Ein enttäuschter Sieger
Ulrich Lange gewinnt, spricht aber von einem „bitteren Ergebnis“für die Union
Nördlingen „Noch geht’s mir gut,“, sagt Ulrich Lange in der Nördlinger Gaststube Wengers Brettl gegen 18.30 Uhr und hat vielleicht eine Vorahnung, wie diese Bundestagswahl für ihn ausgehen könnte. Er wird Gewinner sein und gleichzeitig noch nie so stark verloren haben. Und noch etwas: Für einige Zeit steht nicht einmal sein Ergebnis im Vordergrund, sondern das der Alternative für Deutschland.
Nach den ersten Hochrechnungen ist klar, dass die AfD tatsächlich drittstärkste Partei werden könnte. Der Verlust der Union lässt Lange die Backen aufblasen, eigentlich, so erzählt er, habe er gehofft an dieser Stelle zum ersten Mal jubeln zu können. Aber der Jubel bleibt aus. Und dann wendet er sich zu seinen Parteikollegen. „Es war mit Händen zu greifen.“Er wiederholt den Satz, mehrmals. Auch dann als vorgerechnet wird, wie viele der NichtWähler-Stimmen an die AfD gegangen sind und wie viele frühere Unions-Wähler nun ihr Kreuz bei eben dieser Partei gemacht haben. Von einer Wahlparty will Ulrich Lange an diesem Abend nicht mehr sprechen. Er ist enttäuscht und sagt, dass man nicht mehr so weiter machen könne, wie bislang. Ein „bitteres Ergebnis“, nicht nur im DonauRies-Kreis, sondern in ganz Schwaben und Bayern.
Schließlich erscheinen die Ergebnisse der Erststimmen auf den großen Flachbildschirmen im Nördlinger Gasthaus. Nach den ersten drei Dörfern hat Lange 55,8 Prozent. Seine Parteikollegen, Freunde und Familie applaudieren. Lange lacht wieder, scheint aber ein Ergebnis nicht vergessen zu können. Zu viele Stimmen der CSU sind seiner Meinung nach auch in der Region an die AfD gegangen. „Wenn die AfD so viel bekommt, dann tut das trotzdem weh“, sagt er und sieht weiter zum Bildschirm. Klar ist für ihn aber auch: „Wir werden das Land nicht in die Hand der AfD geben.“
Für den 48-jährigen Nördlinger hat der Ausgang der Wahl zwei Seiten: „Persönlich gesehen freue ich mich und bedanke mich für das Vertrauen, das ich von den Wählerinnen und Wählern wieder bekommen habe. Aber insgesamt ist das Ergebnis für uns als Regierung natürlich unbefriedigend. Es ist für uns eine Niederlage.“Bereits an den Infoständen während seines Wahlkampfes hätte sich die Unzufriedenheit gegenüber der Regierung gezeigt. (vmö)