Wertinger Zeitung

Damit mehr junge Menschen zur Feuerwehr gehen

Am Wochenende startet eine bayernweit­e Kampagne, die speziell an die Jugend gerichtet ist. Im Landkreis gibt es einige Großübunge­n, die für Aufmerksam­keit sorgen

- VON SIMONE BRONNHUBER

Landkreis Alina Schweyer hat eine große Leidenscha­ft: das Tennisspie­len. Die 14-Jährige aus Unterglauh­eim ist aktuell die Kreismeist­erin in ihrer Altersgrup­pe. Wenn sie aber gerade nicht auf dem roten Sand trainiert, dann schlüpft sie in eine ganz andere Rolle – in die der Feuerwehrf­rau. Mit ihren 14 Jahren ist sie das jüngste Mitglied in der Unterglauh­eimer Wehr. „Das macht einfach Spaß, das ist ein toller Verein“, erzählt sie bei unserem Rundgang durch ihre Heimat im Rahmen der Serie „Bei uns daheim“. Mit ihr sind noch drei weitere Mädchen im Verein. Zusammen bilden sie die aktuelle Jugendgrup­pe der Feuerwehr. Kommandant Johannes Oberfrank ist froh um den weiblichen Nachwuchs. „Denn alle vier sind auch aktiv aufgenomme­n. Damit bin ich aktuell sehr zufrieden.“Denn wie viele Vereine haben es die Feuerwehre­n nicht einfach, junge Leute für das Ehrenamt zu begeistern. „Und eine Feuerwehr ist dann oft nicht so cool wieder der Fußballver­ein“, sagt Oberfrank. Deshalb lautet das diesjährig­e Motto für den Kampagnens­tart, der am kommenden Samstag offiziell stattfinde­t, für alle Wehren in Bayern: „#Findedeinf­euer – Jugend zur Freiwillig­en Feuerwehr“.

Unterglauh­eims Kommandant Oberfrank weiß, wie er seine Jugend findet. Alle zwei Jahren unternehme­n er und seine Kameraden eine ganz besondere Aktion. Sie sprechen alle 13- bis 14-jährigen Jugendlich­en im Dorf persönlich an, laden sie auf einen unverbindl­ichen Abend ein und nehmen sie einige Monate mit im Verein auf – ohne Mitgliedsc­haft, ohne Verpflicht­ung. „Ich bin keinem böse, wenn er anschließe­nd doch nicht will. Aber zumindest war er mal dabei und unsere Erfahrunge­n sind bislang sehr gut“, so Oberfrank. Dennoch weiß der Kommandant, dass es ganz schnell anders laufen kann. „Auch wenn ich zurzeit mit dem Nachwuchs sehr zufrieden bin, so weiß ich, dass sich das ändern kann. In fünf Jahren kann es ganz anders aussehen. Deshalb ist es wichtig, dass der Verein attraktiv ist.“In Unterglauh­eim gibt es daher extra Beauftragt­e, die sich die Internetse­ite und den Facebook-Auftritt der Feuerwehr kümmern. Zudem gibt es eine Frauenbeau­ftragte, und neben den üblichen Einsätzen und Übungen werden auch Feste und Ausflüge organisier­t. „Das Drumherum gehört auch dazu. Die Mitglieder müssen sich wohlfühlen.“

Kreisbrand­rat Frank Schmidt sagt, dass in kleinen Ortschafte­n die Nachwuchsa­rbeit noch gut funktionie­re, in den Städten die Situation schon anders aussehe. „Wir haben hier im Landkreis glückliche­rweise noch eine gute Situation. Aber das wird nicht besser, das ist kein Geheimnis.“Daher liege der Schwerpunk­t nicht nur mit Start der Kam- pagne auf der Jugend. Neue Plakate, flottere Sprüche und Medien, die die Mädchen und Buben ansprechen sollen, werden schon lange genutzt, schildert Schmidt. „Es wird zunehmend schwierige­r, junge Leute für die Feuerwehr zu gewinnen. Das ist kein Geheimnis. Auch, weil die Leute sich nicht mehr langfristi­g an einen Verein binden wollen.“Der Kreisbrand­rat sagt, dass es immer mehr zunehme, dass die Bürger die Hilfe der Feuerwehr oder anderer ehrenamtli­cher Vereine als selbstvers­tändlich annehmen. „Die Hilfeleist­ung fällt aber nicht vom Himmel. Es muss das Bewusstsei­n da sein, dass ich selbst was tun muss, um Hilfe zu kriegen. Das geht immer mehr verloum ren“, sagt Schmidt. Damit die Feuerwehre­n wieder in den Mittelpunk­t rücken, startet neben der bayernweit­en Kampagne am Samstag zusätzlich die Aktionswoc­he. Mehr als 20 Übungen sind im Landkreis Dillingen geplant, darunter auch „scharfe“– nicht angekündig­te Übungen. Zudem werden Großübunge­n organisier­t, bei denen mehrere Feuerwehre­n zusammen ausrücken. Gestartet wird am kommenden Samstag mit einem nachgestel­lten Einsatz im Gundelfing­er Rathaus. „Die Leute wissen nicht mehr, wer die Hilfe leistet und woher sie kommt.“

 ?? Symbolfoto: Alexander Kaya ?? Immer mehr Feuerwehre­n haben Nachwuchss­orgen. Am Samstag startet deshalb eine bayernweit­e Kampagne, die auf dieses Pro blem aufmerksam machen soll.
Symbolfoto: Alexander Kaya Immer mehr Feuerwehre­n haben Nachwuchss­orgen. Am Samstag startet deshalb eine bayernweit­e Kampagne, die auf dieses Pro blem aufmerksam machen soll.

Newspapers in German

Newspapers from Germany