium absolvierte er am Leopold-Mozart-Konservatorium in Augsburg und an der Hochschule für Musik in München. Er besuchte Meisterklassen bei Sir Yehudi Menuhin in London und Sir William Primrose in den USA. „Meine Maxime ist, nach allen Seiten offen zu sein und Qualität zu liefern“, sagt Wolfgang Scherer und erzählt, wie er sich sein Studium als Unterhaltungsmusiker finanzierte: am Saxofon oder an der Hammond-Orgel. „Da fühlte ich mich als regelrechter Musikant“,erzählt er und zeigt Erinnerungsfotos berühmter Bandleader, mit denen er gespielt hat – Franz Grothe, Paul Kuhn, James Last.
Als er nach Abschluss seines Studiums 1976 beim Gymnasium Maria Stern in Augsburg als Musiklehrer und Orchesterleiter anfing, geschah in Scherers Leben wieder etwas Entscheidendes: „Als allererstes lief mir dort meine zukünftige Frau über den Weg.“Monika Scherer wurde zu einer Unterstützerin der Arbeit ihres Mannes und sie moderiert auch seine Auftritte. Seinen beiden Söhnen Dominik und Valentin hat Wolfgang Scherer die Liebe zur Musik vererbt.
Es verlangt Respekt, was der 63-Jährige an musikalischen Aktivitäten entwickelt hat: zahlreiche Konzertreisen mit dem MariaStern-Orchester nach Europa und Asien. Etwa als Botschafter Deutschlands beim Jugendmusikfestival
Bei allem bleibt noch Zeit für seinen Garten
in Budapest oder zur Eröffnung des olympischen Kulturprogramms in Schanghai und Peking. Es kamen insgesamt mehr als 1800 Konzertauftritte zusammen.
Und vor fünf Jahren rief Wolfgang Scherer auch noch das LechWertach-Orchester ins Leben und feiert mit ihm Erfolge – nicht nur beim jährlichen „Konzert junger Talente“, sondern auch bei der Konzertreihe „Große Musik in römischen Kirchen“oder bei einem jährlichen Konzert in der Wieskirche.
Bei all dem bleibt noch etwas Zeit für andere Hobbys. Eines davon ist sein Garten. Außerdem interessiert ihn bayerische Geschichte, wovon ein ganzes Bücherregal zeugt.