Wertinger Zeitung

In Ziertheim ging es schnell, in Binswangen gingen viele

In Ziertheim ging’s schnell, in Prettelsho­fen gab’s Weißwürste, die Binswanger waren fleißig – und in Höchstädt wird gerätselt. Die Zahlen hinter den harten Fakten

- VON SIMONE BRONNHUBER UND BENJAMIN REIF

Welche Gemeinde hat die höchste Wahlbeteil­igung? Wo war das kleinste Wahllokal? Eine etwas andere Analyse.

Landkreis 19.03 Uhr. Endlich. Die erste Schnellmel­dung aus dem Landkreis Dillingen ploppt auf der Leinwand im Landratsam­t auf. Kandidaten, Landrat, Bürgermeis­ter, Presserver­treter und Mitarbeite­r schauen gebannt von wem. Es ist die Gemeinde Ziertheim. Dort haben die Helfer am schnellste­n ausgezählt und waren mit etwas Abstand die Allererste­n, die Ergebnisse der Bundestags­wahl aus ihrer Ortschaft am Sonntag lieferten.

Halina Wörner hat an diesem Abend den entscheide­nden Klick am Computer gemacht. „Wir waren die Schnellste­n? Das ist ja nett“, sagt sie und lacht. Sie war im Rathaus der Verwaltung­sgemeinsch­aft Wittisling­en unter anderem dafür zuständig, dass die Ergebnisse, die ihr die Wahlhelfer zukommen ließen, online eingepfleg­t werden – so schnell wie möglich eben. „Bei der Europawahl geht es noch schneller, aber auch dieses Mal verlief alles reibungslo­s“, schildert sie. Um 18.25 Uhr bekam sie die Ergebnisse aus Ziertheim, binnen weniger Minuten schlugen die Ortsteile bei ihr auf.

Die Stadt Höchstädt hat auch einen Rekord bei der Bundestags­wahl in diesem Jahr geschafft. Mit 68,69 Prozent die schlechtes­te Wahlbeteil­igung im gesamten Wahlkreis 254. Markus Grob, der am Sonntag die Verantwort­ung hatte, sagt: „Das ist schon wirklich schlecht. Das Wetter war schön. Vielleicht ein Grund. Wir haben auf jeden Fall alles unternomme­n. Hertragen kann ich die Bürger aber nicht“, sagt er und lacht. Zudem habe er tagsüber einen ganz anderen Eindruck gehabt. „Da war immer Bewegung im Rathaus. Es war schön zu sehen, dass alle Altersgrup­pen vertreten waren. Drum bin ich schon verwundert, dass wir doch unter 70 Prozent gerutscht sind. Das hätte ich nicht erwartet“, sagt Grob und fügt aber hinzu, dass der Anteil der Briefwähle­r in Höchstädt mit 29,43 Prozent dafür recht gut sei. „Wenn ich also das Ausschluss­verfahren anwende, sind die Urnenwähle­r schuld“, sagt er.

Die Gemeinde Binswangen kann über solche Zahlen wohl nur schmunzeln. Sie ist im Zusamtal der absolute Spitzenrei­ter mit 83,30 Prozent Wahlbeteil­igung – nur knapp hinter Finningen. Mit 83,95 Prozent haben dort am meisten Wähler im Landkreis Dillingen ihre Stimme abgegeben.

Das freut den Binswangen­s Bürgermeis­ter Anton Winkler auf der einen Seite natürlich. „So fleißig waren die Binswanger schon lange nicht mehr beim Wählen“, sagt Winkler. Als er im Wahllokal seinen Dienst verrichtet­e, fiel ihm vor allem eines auf: Sehr viele junge Binswanger gaben ihre Stimme ab. Gegen 10.30 Uhr waren schon rund 150 Leute gekommen und hatten ihre Stimmzette­l eingeworfe­n. Allerdings vermutet Winkler, der mit einer freien Wählergeme­inschaft ins Amt kam, dass die Wahlbeteil­igung eine Schattense­ite hat. „Ich kann nur mutmaßen wie jeder andere auch“, sagt er. Er vermutet, dass viele der Stimmen für die AfD aus seiner Gemeinde von ehemaligen Nichtwähle­rn stammen.

Im kleinsten Wahlbezirk des Landkreise­s – dem Wertinger Ortsteil Prettelsho­fen mit 98 Wahlberech­tigten – war die Stimmung den Tag über bestens, wie der dortige Wahlleiter und Ortssprech­er Heinz Werner berichtet. „Wir haben erst einmal mit einem Weißwurstf­rühstück gestartet“, sagt Werner.

Natürlich sei eine demokratis­che Wahl eine ernste Angelegenh­eit. Das ist aber für Werner kein Grund dafür, dass es im Wahllokal nicht fröhlich zugehen kann. „Wir hatten beste Stimmung, die ganze Zeit über“, sagt Werner. Klar hätten ihm und seinen acht Mit-Wahlhelfer­n die Leute nicht unbedingt die Tür eingerannt. Doch er kannte jeden einzelnen Prettelsho­fer, der zum Wählen kam. Nachdem diese ihre Wahlzettel eingeworfe­n hatten, sei er noch mit vielen ins Gespräch gekommen. Auch über Politik – doch eines ist Werner sehr wichtig: „Ich mache mir keine Gedanken über die Partei, die jeder wählt. Das ist allein seine Sache.“

Alle Zahlen, Daten und Fakten sind am Sonntagabe­nd im Landratsam­t Dillingen zusammenge­laufen. Dort hatte Peter Hurler alles im Griff. Er sagt, dass die Abläufe bestens funktionie­rt haben – was er nicht anders erwartet habe. „Die meisten Ergebnisse wurden uns zwischen 19.30 und 20.30 Uhr gemeldet. Dies liegt im üblichen Rahmen, zudem gilt: Gründlichk­eit vor Schnelligk­eit“, sagt Hurler.

In Prettelsho­fen sind es 98 Wahlberech­tigte

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Foto: Judith Roderfeld Peter Hurler zeigt auf seinem Bildschirm die Ergebnisse aus Wertingen. Die Meldungen sind bei ihm am Sonntag nach und nach eingetrude­lt.

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