So wählte Deutschland
Die AfD punktet vor allem im Osten, doch auch im Westen bringt ihr Aufstieg vermeintliche Gewissheiten ins Wanken. In einigen Ländern gibt es für die klassischen Koalitionen keine stabilen Mehrheiten mehr. Das liegt auch daran, dass FDP und Grüne Westpart
Augsburg Die Deutschen haben gewählt und das Ergebnis bestätigt manches Vorurteil, bringt aber auch vermeintliche Gewissheiten ins Wanken. Da ist zum Beispiel die AfD: Ja, die Rechtspopulisten haben vor allem bei Männern und im Osten gepunktet. Dort sind sie die zweitstärkste Kraft – in Sachsen haben sie sogar die meisten Zweitstimmen geholt. Damit läuft die AfD der Linken immer mehr den Rang als Stimme des Ostens ab. Doch auch in vielen Wahlkreisen im Westen ist sie am Sonntag an der vermeintlichen Volkspartei SPD vorbeigezogen.
Die Sozialdemokraten liegen nur noch in Bremen auf dem ersten Platz. Selbst in ihrer einstigen Hochburg Nordrhein-Westfalen blieben sie mehr als sechs Prozentpunkte hinter der CDU. Grüne und FDP wiederum sind auch ein Vierteljahrhundert nach der Wende in erster Linie Westparteien geblieben. Sieht man von Berlin ab, wo die Grünen sehr stark abschnitten, schafften die beiden in keinem ostdeutschen Bundesland ein zweistelliges Ergebnis. Das macht sich besonders bemerkbar, wenn es um mögliche Koalitionen geht. Dann wirkt Deutschland wie eine geteilte Republik: Das nun wahrscheinliche Jamaika-Bündnis wäre in den westdeutschen Bundesländern beispielsweise eine stabile Angelegenheit, im Osten aber nahezu unmöglich. Selbst gemeinsam kämen CDU, FDP und Grüne dort auf keine Mehrheit. In Berlin, Brandenburg, Sachsen und Thüringen würde es – gemessen am Bundestagswahlergebnis – derzeit nicht einmal zu einer Großen Koalition reichen.
Auch dem rot-grünen Bündnis in Niedersachsen droht das Aus. Dort wird am 15. Oktober gewählt. Eine Mehrheit für die bisherige Regierung scheint nach dem Beben vom Sonntag unwahrscheinlich. Und in Bayern, wo in einem Jahr die Landtagswahl ansteht, wackelt die Alleinherrschaft der CSU. Sie braucht womöglich einen Koalitionspartner.
Der Hauptgrund für diese unsicheren Verhältnisse ist neben der Wiederauferstehung der FDP vor allem die AfD, die nicht nur sämtlichen anderen Parteien Anhänger abspenstig gemacht hat. Sie hat auch so viele Nichtwähler wie keine andere Partei motiviert, diesmal wieder ihre Stimme abzugeben. Gefolgt von den Liberalen, die ebenfalls viele Wahlmuffel zurückholten.
So stimmten die Bayern bei der Bundestagswahl