Hier sind Geschick und Gefühl gefragt
Wettbewerb Ramon Späth aus Welden nimmt an der Deutschen Meisterschaft im Gabelstaplerfahren teil. Welche Aufgaben er dafür meistern muss und welche Chancen er sich ausrechnet
Eine Flasche aus der einen Kiste rausholen und in die andere reinsetzen, das schafft fast jeder. Schwieriger wird es schon, mit einem Pendel an einer eineinhalb Meter langen Kette in ein Rohr zu zielen. Und noch schwieriger ist es, diese beiden Aufgaben nicht mit der Hand, sondern mit dem Gabelstapler zu machen. Ramon Späth aus Welden kann das. Er arbeitet bei Surteco Decor in Buttenwiesen als Staplerfahrer und transportiert normalerweise große Papierrollen, Gitterboxen und Paletten. Am Samstag ist sein Geschick anderweitig gefragt: Der 37-Jährige nimmt an der Deutschen Meisterschaft im Gabelstaplerfahren teil. Er weiß, dass die Konkurrenz groß sein wird: „Ich sitze erst seit vier Jahren auf dem Fahrzeug, manche andere schon seit 20 oder 30 Jahren.“
Gabelstapler sind natürlich vor allem Arbeitsgeräte, aber auch ein schönes Spielzeug. Profis können damit durch enge Parcours fahren, Gymnastikhüpfbälle transportieren, einen Basketball mit der Gabel in den Korb werfen oder eben Getränkeflaschen sortieren und Pendel platzieren. Und all diese Disziplinen eignen sich doch wunderbar, um einen Wettkampf auszutragen. Es gibt ja schließlich auch Deutsche Meisterschaften im Hufeisenwerfen, im Unterwasserrugby, im Quidditch, in Waldarbeit, im Fliegenbinden. Die besten Gabelstaplerfahrer der Republik treffen sich jedes Jahr in Aschaffenburg. Die Veranstalter des dreitägigen Events haben der Stadt deshalb auch den Namen „Staplermetropole am Main“gegeben.
Noch bis Samstag werden dort wieder 15 000 Zuschauer auf dem Schlossplatz erwartet. Es gibt ein großes Rahmenprogramm und verschiedene Wettkämpfe: eine internationale Meisterschaft, eine für Firmen-Teams, eine speziell für Frauen. Und als Höhepunkt dann am Samstag die Deutsche Meisterschaft. Unter den 63 Kandidaten sind zwei aus Schwaben: Ramon Späth aus Welden und Benjamin Empl aus Hafenreut (Kreis Donau-Ries), der bei Andreas Schmid Logistik in Gersthofen arbeitet. Die beiden haben sich über den Regionalentscheid in Derching qualifiziert.
Die Deutsche Meisterschaft mit Vorrunden, Viertel-, Halbfinale und Finale wird den ganzen Tag dauern – moderiert übrigens von ARD-Fußballkommentator Tom Bartels. Wer besonders geschickt, präzise und schnell arbeitet, bekommt die meisten Punkte. Die Teilnehmer werden unter anderem einen Turm aus Kisten und eine Pyramide aus Fässern bauen müssen. Besondere Balance ist gefragt, wenn sie kleine Klötzchen auf der Gabel durch den Parcours transportieren sollen. Die Beschreibung der einzelnen Aufgaben konnte sich Ramon Späth schon auf der Internetseite des Staplercups ansehen. Doch eine richtige Vorbereitung ist schwer, weiß er: „Jedes Fahrzeug funktioniert anders, die Steuerung ist immer unterschiedlich empfindlich.“Das Gefährt, mit dem er in der Arbeit unterwegs ist, sei zehn Jahre alt – „vor Ort gibt es nur die neuesten Geräte“, erklärt er und sagt, worauf es besonders ankommen wird: „Man muss ein Gefühl reinkriegen.“
Große Erwartungen aufs Treppchen hat Späth nicht. Schließlich habe er schon beim Regionalwettbewerb für Schwaben und Süd-BadenWürttemberg „just for fun“, also nur zum Spaß, mitgemacht – dass er Dritter werden und sich so für die Deutsche qualifizieren würde, damit habe er nicht gerechnet. Für den Wettkampf am Samstag hat der Weldener ein bescheidenes Ziel: „Ich will nicht Letzter werden“, sagt er. „Und ein Platz im Mittelfeld wäre super.“