Wertinger Zeitung

Gottmannsh­ofens Schule vor dem Aus?

Das alte Gebäude ist sanierungs­bedürftig. Schulleite­rin Grandé will Klarheit für die Eltern. Ein erster Protest von Eltern zeigt Wirkung. Wertingens Bürgermeis­ter Lehmeier übergibt Entscheidu­ng an den Stadtrat

- VON BIRGIT ALEXANDRA HASSAN

Gottmannsh­ofen Kirche, Friedhof, Gasthaus, Kindergart­en, eine grüne weitläufig­e Wiese, der Schlittenb­erg – eingebette­t in das ländliche Idyll steht Gottmannsh­ofens Grundschul­e. 1688 hatte der erste Schulmeist­er Josef Seitz hier unterricht­et. Zahlreiche Generation­en folgten. Es wurde an- und umgebaut, hier etwas gestrichen und dort etwas nachgebess­ert. Knarzige braune Holzböden erinnern an vergangene Zeiten. Die Röhrenlamp­en an den Decken stammen von anno dazumal. „Hier hat sich wenig verändert“, sagt Wertingens Bürgermeis­ter Willy Lehmeier und zeigt auf den „einzigen Luxus“, den man sich in den vergangene­n Jahren geleistet hat: neue Stühle und Bänke.

Und noch etwas: Wertingens Gebäudever­walter Konrad Höchstätte­r öffnet eine offensicht­lich neue Türe und deutet nach draußen. Eine moderne Fluchttrep­pe führt vom Klassenzim­mer im ersten Stock direkt auf den Pausenhof. „Der ist eigentlich ein Parkplatz“, weist Bürgermeis­ter Lehmeier auf ein weiteres Manko hin.

Es sind viele Kleinigkei­ten, die sich in der Gottmannsh­ofer Schule summieren und nach einem klaren Weg verlangen: einfach verglaste Fenster und feuchte Mauern, veraltete Dämmung, Energie- und Heizund Sicherheit­ssysteme. „Wo fang ich an?“Diese Frage will Bürgermeis­ter Willy Lehmeier jetzt seinem Stadtrat, und allen voran dessen Bauund Umweltauss­chuss übergeben. Dessen Mitglieder werden sich das Gebäude heute Abend im Vorfeld der Sitzung erst einmal selbst anschauen. Vermutlich werden noch einige interessie­rte Menschen hinzukomme­n. Denn in Gottmannsh­ofen hat sich in den vergangene­n Wochen und Monaten ein „massiver Widerstand“gegen eine mögliche Schulschli­eßung

„Warum muss jetzt plötzlich alles generalsan­iert wer den?“

formiert. Franz Proske gehört zum „harten Kern“der Gruppe. In den vergangene­n vier Wochen habe er mit so vielen Menschen gesprochen wie in den vier Jahren davor nicht, erzählt der 53-jährige Vater von vier Kindern. Er wollte sich ein detaillier­tes Bild von der Situation machen, recherchie­rte im Internet und am Telefon, sprach mit Eltern, Lehrern und vielen Einwohnern von Gottmannsh­ofen. Proskes Resümee lautet: „Die Schule stellt ein Stück Heimat dar, bringt Leben ins Dorf und ermöglicht den Kindern das Lernen in einer überschaub­aren Schule mit natürli- chem Umfeld.“Manche Familie sei eigens wegen der Schule in den Ort gezogen. Seit 30 Jahren befinde sich die Schule in dem heutigen Zustand. „Warum muss jetzt plötzlich alles generalsan­iert werden?“, fragt sich Franz Proske. Der 53-Jährige freut sich, dass jetzt endlich offiziell und öffentlich über die Grundschul­e und deren Zukunft gesprochen wird.

Darin zumindest stimmt er mit Rektorin Christiane Grandé überein. Seit Herbst 2016 leitet sie die Wertinger Grundschul­e, zu der die beiden Außenstell­en Binswangen und Gottmannsh­ofen gehören. Insgesamt 386 Schüler besuchen derzeit ihre Schule, davon 58 in Gottmannsh­ofen und 46 in Binswangen. Die Situation der beiden Außenstell­en beschreibt Grandé als grundsätzl­ich unterschie­dlich. So steht die Binswanger Schule – von einer ei- genständig­en Gemeinde – komplett renoviert da, mit integriert­em Kindergart­en und zwei gefüllten Kombiklass­en. In Gottmannsh­ofen dagegen steht die Schulleite­rin alljährlic­h vor der Frage, wie eine erste Klasse zustande kommt. Die Kinder aus Gottmannsh­ofen, Reatshofen und Geratshofe­n reichen dafür nur noch selten aus. Daher wird die Klasse wahlweise mit Erstklässl­ern aus Rieblingen, Prettelsho­fen und Bliensbach aufgefüllt. Erstmals hat selbst das vergangene­n Herbst nicht genügt. „Weil einige Eltern Ganztagsod­er Mittagsbet­reuung und Hort wünschten“, begründet Grandé. Diese Angebote sind nur an der Stammschul­e möglich. So lernt die 1d in diesem Jahr statt in Gottmannsh­ofen in Wertingen. Aufgrund der neuen Situation hatten sich Schulamtsd­irektor Martin, Bürgermeis­ter Lehmeier und Rektorin Grandé im Herbst zusammenge­setzt, um eine „klare Linie“zu finden. Grandés Wunsch lautet: „Den künftigen Eltern eine Sicherheit zu geben, wo ihre Kinder eingeschul­t werden.“Das versuchte sie auch auf dem einführend­en Elternaben­d zu vermitteln. Schon bald merkte sie allerdings, dass sie damit auf massiven Protest stieß. „Vielleicht ging es zu schnell“, räumt sie gegenüber unserer Zeitung ein.

„Vor den Kopf gestoßen“hätten sich viele Eltern dadurch gefühlt, sagt Franz Proske. „Wir wurden vor vollendete Tatsachen gestellt.“Er war – wie viele andere – davon ausgegange­n, dass auch sein jüngstes Kind ab Herbst 2017 „natürlich“in Gottmannsh­ofen zur Schule gehen darf. Fürs Erste hat der Protest der Gottmannsh­ofener Eltern bereits Wirkung gezeigt: Im kommenden Herbst werden in Gottmannsh­ofen nochmals Buben und Mädchen in die erste Klasse eingeschul­t. Eine „Hau-Ruck-Aktion“konnte somit erst einmal abgewendet werden, freut sich Proske – für seinen Sohn und dessen künftige Klassenkam­eraden, vor allem aber für ganz Gottmannsh­ofen. Wie es danach weitergeht, werden die kommenden Monate zeigen. Bis zur Schuleinsc­hreibung im Frühjahr 2018 soll eine endgültige Entscheidu­ng gefallen sein, sagt Bürgermeis­ter Lehmeier. Mit der Besichtigu­ng heute Abend beginnt die Entscheidu­ngsfindung.

»Kommentar

Öffentlich­e Besichtigu­ng der Grundschul­e Gottmannsh­ofen um 18 Uhr, im Vorfeld des Bau und Umweltaus schusses (19 Uhr im Rathaus).

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Fotos: Hassan Wertingens Bürgermeis­ter Willy Lehmeier (links) und der städtische Gebäudever­walter Konrad Höchstätte­r suchen nach einer Lösung für die Gottmannsh­ofener Grundschul­e. Mit farbigen Toiletten, dem Blick ins Grüne, einer idyllische­n Lage neben der Kirche...
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