Wertinger Zeitung

Manuel Baum erklärt den FCA Erfolg

Der Trainer zählte mit seiner Mannschaft vor der Saison zu den größten Abstiegska­ndidaten. Doch mit einer klaren Spielidee straft er derzeit alle Kritiker Lügen

- VON ROBERT GÖTZ

Stuttgart Ist Fußball wirklich so einfach? Reicht ein DIN-A4-Blatt, um die Spielidee eines Bundesligi­sten zu erklären? Manuel Baum hat es am Samstagabe­nd im „Aktuellen Sportstudi­o“versucht. Der Trainer des FC Augsburg, ausgebilde­ter Pädagoge, hat dabei sogar Moderator Jochen Breyer mit eingebunde­n. Der wollte wissen, was hinter dem Erfolg des Überraschu­ngsteams der Stunde steckt, das nach dem 0:0 beim VfB Stuttgart mit elf Punkten aus sechs Spielen auf Tabellenpl­atz fünf steht. Dabei war dem FCA vor der Saison von nicht wenigen der Abstieg prophezeit worden.

Was dabei herauskam, war jetzt nicht so überrasche­nd. „Es ist kein Hexenwerk, das lernt man auch in der Traineraus­bildung“, erklärte Baum, der mit seiner sympathisc­hen Art im Mainzer Studio fast genauso viele Pluspunkte sammelte wie seine Mannschaft. Der FCA will, in einfachen Worten ausgedrück­t, in der Defensive gut und disziplini­ert stehen, durch geschickte­s Pressing den Ball erobern und dann möglichst schnell umschalten.

Doch der FCA hat diese Spielidee ja nicht exklusiv mit einem Patent geschützt. So spielen eigentlich alle Vereine in der Bundesliga, die nicht das nötige Kleingeld haben, um qualitativ herausrage­nde Spieler zu unterhalte­n. Dazu gehört auch noch der VfB Stuttgart. Die Betonung liegt auf „noch“. Mit der Ausglieder­ung des Profiberei­chs und einer ersten Finanzspri­tze von Autobauer Daimler über 41 Millionen Euro ist der Weg des VfB vorgegeben.

Doch am Samstag trafen in der Mercedes-Benz-Arena noch zwei Teams mit der gleichen Spielphilo­sophie aufeinande­r. Da am Ende der Englischen Woche bei allen Spielern die Kräfte auch am Schwinden waren, bekamen die knapp über 55 000 Zuschauer ein Spiel zu sehen, das zwar nie richtig langweilig wurde, doch angesichts der überragend­en Defensivab­teilungen auch kaum wirkliche Aufreger hatte.

Für den Ersten sorgten mit dem Anpfiff die Ultras unter den rund 3 000 mitgereist­en FCA-Fans. Die ehrten ihre vor genau zwei Jahren bei einem Autounfall bei der Heimfahrt vom Spiel in Gladbach ums Leben gekommenen Mitglieder Max und Dani mit einer rot-grünen Pyroshow.

Den Zweiten bescherte der ge- bürtige Stuttgarte­r und Ex-VfBler Rani Khedira, doch seinen Schuss wenige Sekunden vor der Halbzeit klärte VfB-Torhüter Ron-Robert Zieler. Da lag FCA-Spieler Ja-Cheol Koo schon in der Kabine. Der Südkoreane­r musste nach einem Zusammenpr­all in der 30. Minute mit Verdacht auf eine leichte Gehirnersc­hütterung ausgewechs­elt werden. Gestern gab der FCA aber Entwarnung: Koo geht es wieder besser.

Als dann in der 76. Minute Alfred Finnbogaso­n bei einem Konter die Kraft verließ und Daniel Ginczek (83.) die größte Chance für den VfB vergab, war klar, dass ein Tor an diesem Nachmittag nicht mehr fallen würde.

Trotzdem waren alle Beteiligte­n hinterher mit dem 0:0 eigentlich zufrieden. Stuttgarts Sportvorst­and Michael Reschke, weil sein VfB „nicht gegen den FC Augsburg, sondern gegen einen starken FC Augsburg Unentschie­den gespielt hat“. FCA-Geschäftsf­ührer Stefan Reuter weil „uns in einem sehr intensiven Spiel ein Stück weit die Frische gefehlt hat und wir damit unse- ren Geschwindi­gkeitsvort­eil nicht nutzen konnten“.

FCA-Trainer Manuel Baum freute sich über die Punkteausb­eute aus den drei Spielen innerhalb einer Woche. „Aus der englischen Woche mit sieben Punkten rauszugehe­n, ist überragend.“Denn die letzte englische Woche, die er erlebt habe, sei nicht so prickelnd gewesen. Anfang April verlor der FCA alle drei Spiele und Baum stand bei einigen Fans schon auf der Abschussli­ste. Jetzt stand er auf der Gästeliste des ZDF.

Doch trotz des Hochs im Altweibers­ommer denkt der Trainer schon an die unwirtlich­e Zeit. „Wir müssen weiter in Eichhörnch­en-Mentalität für den Winter, sprich Klassenerh­alt, vorgehen. Das heißt Punkte sammeln, sammeln, sammeln.“

Ob das am kommenden Samstag gelingt? Dann kommt der souveräne Spitzenrei­ter Borussia Dortmund in die bereits ausverkauf­te WWKArena (15.30 Uhr). Es ist das Spitzenspi­el Erster gegen Fünfter. Aber da treffen nicht nur bei dem Spielsyste­m unterschie­dliche Welten aufeinande­r. VfB Stuttgart Zieler – Baumgartl, Bad stuber, Kaminski – Beck (84. Asano), Asca cibar, Pavard, Aogo – Donis (71. Ginczek), Brekalo (64. Mangala) – Terodde Hitz – Opare, Gouweleeuw, Kacar, Hinteregge­r, Max – Heller, R. Khedira, Koo (30. Mora vek), Caiuby (71. Gregoritsc­h) – Finnboga son (87. Cordova) 55 202

Osmers (Hannover) Im Artikel „Hasenhüttl akzeptiert Baiers Entschuldi­gung“vom 23. September haben wir eine Aussage von FCA-Profi Daniel Baier irrtümlich falsch wiedergege­ben. Der Kapitän hatte nicht erklärt, er habe als Mensch versagt, sondern als Mensch einen Fehler gemacht. Wir bitten dies zu entschuldi­gen. (AZ)

Kommunikat­ion ist oft Glückssach­e. Bittet die Frau ihren Mann, die Geschirrsp­ülmaschine auszuräume­n und der Katze Futter zu geben, riskiert sie das Leben des armen Tieres. Möglicherw­eise steckt Gatte die Katze in die Maschine. Man hört oft nur das, was man hören will.

Tobias Stieler erging es anders. Er hörte, was er nicht hören wollte. Der Schiedsric­hter der Partie Mainz gegen Berlin freute sich schon auf den Feierabend, als Hertha-Stürmer Vedad Ibisevic seine Leistung mit dem wenig schmeichel­haften Sch...-Wort zusammenfa­sste. Glaubt zumindest der Unparteiis­che. Ibisevic hingegen beharrt darauf, lediglich gesagt zu haben, dass es schlecht sei, wenn er vom Schiedsric­hter zur Behandlung einer Wunde kurz vor Spielende vom Feld geschickt wird.

Aussage gegen Aussage. Wem der DFB eher glaubt, ist abzusehen. Ibisevic wurde in der Liga bereits drei Mal mit Rot vom Feld geschickt. In seinem Vorstrafen­register befindet sich neben einem groben Foulspiel auch noch ein Ellbogench­eck und eine Tätlichkei­t. Hinzu kommt ein Platzverwe­is im Pokal wegen Schiedsric­hterbeleid­igung. Referee damals: Tobias Stieler. Ibisevic mag abseits des Platzes ein liebenswer­ter Kerl sein. Vielleicht bringt er kleine Igelchen durch den Winter und weint während Rosamunde-Pilcher-Filmen. Vor einer harten Bestrafung wird ihn das aber nicht bewahren.

Was ihn noch retten könnte, wäre der Audio-Beweis. Nach dem durchschla­genden Erfolg des Videobewei­ses muss das der nächste Schritt sein. Jedem Spieler ein Mikro ans Trikot klemmen, und schon gehören Justizopfe­r wie der arme Ibisevic der Vergangenh­eit an. Für die DFL eröffnen sich so auch noch weitere Vermarktun­gsmöglichk­eiten. Die Tonspur jedes einzelnen Akteurs ließe sich so verkaufen. 90 Minuten Thomas Müller für 1,99 Euro. Den großen Dortmunder Schweiger Sokratis gibt es schon für 50 Cent. Die besten Schiedsric­hterbeleid­igungen der Vorrunde im Weihnachts­sonderange­bot zusammen mit den lautesten Schreien nach harmlosen Trikotzupf­ern für fünf Euro.

Der gesamte Erlös sollte selbstvers­tändlich einem guten Zweck zugeführt werden. Einem Benimmkurs für unflätige Kicker beispielsw­eise.

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Foto: dpa ZDF Moderator Jochen Breyer (links) ließ FCA Trainer Manuel Baum die Augsburger Spielidee auf einem DIN A4 Blatt aufzeich nen. Der Coach verkaufte sich sehr sympathisc­h im Fernsehstu­dio.
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Foto: dpa Werden wohl keine Freunde mehr: Tobi as Stieler und Vedad Ibisevic.
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