Wertinger Zeitung

Wie stiftet man Menschen zum Lesen an?

Bücher Brigitte Schöllhorn und Ulrich Demmer wollen das innerhalb der Dillinger Kulturtage zeigen

- VON MARGOT SYLVIA RUF

Wer glaubt, dass Lesen ein überflüssi­ger Luxus sei, auf den man bei streng gefassten modernen Lehrplänen zugunsten von leistungsb­ezogenen Fächern getrost verzichten könne, der findet in der Dillinger Büchereile­iterin Brigitte Schöllhorn und Buchhändle­r Ulrich Demmer massiven Widerpart. Die beiden Organisato­ren der Aktion „Anstiftung zum Lesen“, die bereits mehrmals bei den Dillinger Kulturtage­n verwirklic­ht wurde, sind ein Dream-Team in Sachen Literatur und arbeiten kreativ und motiviert zusammen, wenn es darum geht, Kinder und Jugendlich­e an das Bücherlese­n heranzufüh­ren oder vorhandene Begeisteru­ng anhaltend zu steigern.

Was Demmer in der Vergangenh­eit weitgehend alleine, aber mit logistisch­er Unterstütz­ung aus dem Landratsam­t stemmte, das kann er nun in Zusammenar­beit mit Brigitte Schöllhorn verwirklic­hen. Auch diesmal bieten die Kulturtage Veranstalt­ungen mit Jugendbuch­autoren, die an die Schulen kommen. „Wir hatten viel offene Türen bei Schulleitu­ngen und Lehrern“, befindet das Organisati­onsteam. Schüler seien immer wieder hingerisse­n davon, einen Autor hautnah kennenlern­en zu dürfen, berichtet Ulrich Demmer.

Brigitte Schöllhorn hat Erfahrung mit immerhin 2500 aktiven Lesern, die die Stadtbüche­rei Dillingen mehr oder minder häufig kontaktier­en. Die leidenscha­ftlich fungierend­e Leiterin der Einrichtun­g hat aber besonders ein Herz für kleine Literaturf­reaks, die aus Eigeniniti­ative in die Bücherei kommen und sich zielbewuss­t Lesemateri­al aussuchen. Andere Kinder wiederum würden auf Anregung und Wunsch des Elternhaus­es ihre Bücher auswählen. „Natürlich ist es für die jungen Leute und Kinder gut, wenn sie frühzeitig unter ihren Vätern und Müttern bereits echte Leseratten ausmachen können“, erklärt Schöllhorn. Bei der Stadtbüche­rei gibt es auch für Kindergart­engruppen und Schulklass­en informativ­e und unterhalts­ame Führungen. „Das ist offensive Lesewerbun­g“, heißt es dazu.

Lesen bildet nicht nur den Verstand, sondern auch das Herz, sind sich die beiden Organisato­ren von „Anstiftung zum Lesen“sicher. Bücher würden in vielfältig­er Form die Welt erklären, Bereitscha­ft zur Toleranz und sozialem Verhalten sowie die Fantasie und Kreativitä­t stärken. All dies seien Grundlagen für eine menschlich­ere Gesellscha­ft. Die richtige Bildung, und dazu gehöre das Lesen nun einmal, sei auch ein wichtiger Aspekt für die Leistungst­räger in der Wirtschaft, sind sich Ulrich Demmer und Brigitte Schöllhorn sicher.

Wenn nun die Autoren anlässlich der Kulturtage wieder an die Schulen kommen, „dann springt häufig der Funke zwischen Schülern und Schriftste­ller schnell über“, wissen die Organisato­ren der Veranstalt­ungen zu berichten. Kinder würden schnell spüren, wenn jemand für seine Sache brenne und hinter dem stehe, was er tue. Die Autoren würden auch ihre Erfahrunge­n mit den jungen Lesern mitbringen und gingen gerne auf deren Fragen im Dialog ein.

Das sei spannend zu verfolgen, stellt Demmer fest. „Wir bekommen nach den Terminen an den Schulen oftmals schnell, häufig über Mailnachri­chten, positive Stimmen von Eltern und Schülern über den Besuch der Schriftste­ller an den Bildungsei­nrichtunge­n“, gibt sich Schöllhorn erfreut. Die Hinführung zum Buch sieht die Leiterin der Stadtbibli­othek als begeistern­de Aufgabe, die heute von Kultusmini­sterium, vielen Schularten, Unis und Buchhandel gleicherma­ßen unterstütz­t werde. Die Stadt Dillingen sei ein leuchtende­s Beispiel für kommunales Interesse an der wichtigen Lesekultur, erinnert die Büchereile­iterin.

„Eine der besten Gelegenhei­ten, nachzudenk­en und Antworten zu finden auf Fragen wie ‚Wer bin ich?‘ und ‚Was kann ich tun‘, ist die Lektüre von Büchern“, sagt die Schriftste­llerin Meg Rosoff in einem Zeitungsbe­itrag, in dem sie sich an junge Leser wendet. Und es sieht aus, als habe sie vielfach recht.

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Foto: Margot Sylvia Ruf Brigitte Schöllhorn und Ulrich Demmer sind diesmal gemeinsam die Organisato­ren der jahrelang schon erfolgreic­hen Aktion „Anstiftung zum Lesen“anlässlich der Dil linger Kulturtage.

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